Mensurālnotenschrift,
die ungefähr zu Anfang des 12. Jahrh. erfundenen
Noten von bestimmbarer Zeitdauer (mensurabilis = meßbar) im
Gegensatz zu den
Noten der musica plana (s.
Choralnote). Die Mensuralno
tenschrift wurde
nötig, als man anfing, dem
Cantus firmus
(Tenor) des Gregorianischen
Gesanges eine zweite
Stimme gegenüberzustellen
(Discantus).
Die bis Ende des 13. Jahrh. allein zur Anwendung kommenden Notenwerte der Mensuralno
tenschrift waren:
die
Longa ^[img],
Brevis ✉ und
Semibrevis ♦ sowie die
Duplex
Longa oder
Maxima ^. Erst gegen 1300 kamen die kleinern
Werte der
Minima ^ und Semiminima ♪ auf. Zu Anfang des 15. Jahrh. führte man statt dieser schwarzen
die weißen
Noten ein und behielt die Schwärzung
nur für die kleinsten Notenwerte, für die größern
aber nur zur
Anzeige besonderer Mensuralverhältnisse bei.
Die Zeichen erhielten daher nun die Gestalt: Maxima ^, Longa ^, Brevis ^, Semibrevis (unsre ganze Taktnote) ^, Minima (die Halbe) ^, Semiminima (das Viertel) ^ oder ^, Fusa (das Achtel) ^ oder ^, Semifusa (das Sechzehntel) ^ oder ^. Wie die Notenzeichen von der Semiminima an, waren auch die Pausezeichen von der Fusa abwärts eine Zeitlang schwankend, nämlich ^ oder ^ (Achtel), ^ oder ♪ (Sechzehntel), bis endlich hier wie dort die in zweiter Linie gegebenen Zeichen alleinherrschend wurden. Vgl. Ligatur.
Die heute übliche Rundung der Notenzeichen war in der gewöhnlichen Schrift schon im 16. Jahrh. üblich (nur nicht bei den Kalligraphen), wurde aber, abgesehen von dem vereinzelten Versuch des Carpentras (1532), im Druck erst gegen 1700 eingeführt.
Vgl. H.
Bellermann, Die Mensuralnoten
u. Taktzeichen im 15. und 16.
Jahrhundert (Berl. 1858);
Jacobsthal, Die Mensuralnoten
im 12. und 13.
Jahrhundert (das. 1871);
Riemann, Studien zur Geschichte der Notenschrift (Leipz. 1878);
Derselbe, Musiklexikon (3. Aufl., das. 1887).