Milzbranddistrikte
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Milzbranddistrikte,
(Bacillus anthracis Cohn), die Ursache des Milzbrandes (s. d.), unbewegliche stäbchenförmige Zellen von 0,006 mm Länge und 0,001 mm Breite, [* 3] die außerhalb des Tierkörpers sich zu sehr langen Fäden entwickeln können, während sie im Blut des infizierten Tieres nur kurze Gliederketten bilden. Innerhalb der Zellleiber werden stark glänzende Sporen gebildet (s. Tafel: Bakterien, [* 1] Fig. 3), welche sehr widerstandsfähig sind, sowohl gegen hohe Temperatnren (140° C.) als desinfizierende Mittel (Carbolsäure u. a.) und viele Jahre keimfähig bleiben.
Die Sporenbildung geht aber, ebenso wie das Wachstum der Bacillen überhaupt, nur bei einer Temperatur zwischen 18 und 34° C und bei genügendem Sauerstoffzutritt von statten, so daß hieraus erklärlich ist, daß innerhalb des Tierkadavers niemals Sporen gebildet werden. Die tödliche Wirkung der Milzbrandbacillus beruht aus der Erzeugung eines starken chem. Giftes. Am reichlichsten sind die Milzbrandbacillus bei der Milzbrandkrankheit in der stark geschwollenen Milz vorhanden. In gewissen Gegenden, den sog. Milzbranddistrikten, vermehren sich die Milzbrandbacillus wahrscheinlich auf Pflanzen, deren Genuß (grün oder als Heu) bei den Pflanzenfressern die gewöhnliche Form des Milzbrandes bervorruft.
Durch langdauernde Kultur bei 42° C. verlieren die Bacillen allmählich ihre Virulenz, so daß sie Tiere, welche den normalen Bacillen sofort erliegen, nicht mehr zu töten vermögen. Durch diese Entdeckung gelangte Pasteur zu seinem Schutzimpfverfahren (s. Milzbrand), welches aber nur gegen den Impfmilzbrand schützt, nicht gegen den Fütterungsmilzbrand, und daher gegenwärtig noch nicht praktisch zu verwerten ist. Der Milzbrandbacillus wurde schon 1849 von Pellender, 1850 von Davaine gesehen und 1863 von letzterm für die Ursache des Milzbrandes erklärt: zur sichern Anerkennung seiner pathogenen Eigenschaften führten vorwiegend die Impfexperimente R. Kochs 1876, der auch seine Wachstums- und Entwickelungsverhältnisse völlig klarlegte.