Titel
Mineralwässer
(Mineral- oder Heilquellen, Gesundbrunnen), Quellwässer, welche sich von den gewöhnlichen Quellwässern, sei es durch das Vorkommen von besondern Bestandteilen, sei es durch einen hohen Gehalt an Stoffen, welche in andern Quellwässern nur in geringen Spuren vorhanden sind, sei es durch eine höhere Temperatur, auszeichnen. Die Wichtigkeit eines Gehalts des Wassers an Jod und Brom, die Steigerung der Menge des keiner Quelle [* 2] fehlenden Chlornatriums bis zur Hervorbringung einer Solquelle und die Wildbäder, deren Wasser sich eben nur durch die hohe Temperatur auszeichnen, während der Gehalt an gelösten Stoffen ein ganz geringer ist, sind Beispiele für die verschiedenen Eigenschaften, welche ein Quellwasser zum Mineralwasser machen können.
Als Hauptbestandteile der Mineralwässer
sind aufzuführen:
Chloride,
Schwefelsäure-,
Kohlensäure- und Doppeltkohlensäuresalze sowie
Sulfurete von
Kalium,
Natrium,
Magnesium,
Calcium,
Strontium,
Eisen
[* 3] und
Mangan.
Ammoniak kommt selten vor,
Rubidium und
Cäsium nur
in
Spuren,
Lithium,
Baryum,
Aluminium, aber auch
Kupfer,
[* 4]
Blei,
[* 5]
Zink in geringer
Menge. Wichtig ist ein
Brom- und
Jodgehalt, außerdem kommt sehr regelmäßig
Kieselsäure vor, seltener
Fluor,
Phosphorsäure,
Salpetersäure,
arsenige Säure,
Borsäure, freie
Schwefel- und
Salzsäure etc.
Organische
Stoffe finden sich immer nur in geringer
Menge, und ihre
Natur ist noch
sehr wenig erforscht. An
Gasen enthalten die Mineralwässer
gelöst:
Sauerstoff,
Stickstoff,
Schwefelwasserstoff, Kohlenoxysulfid
und gewöhnlich
Kohlensäure, diese bisweilen in sehr großer
Menge. Nach ihren
Bestandteilen kann man die Mineralwässer
in folgender
Weise
gruppieren: A. Alkalische Mineralwässer
(Natropegae) enthalten vorzugsweise kohlensaures
Natron und
Kohlensäure,
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außerdem kohlensauren Kalk, kohlensaure Magnesia, schwefelsaures Natron und Chlornatrium. a) Einfache Säuerlinge mit wenig festen
Bestandteilen und nicht unter 400 ccm Kohlensäure in 1 Lit.: Heppinger, Apollinaris- und Landskroner Brunnen
[* 7] im Ahrthal, die Säuerlinge
des Laacher Sees, die Wernarzer und Sinnberger Quelle bei Brückenau, Liebwerda, Marienquelle in Marienbad, Dorotheenau bei
Karlsbad. b) Alkalische Säuerlinge mit bedeutendem Gehalt an kohlensaurem Natron und Kohlensäure und sehr untergeordneten Mengen
andrer Bestandteile: Vichy, Neuenahr, Mont Dore, Néris, Chaudes-Aigues, Bilin, Fachingen, Geilnau, Gießhübel, Preblau, Borszek, Elöpatak,
Rodna. c) Alkalisch-muriatische Säuerlinge enthalten neben kohlensaurem Natron auch Kochsalz: Ems,
[* 8] Luhatschowitz (jod- und bromreich),
Selters, Gleichenberg, Weilbach (Lithionquelle), Raisbach bei Bonn,
[* 9] Krankenheil. B. Glaubersalzwässer enthalten
neben kohlensaurem vorwaltend schwefelsaures Natron: Karlsbad, Bertrich, Marienbad, Tarasp-Schuls, Ofen, Salzbrunn, Rohitsch, Salzquelle
in Franzensbad. C. Eisenwässer (Chalybopegae) mit einem Gehalt an Eisensalzen (meist doppeltkohlensaurem Eisenoxydul) von nicht
weniger als 0,06 in 1 Lit. a) Reine Eisenquellen sind arm an festen Bestandteilen, reich an Kohlensäure:
Schwalbach, Spaa, Altwasser, Brückenau, Reinerz, Liebenstein, Königswerth, Ambrosius- und Karolinenquelle in Marienbad, Hofgeismar,
Schandau, Freienwalde, Niederlangenau, Steben. b.) Alkalische und alkalisch-salinische Eisensäuerlinge enthalten außer kohlensaurem
Eisenoxydul noch kohlensaures, schwefelsaures Natron und Kohlensäure in hervorragender Menge: Franzensbad, Elster,
[* 10] Kudowa, Flinsberg,
Bartfeld. c) Erdig-salinische Eisensäuerlinge enthalten neben kohlensaurem Eisenoxydul und schwefelsaurem
Natron noch kohlensauren und schwefelsauren Kalk: Pyrmont, Driburg, Rippoldsau, Petersthal, Griesbach, Freiersbach, Antogast, Schuls,
Charlottenbrunn, Wildungen, Contrexéville. d) Eisenwässer mit schwefelsaurem Eisenoxydul: Alexisbad, Muskau, Mitterbad und Ratzes
in Tirol.
[* 11] D. Kochsalzwässer (Halopegae) mit vorherrschendem Gehalt an Kochsalz und andern Chloriden enthalten in untergeordneter
Menge schwefelsaure Alkalien und Erdsalze, kohlensaure Erdsalze und kohlensaures Eisenoxydul. a) Einfache
Kochsalzwässer mit geringem Kochsalzgehalt: Kissingen,
[* 12] Homburg,
[* 13] Kronthal, Mergentheim,
[* 14] Neuhaus bei Aschaffenburg,
[* 15] Kannstatt,
[* 16] Aachen,
[* 17] Burtscheid, Mehadia, Wiesbaden,
[* 18] Baden-Baden,
[* 19] Bourbonne les Bains, Mondorf, Soden. b) Solen mit bedeutendem Kochsalzgehalt: Nauheim,
Öynhausen, Soden, Ischl,
[* 20] Reichenhall, Arnstadt,
[* 21] Salzungen, Wittekind, Jaxtfeld, Kösen, Sulza, Juliushall, Frankenhausen, Beringer Brunnen,
Hubertusbrunnen, Hall
[* 22] in Württemberg,
[* 23] Hall bei Innsbruck,
[* 24] Salzhausen. c) Jod- und bromhaltige Solen mit bedeutendem
Jod- und Bromgehalt: Kreuznach,
[* 25] Elmen, Dürkheim,
[* 26] Adelheidsquelle, Hall in Oberösterreich, Salzbrunn, Wildegg, Königsdorf-Jastrzemb.
E. Bitterwässer (Picropegae) enthalten vorwiegend Bitter- und Glaubersalz: Püllna, Saidschütz, Sedlitz, Gran,
[* 27] Ivanda, Budapest
[* 28] (Hunyadi), Birmensdorf und Mülligen in der Schweiz,
[* 29] Friedrichshall und Alap in Ungarn.
[* 30] F. Schwefelwässer (Theiopegae)
riechen deutlich nach Schwefelwasserstoff und enthalten lösliche Schwefelmetalle: Stachelberg, Le
[* 31] Prese, Heustrich in der Schweiz,
Barèges, Eaux-Chaudes, Bagnères de Luchon, Amélie les Baius, Aix, Eaux Bonnes. G. Erdige oder kalkhaltige Mineralwässer
enthalten vorwiegend
kohlensauren und schwefelsauren Kalk, Chlorcalcium. a) Einfache erdige Mineralwässer:
Leuk, Bormio, Lippspringe, Bath,
Weißenburg
[* 32] in Bern,
[* 33] Saxon in Wallis.
b) Erdige Mineralwässer
mit erheblichem Gehalt an Schwefelwasserstoff: Baden
[* 34] bei Wien,
[* 35] Baden im Aargau,
Schinznach, Trentschin,
Teplitz, die Euganeischen Thermen oder Bäder von Abano, Nenndorf, Eilsen, Meinberg, Langenbrücken, Boll, Reutlingen,
[* 36] Wipfeld, Hechingen.
H. Indifferente Thermen, Wildbäder (Akratothermen), sind arm an festen und gasförmigen Bestandteilen, nur
Stickgas entwickelt sich aus den meisten in bedeutender Menge; sie wirken wohl hauptsächlich durch ihre hohe Temperatur: Plombières
19-65°, Topuszko 49-55°, Banis 30-50°, Teplitz 39-49,4,° Wildbad Gastein 35-48°, Warmbrunn 35-40,5,° Römerbad bei Tüffer
37,5,° Wildbad in Württemberg 35-38,4,° Pfäfers und Ragaz 34-35°, Neuhaus 35°, Schlangenbad 27-30,5,° Landeck 17,5-29°,
Johannesbad 29°, Tobelbad 25-29°, Liebenzell 22,5-25°.
Die Bestandteile der Mineralwässer
entstammen, wie die der Quellen überhaupt, den von den versinkenden atmosphärischen Niederschlägen
berührten Gesteinen, wobei sich dadurch, daß das Wasser in den verschlagenen Schlangenwegen, welche seinen unterirdischen
Lauf charakterisieren, eine große Menge Gestein auslaugen kann, Konzentrationsprozesse in dem Sinn abspielen
können, daß ein in den Gesteinen weitverbreiteter, aber nur in Spuren vorkommender Bestandteil sich im Quellwasser in relativ
viel bedeutenderer Menge vorfindet. So entstammen die Solen nicht immer unterirdischen Salzlagern, sondern sie entspringen
mitunter auch aus kristallinischen Gesteinen, den in denselben zwar unbedeutenden, aber weitverbreiteten Chlornatriumgehalt
sammelnd.
Auch die Erhöhung der Temperatur bei den sogen. Thermen ist nur auf eine Wärmezufuhr aus den vom Wasser bespülten Gesteinen zurückführbar; das Wasser versinkt bis zu denjenigen Tiefen der Erdrinde, bei denen durch die erfahrungsmäßige Wärmezunahme nach dem Erdinnern zu die Temperatur der Quelle herrscht; benutzt dann die Quelle beim Aufsteigen eine Spalte, also einen bequemen, rasch zurücklegbaren Weg, so wird sie ohne wesentlichen Wärmeverlust an der Erdoberfläche ankommen mit dem der tiefsten Stelle ihres unterirdischen Laufes entsprechenden Wärmegrad.
Wechselt die Natur der Gesteine, [* 37] welche vom versinkenden Wasser berührt werden, so kann sich eine Mannigfaltigkeit von chemischen Prozessen abspielen. So kann mit Sauerstoff beladenes Wasser in der Tiefe auf Schwefeleisen, in Kalkstein eingeschlossen, stoßen; dieses liefert bei der Oxydation nicht nur leicht lösliches Eisensulfat, sondern auch Schwefelsäure, [* 38] die dann auf das Calciumcarbonat einwirken wird und das Wasser mit Kohlensäure anreichert, für welche es aber auch noch andre Abstammung geben kann: unterirdische Ansammlungen gasförmiger Kohlensäure vulkanischen Ursprungs oder Zufuhr aus den obersten Schichten der Erde, deren Vegetationshülle reichlichst Kohlensäure, vom Wasser in die Tiefe entführt, liefern kann. Mit Kohlensäure auf irgend einem Weg versehen, wird das Wasser alle von ihm berieselten kohlensauren Gesteine stark auflösen, als doppeltkohlensaure Salze an die Erdoberfläche transportieren. Spielt sich der oben erwähnte Oxydationsprozeß von Doppelschwefeleisen in dolomitischen Gesteinen ab, so sind die Bedingungen zur Bildung von Bitterwässern gegeben; wirkt die auf diesem Wege ¶
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gebildete Schwefelsäure auf alkalihaltige Silikate ein, so entstehen Glaubersalzquellen. Mit Sulfaten, etwa mit Gips,
[* 40] beladene
Wässer können beim Durchsinken bituminöser Schichten eine Reduktion der Sulfate erleiden und die neugebildeten Schwefelverbindungen
eine Schwefelwasserstoffquelle veranlassen. Charakteristisch sind ferner für gewisse Mineralwässer
die Absätze, die sie an ihrer Austrittsstelle
liefern, so namentlich der Schwefel für die Schwefelwasserstoffquellen, die kohlensauren Salze als solche
oder wie das Eisencarbonat weiter oxydiert (zu Eisenhydroxyd) für die Säuerlinge. In diesen Absätzen finden sich nicht selten
die im Quellwasser nur in sehr geringen Spuren auftretenden Körper in wägbarer Menge (so z. B. Arsen in den Eisenabsätzen).
Die Mineralwässer
werden zum Teil direkt an der Quelle getrunken (Brunnenkur) oder zum Baden benutzt, vielfach aber
auch auf Krüge
[* 41] oder Flaschen gefüllt und verschickt. Wird hierbei nicht genügend Rücksicht auf die Beschaffenheit des Wassers
genommen, so kann dasselbe in kurzer Zeit sich zersetzen. Als Schutzmittel wirkt stets die freie Kohlensäure, welche die
Kohlensäuresalze der alkalischen Erden und des Eisens in Lösung erhält und durch ihren Druck den Zutritt
der Luft in die Flaschen hindert. Man hat deshalb mehrfach angefangen, beim Füllen der Flaschen Vorkehrungen zu treffen, durch
welche die im Mineralwasser enthaltene freie Kohlensäure am Entweichen gehindert wird.
Künstliche Mineralwässer.
Der gesteigerte Konsum der Mineralwässer
hat dazu geführt, die natürlichen Mineralwässer nachzuahmen, durch künstliche
zu ersetzen. Indem man genau die Analyse der und das Verhalten der nachgewiesenen Stoffe berücksichtigt, gelangt man zu Nachbildungen,
welche die natürlichen Mineralwässer
in vielen Fällen vollständig zu ersetzen im stande sind und stets gleiche Beschaffenheit haben,
während die natürlichen Mineralwässer
in verschiedenen Jahren oder Jahreszeiten
[* 42] erhebliche Schwankungen in ihrer
Zusammensetzung zeigen. In neuerer Zeit hat man gleichsam neue Mineralwässer
geschaffen, indem man Mischungen
herstellte, die sich
nicht in der Natur vorfinden u. für manche Fälle oft viel zweckmäßiger zusammengesetzt sind als die
natürlichen Mineralwässer, bei denen gewisse Bestandteile unangenehme Nebenwirkungen hervorbringen können.
Die Fabrikation der künstlichen Mineralwässer erfolgt im allgemeinen in der Weise, daß man sehr reines (destilliertes) Wasser mit den der Analyse entsprechenden Ingredienzien versetzt, dann mit Kohlensäure unter einem Druck von mehreren Atmosphären sättigt und das fertige Wasser auf Flaschen füllt. Bei fabrikmäßigem Betrieb benutzt man zur Entwickelung der Kohlensäure Apparate mit Rührwerk, z. B. einen innen verzinnten und mit Blei ausgelegten kupfernen Cylinder A [* 39] (Fig. 1), durch dessen Deckel, mit Stopfbüchsen [* 43] o gedichtet, eine durch die Kurbel [* 44] p drehbare Messingwelle n geht, an der ein vierarmiger, mit Blei beschlagener hölzerner Rührapparat befestigt ist.
In der Mitte des Entwickelungsgefäßes erhebt sich ein Cylinder, welcher das Bleigefäß B zur Aufnahme der Säure enthält. Die Öffnung a im Boden desselben kann durch das Stangenventil b mittels der Kurbel e geöffnet und geschlossen werden. Die kleine Öffnung c dient zur Druckausgleichung, die Verschraubung f zum Einfüllen der Säure, m ist ein Manometer, [* 45] h dient zum Einfüllen des Kohlensäuresalzes, als welches man Magnesit, auch Kreide [* 46] oder Kalkstein benutzt, l zum Ablassen der Lösung nach vollendeter Entwickelung.
Die Kohlensäure entweicht durch das mit Hahn [* 47] z versehene Rohr r, während i ein Sicherheitsventil ist. Die Kohlensäure passiert ein oder mehrere halb mit Wasser gefüllte Waschgefäße und wird auch, wenn nötig, mit Eisenvitriollösung, Sodalösung, neutraler. Eisenchloridlösung, übermangansaurem Kali oder Öl gewaschen, passiert auch wohl ein Gefäß [* 48] mit frisch ausgeglühter Holzkohle. Man sammelt die Kohlensäure in Gasometern von gewöhnlicher Konstruktion und treibt sie durch eine Druckpumpe in ein kupfernes, innen verzinntes Mischgefäß, in welchem ein Rührwerk das Gas mit dem Wasser, welches bereits die dem Mineralwasser eigentüm-
[* 39] ^[Abb.: Fig. 1. Kohlensäure-Entwickelungsapparat.]
[* 39] ^[Abb.: Fig. 2. Apparat zur Darstellung künstlicher Mineralwässer.] ¶
Titel
Mineralwässer;
es sind dies bekanntlich solche Quellwässer, welche sich durch einen größern Gehalt an festen, bei der Abdampfung zum Vorschein kommenden Salzen, häufig auch durch einen Gasgehalt (Kohlensäure oder Schwefelwasserstoff), und zum Teil durch die warme oder heiße Temperatur, mit welcher sie aus der Erde quellen, von gewöhnlichem Brunnenwasser unterscheiden. Die Bestandteile solcher Wässer sind nach Art und Menge sehr verschieden und man hat sie hiernach in folgende Klassen gebracht:
1) Eisen- oder Stahlwässer; enthalten viel Kohlensäure und in dieser kohlensaures Eisenoxydul aufgelöst. Man bezeichnet sie auch näher als Eisensäuerlinge. In einzelnen Fällen ist das Eisen auch als Vitriol vorhanden.
2) Schwefelwässer, zeigen einen mehr oder minder deutlichen Geruch nach faulen Eiern oder vielmehr, wie diese auch, nach Schwefelwasserstoff, enthalten aber meist noch verschiedne Salze und Kohlensäure.
3) Alkalische Wässer, mit vorwiegendem Gehalt an kohlensaurem Natron, daher laugenhaft schmeckend, in der Regel noch gasförmige Kohlensäure enthaltend.
4) Bitterwässer, durch einen Gehalt an schwefelsaurer Magnesia deutlich bitter schmeckend.
5) Salzwässer oder Soolen, deren Hauptbestandteil Kochsalz ist, bilden zum Teil warme Quellen.
6) Säuerlinge. Bei ihnen ist die Kohlensäure der charakteristische Bestandteil, der ihnen den angenehm säuerlich-prickelnden Geschmack verleiht. Infolge dieses Gehaltes an freier Kohlensäure enthalten diese Säuerlinge häufig auch gewisse Mengen kohlensauren Kalk und kohlensaure Magnesia aufgelöst, ebenso wie die Stahlwässer das kohlensaure Eisenoxydul; beim Stehen an der Luft scheiden sich dann diese Karbonate infolge des Entweichens der freien und halbgebundnen Kohlensäure in Form von unlöslichen Flocken aus.
Viele unsrer Mineralwässer werden bekanntlich in wohlverschlossenen steinernen oder gläsernen Flaschen versendet und ¶
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dadurch Handelsartikel. Große derartige Handlungen führen gegen 60 verschiedne Wässer. Die Füllung der Flaschen unmittelbar aus den Quellen erfordert Aufmerksamkeit und Sorgfalt, damit von den Gasen möglichst wenig verloren gehe und die Füllung frei von Staub und andern Unreinigkeiten gehalten werde, durch welche der Flascheninhalt in der Regel bald verdirbt. Eisenwässer sind sehr empfindlich gegen Luft, die etwa mit in die Flaschen gelangt, indem sich durch Einwirkung derselben der Eisengehalt ausscheidet und schlammförmig absetzt.
Überhaupt sind nur die kalten und an Gasen nicht zu reichen Wässer versendbar, ohne an Kräftigkeit viel einzubüßen. Die Füllung und Versendung der Wässer geschieht im Frühjahr und enthalten die Flaschenstöpsel meistens auf der Unterseite die laufende Jahrzahl eingebrannt. Früherhin waren die Abnehmer völlig zufrieden gestellt durch einige Garantie, daß die Wässer von diesjähriger Füllung seien; gegenwärtig bieten die Brunnendirektionen, aus Anlaß der starken Konkurrenz der künstlichen Mineralwässer, selbst mehr.
Eine Anzahl Direktionen halten auf Hauptplätzen Zentrallager, die durch beständige Zusendungen immer frisch erhalten werden und von denen die kaufmännischen Kunden durch bloßen Umtausch gegen Ware, die über einen Monat alt geworden, frische beziehen können. Auf dieser Liste stehen: Adelheidsquelle, Bilin, Friedrichshall, Püllna und Saidschitz, Driburg, Eger, Ems, Homburg, Krankenheil, Karlsbad, Kissingen, Marienbad, Pyrmont, Salzbrunn, Schwalbach, Selters, Vichy, Weilbach, Wildungen. -
Die künstliche Nachbildung der natürlichen Mineralwässer wurde schon in frühern Jahrhunderten versucht, konnte aber erst durch die heutige Verfeinerung der chemischen Analyse perfekt werden und es werden jetzt die meisten gangbaren Wässer auch künstlich fabriziert. Natürlich kann nur auf Grund der genauesten Ermittelungen der Bestandteile eines natürlichen Wassers und ihrer Mengenverhältnisse auch eine genaue Nachbildung desselben aus destilliertem Wasser unter Hinzufügung derselben Bestandteile, die man in den natürlichen M. gefunden hat, mit Erfolg unternommen werden, während eine Nachahmung aus dem Gröbsten viel leichter thunlich ist.
Bekanntlich war der Apotheker Dr. Struve in Dresden der erste, der die Industrie der künstlichen M. ergriff und ausbildete, und durch Errichtung von Trinkanstalten in verschiednen Städten seine Produkte populär machte. Ob diese künstlichen Erzeugnisse wirklich die natürlichen völlig ersetzen können oder nicht, hängt nur von der bei der Bereitung angewendeten Sorgfalt ab, sodaß auch die kleinsten Mengen eines in einem natürlichen M. gefundenen Stoffs, auch wenn er scheinbar für unwirksam gehalten werden sollte, in dem künstlichen Wasser in der richtigen Menge und derselben Verbindung sich wieder finden; ist dies nicht der Fall, so kann ein solches künstliches M. das natürliche auch nicht vollständig ersetzen. -
Die Bestandteile, welche sich in verschiednen Mineralwässern vorfinden, sind wie gesagt sehr mannigfaltig. So finden sich im Selterswasser außer der Kohlensäure und den Hauptingredienzen Kochsalz und kohlensaures Natron noch kleine Mengen von schwefelsaurem Kali, Chlorkalium, phosphorsaurem Kalk, sowie Spuren von Thonerde, Fluorcalcium, kohlensauren Kalk, Strontians, Baryt, Lithion, Magnesia, Eisen, Kieselsäure. Die abführenden Wässer wirken durch ihren Gehalt an Glaubersalz oder Bittersalz und Chlormagnesium. Einzelne Quellen sind brom- und jodhaltig und genießen dadurch das Zutrauen besondrer Heilwirkungen; viele enthalten auch sehr kleine Spuren von Cäsium, Rubidium, Mangan, Arsen u. a. Metallen. -
Einige Wässer werden nicht bloß in Erwartung einer medizinischen Wirkung, sondern auch als bloßes Erfrischungs- und Durstlöschungsmittel getrunken und in ihnen ist die Kohlensäure das Wesentliche. Es sind diese das reine kohlensaure Wasser, das Soda- und das Selterswasser. Das letztere bildet eigentlich ein Mittelding, indem es ebensowohl Gesunden als ein ausgezeichnetes Durstlöschungs- und Erfrischungsmittel, wie Patienten in einer ganzen Reihe krankhafter Zustände dient. Es war auch dasjenige, dessen Nachahmung zuerst versucht wurde.
Solche Wässer, bei denen es sich also nicht um strikte Nachbildung einer bestimmten Quelle handelt, sind bekanntlich in neurer Zeit in den ausgedehntesten Verbrauch gekommen und überall käuflich. Sie sind stets Fabrikware und man hat es dabei in der Gewalt, ihnen einen viel stärkern Kohlensäuregehalt zu geben als die natürlichen Wässer nach ihrer Abfassung in Flaschen haben können. Die Bereitung solcher Wässer zum Privatverbrauch wird, wie bekannt, sehr häufig in den hierzu käuflichen kleinen Apparaten vorgenommen.
Bei fabrikmäßiger Darstellung gestalten sich Apparate und Operationen anders; die drei Arbeitsstadien sind: Entwickeln des Kohlensäuregases aus kohlensauren Mineralien, Reinigen und gewaltsames Einpressen desselben in reines Wasser. Die besten Materiale zur Säuregewinnung sind die natürliche kohlensaure Magnesia (s. Magnesit) und Abfälle von weißem Marmor. Aus gewöhnlichem Kalkstein und Kreide bringt das Gas einen übeln Geruch mit, der die Reinigungsarbeit schwieriger macht.
Der Entwickler des Apparats ist ein metallener Cylinder mit Bleifütterung, in dessen Deckel sich drei verschließbare Öffnungen befinden. Durch die eine wird das kohlensaure Mineral, gepulvert und mit heißem Wasser angerührt, eingegeben; auf der andern steht ein Trichter, aus welchem durch einen Hahn absatzweise Schwefelsäure ins Innere fließen gelassen wird; in der dritten ist das Rohr eingesetzt, durch welches die entwickelte Kohlensäure ab- und in die Waschgefäße geleitet wird. Im Entwickler findet sich ein Rührwerk, dessen stehende Welle durch den Deckel gasdicht nach außen geht und das in Umdrehung gesetzt wird, wenn die erste stürmische Gasbildung nachläßt. Der Reinigungsapparat besteht aus drei durch Rohrleitungen verbundenen geschlossenen Gefäßen von der Einrichtung der sog. Woulffschen Flaschen; das erste enthält eine Lösung von Eisenvitriol, das zweite eine solche von doppeltkohlensaurem Natron, das dritte reines Wasser. Nachdem das ¶
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Gas diese drei Lösungen durchstrichen und sich dadurch gereinigt hat, tritt es in den Sammler, der eine in Wasser stehende, sich hebende und senkende Glocke ist, ganz von der Einrichtung und Wirkung der Gasometer an Gasanstalten. Zur Einverleibung des Gases in das Wasser dient das Mischgefäß, ein verschließbarer Ballon oder liegender Cylinder, in welchen, nachdem er bis über die Hälfte mit Wasser gefüllt worden, mittels einer Luftpumpe das aus dem Sammler geschöpfte Gas so lange eingepumpt wird, bis die beabsichtigte Spannung in demselben (4-5 Atmosphären) erreicht ist.
Während des Einpumpens wird gleichzeitig das im Mischgefäß liegende, mit Flügeln versehene Rührwerk, dessen horizontale Welle gasdicht durch die Wandungen geht, in Bewegung gesetzt, denn nur dann, wenn das Wasser solchergestalt stark geschlagen wird, nimmt es größere Gasmengen rasch und willig auf. Man hat auch vereinfachte Apparate, sog. Selbstentwickler, bei welchen der Gasometer und die Druckpumpe in Wegfall gebracht sind und das Gas aus dem Waschapparat direkt in das Mischgefäß tritt. Hier muß also der benötigte Druck von mehreren Atmosphären durch die Anhäufung des Gases im Entwickler selbst erzeugt werden, der dann um so stärker gebaut sein muß.
Ist die Mischung von Gas und Wasser geschehen, so wird die Flüssigkeit auf Flaschen abgezogen. Hierzu dient eine besondre Vorrichtung, die Füll- und Verkorkungsmaschine mit einem besonders konstruierten Hahn, aus welchem das Wasser in die Flaschen dringt, ohne daß die äußere Luft ins Spiel kommt. Dem Wasser folgt alsbald der in den Flaschenhals eindringende Kork, worauf die Flaschen sogleich von Arbeitern erfaßt und durch Verbinden mit Draht gesichert werden.
Für die Versorgung von Trinkanstalten dienen kupferne, innen verzinnte Cylinder, deren Steigrohr im Innern bis ganz nahe an den Boden herabgeht, sodaß alle Flüssigkeit an diesem tiefsten Punkte eintreten muß. Der Druck, den die im Gefäß zurückbleibende und den durch das Auslassen sich vergrößernden Raum immer erfüllende Kohlensäure auf den Wasserspiegel ausübt, bewirkt das Steigen der Flüssigkeit bis zur Neige. In der Regel wird solchen Cylindern, um ihnen die hierzu nötige Spannkraft zu sichern, nach dem Füllen noch etwas Kohlensäuregas eingepreßt.
Das sog. Sodawasser unterscheidet sich von gewöhnlichen kohlensauren durch nichts weiter als einen kleinen Gehalt an doppeltkohlensaurem Natron, welches vorher zu dem Wasser im Mischgefäß gegeben wird. Das künstliche Selters wird ebenso einfach hergestellt durch Zusatz von Kochsalz und kohlensaurem Natron und vielleicht noch einer Wenigkeit eines Magnesiasalzes. Sämtliche M., sowohl natürliche, als auch künstliche, müssen an möglichst kühlen, aber frostfreien Orten aufbewahrt werden. - Zoll: Künstliche wie natürliche M. sind zollfrei.