Titel
Meyendorf
,
Freiherren von, ein in den russ.
Ostseeprovinzen ansässiges, ursprünglich aus
Sachsen
[* 2] stammendes Adelsgeschlecht,
dessen erstes bekanntes Mitglied,
Konrad von Meyendorf
, um 1200 mit den Schwertrittern nach
Livland
[* 3] kam. Die hervorragendsten
Glieder
[* 4] des
Geschlechts sind:
1)
Georg,
Freiherr von, Sohn des russ. Kavalleriegenerals
Kasimir von Meyendorf
, geb. 1790, machte sich namentlich
durch seine
Reise von
Orenburg nach
Bochara, welche er 1820 als
Hauptmann im
Generalstab ausführte und in
»Voyage d'Orenbourg
à Boukhara fait en 1820« (Par. 1826; deutsch von Scheidler,
Jena
[* 5] 1826) beschrieb, bekannt. Während des polnischen Revolutionskriegs 1831 kommandierte
er das Kürassierregiment
Prinz
Albrecht von
Preußen,
[* 6] mit
dem er in der
Schlacht von
Grochow einen glänzenden
Angriff machte, wurde nach der
Eroberung
Warschaus
Generalmajor, dann Generaladjutant des
Kaisers, 1843
Generalleutnant, 1852
Chef
des kaiserlichen
Marstalls und 1855 Oberstallmeister und
Präsident des Hofstallamts. Er starb 1863.
2) Alexander, Freiherr von, Bruder des vorigen, geb. 1792, ward 1839 russischer Wirklicher Staatsrat und begleitete 1840 und 1841 Murchison und Verneuil auf ihrer geognostischen Reise durch den Norden [* 7] Rußlands. Als Präsident der Handelskammer in Moskau [* 8] hat er sich um die Hebung [* 9] des russischen Handels und Gewerbfleißes verdient gemacht. Namentlich verdanken die großen russischen Fabrikschulen ihm ihre Entstehung. Mit Paul Sinowjew gab er 1842 zu Petersburg [* 10] in russischer Sprache [* 11] und 1844 zu Berlin [* 12] in deutscher Übersetzung eine industrielle Karte des russischen Reichs heraus. 1851 wurde er dem Statthalter Fürsten Woronzow zur Leitung des Handels und der industriellen Angelegenheiten Transkaukasiens beigegeben und im März 1853 zum Geheimrat ernannt. Er wurde Mitglied des Reichstags und starb in Petersburg.
3)
Peter,
Freiherr von,
Bruder des vorigen, geb. machte die
Feldzüge von 1812 und 1813 gegen
Napoleon I. mit, widmete
sich sodann der diplomatischen Laufbahn und ward 1820
Charge d'affaires im
Haag,
[* 13] später Legationssekretär in
Madrid,
[* 14] 1828 Gesandtschaftsrat
in
Wien,
[* 15] 1832 Gesandter in
Stuttgart
[* 16] und 1839 in
Berlin. Im
August 1850 ward er als russischer
Botschafter
nach
Wien gesandt, um in den Verwickelungen zwischen
Preußen und
Österreich
[* 17] eine Vermittlerrolle zu übernehmen, und beteiligte
sich in dieser
Stellung an den
Olmützer
Konferenzen von 1851 und 1853. Im Juni 1854 von
Wien abberufen,
trat er in
Petersburg als
Reichsrat in das
Departement für
Staatswirtschaft und ward 1857 zugleich Obersthofmeister und
Direktor
des kaiserlichen Privatkabinetts. Er starb Meyendorf
war ein ausgezeichneter Geolog, dessen Sammlung in
den
Besitz seines
Bruders
Alexander überging.