Melosira
,
Alge, s. Bacillariaceen.
Melosira
4 Wörter, 35 Zeichen
Melosira,
Alge, s. Bacillariaceen.
oder Diatomeen, Spalt-, Schnitt- oder Stückelalgen, auch Stabtierchen genannt, Gruppe von Algen, [* 3] die dadurch charakterisiert sind, daß sie aus lauter einzelligen Formen bestehen, die zuweilen zu fadenförmigen oder anders gestalteten Kolonien vereinigt sind. (S. Tafel: Algen II, [* 2] Fig. 1-4.) Sie enthalten in der Regel einen gelblichen Farbstoff, das Diatomin oder Phykoxanthin. Ihre Wandung besteht größtenteils aus Kieselsäure und läßt häufig sehr feine areolenartige oder gegitterte Struktur erkennen.
Bis jetzt sind über 2000 Arten bekannt, die sowohl im Süßwasser wie im Meere eine sehr ausgedehnte Verbreitung besitzen. Jedes Individuum besitzt einen aus zwei schachteldeckelartig übereinander gelagerten Teilen zusammengesetzten Panzer. ¶
Die beiden Seiten, an denen die Teile übereinander greifen, heißen die Gürtelbandseiten [* 4] (Fig. 2a), die beiden andern die Schalenseiten [* 4] (Fig. 2b). Bei der Teilung der Zellen wird von jeder Hälfte eine neue wiederum schachtelartig anschließende Schale gebildet, so daß ein Teil der Individuen immer kleiner werden muß, da die Kieselpanzer nicht mehr wachsen. Nachdem eine gewisse Grenze erreicht ist, erfolgt die Vermehrung durch Auxosporenbildung. Hierbei tritt der Inhalt der Teile aus den Schalen heraus und vereinigt sich bei manchen Arten mit dem einer andern benachbarten Zelle, [* 5] oder er wächst allein wieder zu einer größern Zelle heran; in beiden Fällen umgeben sich dann diese, die sog. Erstlingszellen, mit einem neuen Kieselpanzer und vermehren sich wieder eine Zeit lang bloß durch Teilung.
Vgl. [* 4] Fig. 3b, in der die Auxosporenbildung bei Melosira varians Ag., und [* 4] Fig. 4 a, b, c, wo dieser Vorgang bei Frustulia saxonica dargestellt ist.
Die meisten Bacillariaceen haben eine eigentümliche kriechende Bewegung, deren Ursachen noch nicht genügend aufgeklärt sind. Mehrere Arten werden der feinen Struktur ihrer Kieselschalen halber häufig als sog. Test- oder Probeobjekte für Mikroskope [* 6] verwendet, wie z. B. Arten der Gattung Pleurosigma (s. d.), deren Liniensysteme erst bei starker Vergrößerung deutlich sichtbar werden [* 4] (Fig. 1).
Durch den Gehalt an Kieselsäure widerstehen die Schalenstücke der Verbrennung und Verwesung und kommen daher häufig fossil als feines weißliches Mehl [* 7] unter dem Namen Kieselgur, Infusorienerde, Bergmehl an vielen Orten, namentlich um Franzensbad in Böhmen [* 8] und Ebsdorf bei Lüneburg, [* 9] oder als ältere Niederschlage im Tripel und Polierschiefer vor, nicht minder bilden sie einen Hauptbestandteil der eßbaren Erde der Neger und Indianer. Ähnliche Erden werden auch zur Herstellung des Dynamits verwendet; durch sie wird die Explosionsgefahr des Nitroglycerins verringert.