Methylalkohol
(Methyloxydhydrat, Holzgeist, Holzalkohol, Holzspiritus) CH4O entsteht bei trockner Destillation [* 2] des Holzes und der Runkelrübenmelasse, verdichtet sich mit den gleichzeitig auftretenden Dämpfen von Wasser, Essigsäure etc. und findet sich daher im rohen Holzessig, aus welchem er sich nach der Neutralisation bei der Rektifikation zuerst verflüchtigt, so daß man ihn gesondert auffangen kann. Durch Rektifikation in Kolonnenapparaten, wie sie in der Spiritusfabrikation [* 3] gebräuchlich sind, und mehrmaliges Behandeln mit frisch geglühter Holzkohle erhält man nahezu reinen aus welchem ein vollkommen reines Produkt gewonnen wird, indem man den Alkohol in Ameisensäure- oder Benzoeäther überführt und diese durch Natronlauge zersetzt.
Auch aus der
Schlempe von vergorner Runkelrübenmelasse, welche
Trimethylamin enthält, wird Methylalkohol
gewonnen. Er bildet eine farblose
Flüssigkeit vom
spez. Gew. 0,789, riecht eigentümlich
geistig, schmeckt brennend, siedet bei 66°, brennt mit wenig leuchtender
Flamme,
[* 4] mischt sich mit
Wasser,
Alkohol und
Äther, verhält sich als Lösungsmittel wie
Alkohol und gleicht diesem auch in seinem chemischen Verhalten, indem
er durchaus analoge
Verbindungen bildet, welche aber flüchtiger sind als die entsprechenden Äthylverbindungen.
Mit
Chlorcalcium bildet er eine kristallisierende
Verbindung und mit
Oxalsäure den ebenfalls kristallisierbaren Oxalsäuremethyläther.
Diese beiden
Verbindungen können zur
Darstellung von reinem Methylalkohol
benutzt werden. Durch oxydierende
Substanzen wird Methylalkohol
in
Ameisensäure
umgewandelt. Auf den
Organismus wirkt Methylalkohol
wie gewöhnlicher
Alkohol. Man benutzt ihn namentlich in
England (wegen der dortigen
hohen
Branntweinsteuer) als Brennmaterial, zu Firnissen,
Polituren etc., besonders auch zur
Darstellung von andern
Methylverbindungen für die Anilinfarbenfabrikation und zum
Denaturieren des
Alkohols.