Titel
Merode
,
Grafen von, eins der ältesten und angesehensten belgischen, ursprünglich im
Bistum
Lüttich
[* 2] angesessenen Adelsgeschlechter.
Gegenwärtiges
Haupt der
Familie ist
Karl
Anton Ghislain,
Graf von Merode
, geb. derselbe führt den
Titel
Reichsgraf von Merode
,
Marquis von Westerloo,
Fürst von Rubempré und Grimberghe und ist Mitglied des belgischen
Senats.
Vgl.
Richardson, Geschichte der
Familie Merode
(Prag
[* 3] 1877-81, 2 Bde.).
Bemerkenswerte Mitglieder des Geschlechts:
1) Johann, Graf von, kaiserlicher General, geboren um 1589, trat erst in spanische, dann in kaiserliche Kriegsdienste, kämpfte seit 1619 in Böhmen, [* 4] ward 1622 Reichsgraf und 1623 Oberst und befehligte unter Wallenstein wiederholt selbständige Unternehmungen, besonders in der Schweiz [* 5] und in Italien, [* 6] mit großem Geschick; entsetzte, seit 1631 General, 1632 Wolfenbüttel [* 7] und eroberte Hildesheim, [* 8] wofür er zum Feldzeugmeister ernannt wurde, fiel aber in der Schlacht bei Hessisch-Oldendorf.
Vgl.
Hallwich,
Johann Merode
(Leipz. 1885).
2)
Johann
Philipp
Eugen,
Graf von,
Marquis von Westerloo, kaiserl.
Feldmarschall, geb. 1674 zu
Brüssel,
[* 9] kämpfte 1692-1704 im spanischen
Heer in den
Niederlanden gegen die
Franzosen, trat 1705 in kaiserliche
Dienste,
[* 10] ward 1717
Feldmarschall und starb auf
dem
Schloß Merode.
Seine
»Mémoires« gab sein Enkel
Graf Merode
-Westerloo heraus
(Brüssel 1840, 2 Bde.).
3) Ludwig Friedrich Ghislain, Graf von, geb. kämpfte im September 1830 mit für die Unabhängigkeit Belgiens, ward 25. Okt. bei Berchem vor Antwerpen [* 11] tödlich verwundet und starb 4. Nov. in Mecheln [* 12] kinderlos. In der Kathedrale von Brüssel wurde ihm ein prächtiges Monument errichtet.
4) Philipp Felix Balthasar Otto Ghislain, Graf von, Bruder des vorigen, geb. nahm gleichfalls an dem belgischen Aufstand thätigen Anteil, war Mitglied der provisorischen Regierung und unterstützte die Wahl des Prinzen Leopold zum König. Am wurde er zum Minister ohne Portefeuille ernannt, und vom 15. März bis bekleidete er die Stelle eines interimistischen Kriegsministers, zog sich aber 1839 ins Privatleben zurück und starb
Vgl.
Thonissen,
Vie du comte
Félix de Merode
(Löwen
[* 13] 1861);
Juste,
Le comte
[* 14]
Félix de Merode
(Brüssel 1872).
5)
Friedrich
Xaver,
Graf von, Sohn des vorigen, geb. zu
Brüssel, trat in die belgische
Armee, machte 1846 zwei
Feldzüge
in
Algerien
[* 15] unter
Bugeaud mit und erhielt das
Kreuz
[* 16] der
Ehrenlegion. 1847 begab er sich nach
Rom,
[* 17] studierte
Theologie und erhielt
die
Priesterweihe. 1849 ernannte ihn
Pius IX. zum
Kämmerer und 1860 zum
Waffenmeister. Merode
veranlaßte
Lamoricière, 1861 das
Kommando über die päpstliche
Armee zu übernehmen. 1865 legte er seine
Stelle nieder und ward zum
Erzbischof von
Mytilene in
partibus und
Großalmosenier erhoben. Trotz seiner
Verdienste um den päpstlichen
Stuhl wurde er nicht
Kardinal
wegen seines hochfahrenden und barschen
Wesens, das die
Kurie in
Konflikte mit
Frankreich verwickelte. Auch mit der
Proklamation
der
Infallibilität war er nicht einverstanden. Er starb
Vgl. Ideville,
Monseigneur de Merode
(Par. 1874);
Besson,
Frédéric X. de Merode
(das. 1886).