Maurokordātos,
berühmte griech. Fanariotenfamilie, die von
Alexander Maurokordatos
(1636-1709), berühmtem griechischen
Gelehrten,
der von der
Pforte wiederholt zu wichtigen Gesandtschaften ernannt wurde, abstammt und der
Moldau und
Walachei (s. d., Geschichte)
mehrere
Hospodare gegeben hat. Der namhafteste Sprößling des
Geschlechts ist
Alexander,
Fürst von eine der hervorragendsten
Persönlichkeiten des griechischen Befreiungskampfes. Geb. zu
Konstantinopel,
[* 2] begleitete er 1817 seinen Oheim
Karadja, der
Hospodar der
Walachei geworden, nach
Bukarest,
[* 3] trat hier in die
Hetärie und betrieb, seit 1821 in
Griechenland,
[* 4] um die
Bildung eines geordneten
Staats nach europäischem
Muster zu erreichen, die Einsetzung einer regelmäßigen
Regierung
sowie die
Bildung eines allgemeinen griechischen
Kongresses und die
Organisation des Heerwesens. Er führte den
Vorsitz in der ersten griechischen
Nationalversammlung zu
Epidauros
(Januar 1822). Dann wandte er sich als Stratarch nach Westgriechenland,
ward 16. Juli bei Peta geschlagen, rettete aber den
Peloponnes durch die
Verteidigung
Missolunghis von
November 1822 bis
Januar 1823. Wiewohl
als Anhänger
Englands von
Kolokotronis und
Demetrios
Ypsilanti mehrfach angefeindet, bewirkte er doch eine
augenblickliche
Versöhnung der
Faktionen, namentlich indem er die ihm angetragene
Präsidentschaft ablehnte
und sie dem P.
Mauromichalis
zuwandte, während er sich mit dem
Posten eines
Ministers der auswärtigen Angelegenheiten begnügte.
Neue Zwistigkeiten mit
Kolokotronis veranlaßten ihn jedoch, sich nach
Hydra zurückzuziehen. Am übernahm er
wieder die
Stelle des
Staatssekretärs, kehrte jedoch nach der Ankunft der ägyptischen
Truppen unter
Ibrahim Pascha zur
Armee
zurück. Als die
Insel Sphagia von
Ibrahim im
Sturm genommen wurde, rettete sich Maurokordatos
schwimmend nach
Navarino. Nach
dem
Fall
Missolunghis zog er sich von den öffentlichen
Geschäften zurück. Von dem
Präsidenten
Kapo d'Istrias wurde er zwar wieder zum
Staatsdienst berufen; doch legte er, unzufrieden mit den Maßregeln der
Regierung, schon 1828 seine
Stelle als Mitglied der
Kommission für die
Verwaltung der Kriegsvorräte nieder. Nach
Kapo d'Istrias' Ermordung
und der
Abdankung seines
Bruders
Augustin
Kapo d'Istrias ernannte die provisorische Regierungskommission
Maurokordatos
zum
Sekretär
[* 5] der
Finanzen.
Bei Eröffnung der Nationalversammlung zu Argos wurde er zum Vizepräsidenten erwählt und unter König Otto zum Minister der Finanzen und 1833 zum Präsidenten des Ministeriums ernannt. Seit 1834 bekleidete er nacheinander den griechischen Gesandtschaftsposten in München, [* 6] Berlin [* 7] und London. [* 8] Nachdem er 1841 wieder eine kurze Zeit Ministerpräsident gewesen war, ging er als Gesandter nach Konstantinopel. Nach der Septemberrevolution von 1843 nach Griechenland zurückgekehrt, trat er als Minister ohne Portefeuille in das Kabinett Metaxas ein, bildete sodann nach dem Sturz der russischen Partei, als Ministerpräsident ein neues Ministerium, mußte aber schon im August d. J. abtreten und machte nun in der Kammer dem Ministerium, namentlich Kolettis, die heftigste Opposition. 1854 bis 1855 war er wieder auf kurze Zeit Ministerpräsident. Er starb in Ägina.