Moor
(in
Oberdeutschland
Moos), ein unangebautes, feuchtes und sumpfiges Land von meist schwarzem Aussehen, im
Gegensatz
zum
Sumpf (s. d.); zwischen beiden steht der
Bruch (s. d.). Man unterscheidet: Grünmoore
(Gründlandmoore
), welche mit
einem grünen
Rasen und oft hoch wachsenden
Gräsern überzogen sind, sehr hoch liegende
¶
mehr
Hochmoore
und Schwarz- und Heidemoore
, auf denen nur die eigentlichen Torfpflanzen sowie einige andre, z. B.
Ledum palustre, Myrica Gale und Erica Vulgaris und E. tetralix, wachsen. Die erstern geben zwar in ihrem feuchten Zustand einen
Ertrag; das Heu ist aber wenig nahrhaft, dem Vieh meist unschmackhaft und kann nur bei sehr trockner Jahreszeit
gewonnen werden. Die Torfmoore geben fast gar keine Produktion als zuweilen eine höchst kümmerliche Weide
[* 3] und sind nur des
Torfstichs wegen von Wert.
Die größten Moore findet man in Amerika
[* 4] und Westindien,
[* 5] in Europa
[* 6] besonders in Irland, Ungarn
[* 7] und Polen. In Deutschland
[* 8] sind die
bedeutendsten: die in Ostfriesland, in der Lüneburger Heide,
[* 9] das Teufelsmoor
bei Bremen,
[* 10] das Bourtanger
Moor
auf der Grenze von Ostfriesland und das fast vollständig trocken gelegte Donaumoos in Bayern.
[* 11] Die Moor
bodenkultur, bei welcher
man im Frühjahr den Boden brennt, um sowohl die physikalische Beschaffenheit desselben zu verbessern, als auch den Pflanzen
neben dem reichlichen Humus eine entsprechende Menge von Mineralstoffen zu bieten (Brandkultur), war längst
als die Ursache des lästigen Herauchs bekannt und gefürchtet. Der Aufschwung der Staßfurter Kaliindustrie erweckte den Gedanken,
die Moore mit Kalisalzen zu düngen;
1882 wurden der Deutsche [* 12] Verein für Kultivierung der Moore (mit dem Sitz in Bremen) und eine unter dem preußischen Ministerium für Landwirtschaft stehende Moorversuchsstation in Bremen (vgl. deren »Mitteilungen«, Berl. 1886) gegründet;
der Gedanke selbst kann aber nur in bescheidenem Grad zur Ausführung kommen. Im mineralstoffarmen Moor wird jeder mineralische Dünger am Platz sein;
Kali allein kann nicht genügen, und jedenfalls muß zuvor die physikalische Bodenverbesserung gegeben sein.
Da, wo die torfige Masse zur Fabrikation sich eignet und es sich zunächst darum handelt, den Bewohnern der Moorlande Wasserstraßen zu eröffnen, befolgt man noch die alte Methode der Entwässerung durch Anlage tiefer Kanäle mit Seitenkanälen, Auffüllung des dazwischenliegenden Landes mit der ausgehobenen Erd-, Sand- und Humusmasse (Bunkererde) und Düngung mit Substanzen, die als Rückfracht für produzierten Torf aus den Städten geholt werden (holländische Fehnkultur).
Zum Unterschied gegen früher hat man in der Neuzeit aber vorzügliche Maschinen in Anwendung gebracht, darunter auch Dampfer, welche in das Moor hineinfahren, die ausgehobene Masse gleich zu Torfziegeln pressen und den zu eröffnenden Kanal [* 13] in entsprechender Tiefe und Breite [* 14] hinter sich bilden. Die eigentliche Moorbodenkultur in nachhaltiger Weise hat jedoch erst Amtsrat Rimpau auf ebenso einfache wie sinnreiche Art gelehrt. Er teilt das Moor in Dämme (»Dammkultur«) mit Entwässerungsgräben zur Seite und bringt diese mit einem Hauptabfluß in Verbindung, etwa so, wie man vorher auch verfahren war.
Die Dämme bedeckt er aber 10 cm hoch mit Sand, und darauf düngt er mit Kalisalzen und Superphosphat. Die Sandschicht wird also mit Nährstoffen reichlich versehen; sie erstickt das Wachstum der aus dem Moor schießenden Unkräuter, bleibt durch Anziehung hinreichend befeuchtet, um nicht verweht werden zu können, und schützt den Boden vor der besonders im Frühjahr so gefährlichen Erkaltung, so daß ein Erfrieren der Pflanzen nicht mehr vorkommt. Die Pflanzen finden reichliche Nahrung in der Sandschicht, hier auch die erforderliche Wärme [* 15] und Feuchtigkeit und können, wenn sie tiefer eindringen, aus der überdeckten Moorschicht sich noch Nahrung holen, ohne daß das Unkraut ihnen diese streitig machen kann.
Durch diese Verbesserung wird das Brennen entbehrlich, dann können auch Kalisalze so gut wie jeder andre Dünger wirksam werden, und daher erklärt es sich, daß namentlich mit Sommerkorn, Raps und Kartoffeln erstaunliche Erträge gewonnen werden konnten.
Vgl. Peters, Die moderne Moorkultur (Osnabr. 1874);
Birnbaum, Über das Moorbrennen und die Wege zu seiner Beseitigung (Glog. 1873);
Schweder, Die Moorkultur (Brem. 1878);
»Die Moorgebiete des Herzogtums Bremen« (offiziell, Berl. 1879);
Runde, Statistik der Moore in der Provinz Schleswig-Holstein [* 16] (das. 1880);
Birnbaum, Die Torfindustrie und die Moorkultur (Braunschw. 1880);
Massenbach, Praktische Anleitung zur Rimpauschen Moordammkultur (Berl. 1884);
Krey, Die Moorkultur (das. 1885).