Maus
(Mus L.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Nagetiere [* 2] und der Familie der Mäuse (Murina), kleine Tiere mit schlankem Kopf, spitzer, behaarter Schnauze, schuppig geringeltem, fast nacktem Schwanz von Körperlänge und darüber, fünfzehigen Hinter- und vierzehigen, mit einer Daumenwarze versehenen Vorderfüßen. Die Gattung umfaßt zahlreiche Arten, welche fast über die ganze Erde verbreitet sind und sich auf Kosten des Menschen besonders von Vegetabilien nähren, aber auch animalische Stoffe nicht verschmähen.
Man teilt sie in zwei Gruppen: Ratten, erwachsen über 30 cm lang, mit plumpen Füßen, Schwanz mit 200-260 Schuppenringen;
Mäuse, nur bis 24 cm lang, mit schlanken, zierlichen Füßen, Schwanz mit 120-180 Schuppenringen.
Die Hausmaus
(Mus musculus
L.) ist 9
cm lang, mit ebenso langem
Schwanz, grauschwarz mit gelblichem
Anflug, unten heller;
Füße und
Zehen sind
gelblichgrau, die
Sohlen ganz nackt; die
Ohren bedecken angedrückt die
Augen.
Ihre
Heimat ist nicht bekannt.
Sie findet sich gegenwärtig auf der ganzen bewohnten
Erde in den
Wohnungen der
Menschen, im
Sommer auch in
Gärten und
Feldern,
gräbt
Röhren
[* 3] und
Löcher, ist ein sehr munteres und flinkes Tierchen, welches weit springt, trefflich klettert, aber nur
mit Anstrengung eine kurze
Strecke schwimmt. Sie wirft jährlich drei- bis fünfmal, 22-24
Tage nach der
Paarung, 4-8 nackte, blinde
Junge, so daß
¶
mehr
die unmittelbare Nachkommenschaft eines Jahrs mindestens aus 30 Stück besteht. Diese wachsen sehr schnell heran und sind bald
fortpflanzungsfähig, daher sich diese Tiere trotz der großen Anzahl ihrer Feinde sehr stark vermehren. Sie werden durch
ihre Naschhaftigkeit, mehr aber noch dadurch lästig, daß sie wertvolle Gegenstände, namentlich Bücher, Naturalien etc.,
benagen. Sie fressen jede Art tierischer und vegetabilischer Nahrung. Mehrfach ist berichtet worden, daß die Maus
ihr bekanntes
Gezwitscher (»Pfeifen«) in einer Weise ertönen lassen kann, welche an den leisen Gesang eines Vogels erinnert. In China
[* 5] soll
man singende Mäuse in Käfigen halten.
Die weißen Mäuse sind Kakerlaken. Die Waldmaus
(Maus
sylvaticus L.) ist 20 cm lang, mit 11,5 cm langem Schwanz,
an der Oberseite rot gelblichgrau, auf dem Rücken fast rostbraun, an der scharf abgesetzten Unterseite weiß; auch die Füße
und Zehen sind weiß. Die Ohren sind ebenso gestaltet wie bei der Hausmaus.
Die Waldmaus ist in ganz Europa
[* 6] und Mittelasien verbreitet, geht im Gebirge bis 2000 m, lebt besonders an Waldrändern und in Gärten, nährt sich von Obst,
Nüssen, kleinen Tieren, selbst Vögeln, und zeichnet sich besonders durch ihre Gewandtheit im Laufen, Springen und Klettern aus.
Sie legt einen kleinen Wintervorrat an, hält aber keinen Winterschlaf. Sie wirft jährlich zwei- bis
dreimal 4-6 nackte Junge und richtet auf Feldern, in Gärten und Wäldern (durch Benagen junger Bäume) Schaden an, der aber im
ganzen nicht beträchtlich ist. Im Winter kommt sie in die Häuser. Die Brandmaus
(Acker- oder Erbsenmaus
, Maus
agrarius Pall.,
s. Tafel »Nagetiere II«) ist 18 cm lang, mit 8 cm langem Schwanz, oberseits rostbraun, meist mit schwarzem
Rückenstreifen, unten scharf abgesetzt weiß; die Ohren bedecken angedrückt nicht das Auge.
[* 7]
Sie findet sich in Mitteleuropa, vom Rhein bis zum westlichen Sibirien, auf Feldern und an Waldrändern, im Winter in Scheunen
und Ställen und lebt in Erdlöchern. Sie nährt sich von Getreide,
[* 8] Knollen,
[* 9] Insekten,
[* 10] Würmern und trägt
Vorräte für den Winter ein. Sie wirft im Sommer drei- bis viermal 4-8 Junge. Die Zwergmaus
(Maus
minutus Pall.) ist 6,5 cm lang,
mit fast ebenso langem Schwanz, an der Oberseite gelblich braunrot, an der scharf abgesetzten Unterseite und an den Füßen
weiß; doch kommen auch dunklere und hellere, rötlichere und bräunlichere etc. Abänderungen
vor.
Die Ohren reichen angedrückt nicht bis ans Auge. Sie findet sich in ganz Mitteleuropa und Sibirien auf Feldern, im Schilf und Rohr, soll jährlich zwei- bis dreimal 5-9 Junge werfen, überwintert in Scheuern, in welche sie mit der Frucht eingeführt wird, auch im freien Feld unter Feimen, größtenteils schlafend, aber ohne daß sie in Erstarrung verfällt. Sie lebt von Getreidekörnern, Sämereien aller Art und Kerbtieren, klettert gewandt an den Ästen der Gebüsche und selbst an schwachen Grashalmen empor, wobei ihr der Schwanz als Wickelschwanz sehr förderlich ist, und baut 0,5-1 m über der Erde ein zierliches, kugelrundes, faustgroßes Nest mit seitlicher Öffnung auf an der Spitze zerschlissenen und miteinander verflochtenen Riedgrasblättern oder frei an den Zweigen eines Busches, an einem Schilfstengel u. dgl. und benutzt dasselbe zu ihrem Wochenbett.
Vgl. Altum, Unsre Mäuse in ihrer forstlichen Bedeutung (Berl. 1880).