Melisma
(griech.), s. v. w. melodische Verzierung, Koloratur.
Melisma
55 Wörter, 387 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Melisma
(griech.), s. v. w. melodische Verzierung, Koloratur.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Melisma
(grch.), Lied, Melodie;
in der Musik: Bindung mehrerer Töne auf eine Silbe, zuweilen in der Form der melodischen Verzierung, Koloratur;
daher melisma
tischer Gesang, bei dem mehrere Noten auf einen Vokal gesungen werden,
im Gegensatz zum syllabischen Gesang, bei dem auf jede Textsilbe nur eine Note zu stehen kommt.
(griech.), die Folge gegeneinander verständlicher Töne, wie Harmonie der Zusammenklang solcher Töne ist. Das letzte Prinzip des Melodischen ist die Veränderung der Tonhöhe nach oben oder unten (Steigen und Fallen), [* 3] und zwar muß man sich dieselbe dann nicht als eine sprungweise, sondern als eine stetige und allmähliche denken; erst im Bann der Harmonik wird die Tonhöhenveränderung zu einer stufenweisen. Eine mehr naturalistische Melodiebildung bevorzugt daher chromatische Stimmschritte, welche der stetigen Tonhöhenveränderung am nächsten kommen, und es haben diejenigen Stimmschritte, welche innerhalb eines guten harmonischen Satzes die kleinsten sind (die Halb- und Ganztonschritte), als die eigentlich melodischen zu gelten, während man die größern (Terzen, Quarten, Quinten etc.) gewöhnlich als harmonische bezeichnet.
Das Steigen der Tonhöhe ist als gesteigerte Lebendigkeit eine Steigerung, das Fallen als verminderte Lebendigkeit eine Abspannung; die Bewegung einer Melodie gleicht daher den Bewegungen der Seele in Affekten: die positive Bewegung (Steigung) entspricht dem Sehnen, Begehren, Streben, Wollen, Anstürmen etc., die negative (Fall) dem Entsagen, Verzagen, der Einkehr in sich selbst, Beruhigung. Diese elementaren Wirkungen haften aber, wie gesagt, an der nackten Tonhöhenveränderung, wie man sich an der Wirkung des Sturmgeheuls (oder z. B. den wenig davon verschiedenen chromatischen Gängen im »Fliegenden Holländer«) klar machen kann; die als wohlgeordnete Reihe harmonisch gegeneinander verständlicher (abgestufter) Töne hat einen Teil jener elementaren Wirkung eingebüßt gegen die ästhetisch freilich viel höher anzuschlagenden Verstrickungen der harmonischen Beziehungen (das Melodische ist stilisiert). Ein Kursus »Melodielehre«, der die Materie vom Prinzip aus systematisch entwickelte, existierte zur Zeit an den Musikschulen und in den Lehrbüchern nicht, sondern (und gewiß nicht ganz ohne Grund) die Elemente der Melodielehre werden in der Harmonielehre, die höhern Stufen in der Kompositionslehre abgehandelt.