Mecheln
[* 2] (vläm. Mechelen, franz. Malines), Hauptstadt eines Arrondissements in der belg. Provinz Antwerpen, [* 3] in fruchtbarer Ebene an der Dyle und einem von Löwen [* 4] nach Antwerpen führenden Kanal [* 5] gelegen, steht mit Antwerpen, Löwen, Brüssel, [* 6] Gent [* 7] und Terneuzen durch Eisenbahnlinien in Verbindung, hat eine fast kreisrunde Form, breite, regelmäßige Straßen und ansehnliche öffentliche Plätze, darunter der sogen. Große Platz mit dem Denkmal Margaretes von Österreich [* 8] (seit 1849, von Tuerlinckx).
Unter den öffentlichen Gebäuden sind bemerkenswert: die kolossale gotische Kathedrale des heil. Romuald, mit einem 98 m hohen, aber noch unvollendeten Turm [* 9] (im 13.-15. Jahrh. erbaut) und wertvollen Gemälden (Altarblatt von van Dyck);
die Liebfrauenkirche (aus dem 16. Jahrh.), mit Rubens' berühmtem Fischzug;
die Johanniskirche, als Gebäude unbedeutend, doch mit einigen wertvollen Gemälden von Rubens;
ferner das Stadthaus, der »Beyar« genannt (aus dem 15. Jahrh.);
der erzbischöfliche Palast, das Munizipalkollegium (früher Deutschordenshaus), das Zeughaus, die sogen. Hallen (von 1340) mit Türmchen und das Beghinenhaus.
Die Zahl der Einwohner betrug 1886: 47,672. Die ansehnliche
Industrie besteht in
Flachs-
und Hanfspinnerei, Fabrikation von wollenen
Decken,
Spitzen (bekannt unter dem
Namen points de
Malines),
Leinwand,
Leder,
Teppichen,
Hüten,
Stärke,
[* 10]
Nadeln
[* 11] etc. Auch sind daselbst bedeutende
Brauereien, eine Kupferschmelze und große
Werkstätten der Staatseisenbahnen sowie eine
Stückgießerei. Der
Handel ist gegen früher sehr gesunken. Mecheln
hat ein
Athenäum,
eine höhere Knabenschule, ein erzbischöfliches
Seminar und ein
Lehrerseminar, einen botanischen
Garten
[* 12] (mit der
Büste des 1517 hier
gebornen Botanikers Dodonäus), ein
Museum (Sammlung städtischer
Altertümer), eine
Malerakademie, mehrere
gelehrte Gesellschaften
und ist Sitz des Kardinalerzbischofs und eines
Tribunals. - Mecheln
(Malinae) fiel bei der
Teilung des fränkischen
Reichs zwischen
Karl dem
Kahlen und
Ludwig dem
Deutschen an
Lothringen, wurde aber 915 von
Karl dem Einfältigen den
Bischöfen
von
Lüttich
[* 13] geschenkt, kam 1336 durch
Kauf an die
Herzöge von
Brabant, 1383 durch
Heirat an
Philipp den
Kühnen von
Burgund, endlich 1477 durch
Verheiratung
Marias, der
Erbtochter
Karls des
Kühnen, mit
Maximilian I. an das
Haus
Österreich. 1490 wurde Mecheln
von
Kaiser
Friedrich
III. zu einer edlen
Grafschaft erhoben und bildete als solche die 17. der niederländischen
Provinzen.
Nach dem
Abfall der sieben vereinigten
Provinzen wurde es wieder zu
Brabant gezogen und zum Sitz des höchsten
Gerichtshofs für
die gesamten habsburgischen
Niederlande
[* 14] bestimmt. 1572 richtete
Alba
[* 15] hier eine seiner grausamsten Schlächtereien an.
Vgl. Matthieu, Histoire du grand conseil de Malines (Brüssel 1875).