Titel
Marx
,
1) Adolf Bernhard, Musiktheoretiker, geb. zu Halle, [* 2] studierte nach dem Wunsch seines Vaters Jurisprudenz, widmete sich aber, nachdem er als Referendar in Halle und Naumburg [* 3] seine beiden ersten Opern komponiert und sich, um Gelegenheit zu weiterer musikalischer Ausbildung zu erhalten, nach Berlin [* 4] hatte versetzen lassen, hier bald ausschließlich der Musik, zunächst in Ermangelung jeglicher Subsistenzmittel als Privatlehrer im Klavierspiel, in der Komposition und im Gesang. 1824 begründete er die »Berliner [* 5] allgemeine musikalische Zeitung«, welche er bis 1832 redigierte; auch wurde er Mitarbeiter an Gottfried Webers »Cäcilia« sowie später an dem Schillingschen »Universallexikon der Tonkunst«. 1830 wurde er zum Professor der Musik an der Universität zu Berlin und bald darauf auch zum Universitätsmusikdirektor ernannt, welche Ämter er bis zu seinem am erfolgten Tod bekleidete.
Von Marx'
zahlreichen, zum Teil bahnbrechenden musikwissenschaftlichen
Arbeiten sind zu erwähnen: »Die
Kunst des
Gesangs« (Berl.
1826);
»Über Malerei in der Tonkunst« (das. 1828);
»Über die Geltung Händelscher Sologesänge für unsre Zeit« (das. 1828);
»Die alte Musiklehre im Streit mit unsrer Zeit« (Leipz. 1841);
»Die Musik des 19. Jahrhunderts und ihre Pflege« (das. 1855, 2. Aufl. 1873);
»Vollständige Chorschule« (das. 1860);
»Anleitung zum Vortrag Beethovenscher Klavierwerke« (das. 1863, 2. Aufl. 1875);
namentlich aber seine allbekannten Hauptwerke: »Die Lehre [* 6] von der musikalischen Komposition« (4 Bde., das. 1837-47 u. öfter; Bd. 1, 9. Aufl. von H. Riemann, 1887) und »Allgemeine Musiklehre« (das. 1839, 10. Aufl. 1884).
Auch seine biographischen Werke:
»Ludw. van
Beethoven,
Leben und
Schaffen« (Berl. 1858; 4. Aufl. von Behncke,
1884, 2 Bde.) und
»Gluck und die
Oper« (das. 1862, 2 Bde.)
sowie das nach seinem
Tod erschienene Werk »Das
Ideal und die Gegenwart«
(Jena
[* 7] 1867) haben allgemeine
Anerkennung gefunden. Von
Marx'
Kompositionen (darunter die Oratorien:
»Mose« und
»Johannes der Täufer«,
Musik zu
Goethes »Jery und Bätely« sowie kleinere
Vokal- und Instrumentalkompositionen) hat keine einen nachhaltigen Erfolg gehabt. Dagegen war seine
Lehrthätigkeit eine äußerst erfolgreiche, namentlich von 1850 bis 1855, wo er als Mitdirektor an dem von ihm in
Gemeinschaft
mit
Th.
Kullak und Jul.
Stern gegründeten
Konservatorium wirkte. Auch veröffentlichte er
»Erinnerungen« (Berl. 1865, 2 Bde.).
2) Karl, sozialistischer Agitator und Schriftsteller, geb. zu Trier, [* 8] wo sein Vater Advokat war, aus ursprünglich jüdischer Familie (Mordechai),
studierte in
Bonn
[* 9] und
Berlin
Rechtswissenschaft, Geschichte und
Philosophie,
wurde 1842 Mitarbeiter, dann
Redakteur der damals von
Camphausen,
Hansemann u. a. begründeten liberalen
»Rheinischen
Zeitung«;
die radikale
Richtung, welche er der
Zeitung gab, bewirkte jedoch schon im folgenden Jahr ihre Unterdrückung.
Marx
siedelte hierauf nach
Paris
[* 10] über und gab dort mit
Arnold
Ruge u. a. 1843 »Deutsch-französische
Jahrbücher« und seit das
extrem sozialistische
Blatt
[* 11] »Vorwärts« heraus. Er veröffentlichte in den
Jahrbüchern unter anderm:
»Einleitung zur
Kritik
der Hegelschen
Philosophie« und 1845 mit
Fr.
Engels »Die
heilige Familie oder
Kritik der kritischen
Kritik«,
eine Streitschrift gegen
Bruno
Bauer zur
Aufklärung des
Publikums über »die
Illusionen der spekulativen
Philosophie« und über
»die
Idee des
Kommunismus als die
Idee des neuen Weltzustandes«. Im
Januar 1845 aus
Paris ausgewiesen, begab sich Marx
nach
Brüssel
[* 12] und begann dort mit
Fr.
Engels sich der praktischen
Agitation zu widmen. Er wurde Vizepräsident der
Deutschen
in der
Internationalen demokratischen
Gesellschaft und Mitglied des seit 1836 bestehenden kommunistischen geheimen
»Bundes der
Gerechten«. 1847 erschienen von ihm: »Discours sur le libre échange« und
»Misère de la philosophie. Réponse
à la philosophie
de la misère de
Proudhon«
(Brüssel 1847, deutsch 1885);
1848 veröffentlichte er mit Fr. Engels »Das kommunistische Manifest«, in welchem er seine materialistische Geschichtstheorie entwickelte und sein sozialistisches Programm aufstellte.
Nach dem
Ausbruch der
Februarrevolution wurde Marx
Diktator des Geheimbundes. Im
Begriff, als solcher nach
Paris zu reisen, wurde
er verhaftet und zur Abreise nach
Deutschland
[* 13] gezwungen. Als auch hier die
Revolution ausbrach, ging Marx
nach
Köln,
[* 14] gab dort seit die
»Neue
Rheinische
Zeitung« heraus und wurde einer der
Führer der revolutionären
Bewegung in der
Rheinprovinz.
[* 15] Am ausgewiesen, wandte sich
¶
mehr
Marx
zunächst nach Baden,
[* 17] dann nach der Pfalz, später nach Paris. Auch von dort ausgewiesen, nahm er bis zu seinem Tod seinen
Aufenthalt in London,
[* 18] nach verschiedenen Richtungen litterarisch thätig, besonders für amerikanische Zeitungen, aber zugleich
im Verkehr mit den radikalen Flüchtlingen aller Länder für seine revolutionären und sozialistischen Ideen
agitierend. Unter anderm erschienen: »Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte« (1852);
»Enthüllungen über den Kommunistenprozeß zu Köln« (1853);
»Zur Kritik der politischen Ökonomie« (Berl. 1859), eine wissenschaftliche Darstellung der Marx
schen Werttheorie
und Geldlehre. Am setzte Marx
auf einem Meeting in London den Beschluß der Gründung einer internationalen
Arbeiterassociation durch, welche 1866 nach seinem Plan errichtet und von ihm bis 1872 geleitet wurde (vgl. Internationale).
In den 60er Jahren war sein Hauptbestreben darauf gerichtet, in Deutschland eine revolutionäre sozialdemokratische Partei gegenüber den Lassalleanern zu schaffen, da er das Programm des ihm von 1848 her befreundeten Lassalle mißbilligte. Unter seiner Ägide gründete sein Freund und Schüler W. Liebknecht (s. d.) 1869 die sozialdemokratische Arbeiterpartei, welche sich später (1875) mit den radikalen Lassalleanern zur sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands [* 19] vereinigte. Er starb in London.
Von seinem unvollendet hinterlassenen Hauptwerk: »Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie«, erschien 1867 der erste Band
[* 20] (3. Aufl., Hamb. 1883), die Grundlagen seiner sozialistischen Anschauungen und die Hauptzüge seiner Kritik der bestehenden
Gesellschaft, der kapitalistischen Produktionsweise und ihrer Folgen darlegend. Der zweite Band erschien 1883, herausgegeben
von Fr. Engels; ein dritter Band soll noch erscheinen. Das Werk ist zwar das wissenschaftlich bedeutendste der sozialistischen
Litteratur, aber doch von viel geringerm Wert, als und seine Anhänger wähnen. Marx
war seit 1843 mit
Jenny von Westphalen (gest. in London), einer Schwester des spätern preußischen Ministers des Innern im Ministerium
Manteuffel, verheiratet. Er hinterließ drei Töchter, von denen eine an Longuet, die zweite an Lafargue,
die dritte an Aveling verheiratet ist. Seine drei Schwiegersöhne sind Agitatoren der Sozialdemokratie, die beiden erstern
in Frankreich, der dritte in England.
Vgl. K. Groß, Karl Marx
(Leipz. 1885);
G. Adler,
[* 21] Die Grundlagen der Karl Marx
schen Kritik
der bestehenden Volkswirtschaft (Tübing. 1887).
3) Friedrich, Dichter, geb. 1830 zu Steinfeld in Kärnten, besuchte das Gymnasium zu Laibach, [* 22] trat in die Armee ein und zog mit derselben als Kadett 1849 nach Italien, [* 23] wo er bald zum Offizier avancierte und auch nach dem Frieden fast ein Jahrzehnt lang verblieb. In der Folge lebte er in verschiedenen Garnisonen, schied nach 1866 aus dem aktiven Dienst, trat aber 1871 als Hauptmann bei der Landwehr wieder ein und lebt seit 1882 als Major zu Weißenkirchen in Mähren. [* 24] Er veröffentlichte: »Erste Lieder« (Wien [* 25] 1858),
die Gedichtsammlung »Gemüt und Welt« (Graz [* 26] 1862; 3. Aufl., Leipz. 1877),
die in Graz mit Erfolg aufgeführten dramatischen Dichtungen: »Olympias« (Wien 1863; neue Aufl., Leipz. 1870) und »Jacobäa von Bayern« [* 27] (das. 1869) und den Roman »Clarisse« (Neutitschein 1878),
in allen Produkten ein sinniges Gemüt und vorzügliche Form bewährend. Ferner schrieb er: »Alessandro Poerio«, Lebensbild (Graz 1868),
und übersetzte: »Ausgewählte Gedichte« von Longfellow (Hamb. 1868) sowie den »König Nal« von De Gubernatis (das. 1870).