Tage lang himmlische Musik und fanden, als sie den Leichnam dem Thomas zeigen wollten, der bei dem Begräbnis gefehlt, statt des
Körpers nur Lilien vor. Die daraus gezogene Folgerung, daß Maria zum Himmel aufgefahren, ist wesentlich unter dem Einfluß der
Kunst dogmatisiert worden. Die Kirche selbst hat sich dogmatisch mit Maria besonders seit dem von Nestorius
angeregten Streit beschäftigt. Daraus ging als siegreich die Ansicht hervor, daß Maria ohne Schmerzen und menschliche Beihilfe
geboren und das Siegel der Jungfrauschaft sich erhalten habe, übrigens Gottesgebärerin (Theotokos) zu nennen sei.
Insonderheit wurde die Meinung, daß Maria nach Jesu noch andre Kinder geboren habe, verworfen und die Partei
der Antidikomarianiten, d. h. Widersacher der Maria, welche dieses im Anschluß an die
Schrift
(Mark. 6, 3). behaupteten, heftig bekämpft. Die katholische Kirche hält an beiden Sätzen, daß eine reine Jungfrau
geblieben und Gott geboren habe, fest; ihre irdische Erscheinung verklärt sie zu dem Ideal aller weiblichen
Vollkommenheit, »in sich einend, was die Natur ewig getrennt hat«.
Auch die protestantische Orthodoxie hält den Vordersatz fest, daß Maria den Herrn als Jungfrau geboren, und schreibt ihr damit
sachlich eine durchaus singuläre Stellung innerhalb der Menschheit zu. Die Folgerungen aber hat bloß die katholische Kirche
gezogen. Als die ewig reine Jungfrau nimmt hier Maria unter allen Heiligen die erste Stelle ein; sie ist die
Königin des Himmels und die mächtigste Fürsprecherin bei Gott, an die sich vorzüglich das Gebet der Gläubigen (Ave Maria, der
Rosenkranz, die Tagzeiten der seligen Jungfrau und die Lauretanische Litanei) wendet.
Sie wurde Schutzpatronin vieler Länder, Städte und Vereine; man widmete ihr eine Menge Feste (s. Marienfeste)
und weihte ihr in den Klöstern ein Offizium, das aus den Lobgesängen auf Maria hervorging, dann aber von Urban II. auf der Kirchenversammlung
zu Clermont (1095) für die Kirche gesetzlich gemacht wurde. Seitdem nannten sich zahlreiche Mönchs- und
Nonnenorden, wie die Karmeliter, Serviten, Salesianerinnen und alle Orden Unsrer Lieben Frau, nach ihr, und ihre Verehrung nahm
die Gestalt eines ritterlichen Frauendienstes an. Die Kirchenlehrer stellten für sie ein Psalterium minus und majus und die
Biblia Mariana auf; ja, sie meinten selbst, daß »Gott der Vater Maria minnete«. Um diese und andre Abenteuerlichkeiten
dogmatisch zu begründen, ließ man der eine höhere Stufe des Dienstes (Hyperdulia) zukommen als den übrigen Heiligen, deren
Dienst man Dulia nannte.
Endlich fand man, daß Maria nicht nur selbst sündlos, sondern auch unsündlich empfangen sei (unbefleckte Empfängnis). Daß
die Bilder der eine wunderthätige Kraft haben, ward schon früh in der griechischen und römisch-katholischen
Kirche angenommen, und noch jetzt stehen zahlreiche Marienbilder in großem Ruf. Die christliche Kunst hat das Leben, die Person
und die Würde der als Mutter Gottes in Poesie, Malerei und Plastik vielfach zu verherrlichen gesucht. Über
die künstlerischen Darstellungen s. Madonnenbilder.
Vgl. Genthe, Die Jungfrau Maria, ihre Evangelien und ihre Wunder (Halle 1852);
Frantz, Versuch einer Geschichte des Marien- und Annenkultus (Halberst. 1854);
Hasenclever, Maria, die Mutter Jesu, in Geschichte
und Kunst (Karlsr. 1876);
Lehner, Die Marienverehrung in den ersten Jahrhunderten (Stuttg. 1881);
Gayer, Maria, ihre
Stellung im Reiche Jesu Christi (Regensb. 1886).
2) Maria Magdalena aus Magdala«) schloß sich Jesu an, als dieser sieben Dämonen von ihr ausgetrieben
(Luk. 8, 2). Die spätere
Sage läßt sie nach Rom reisen, in Gallien das Evangelium verkündigen und
in Ephesos den Märtyrertod erleiden. Die katholische Kirche
identifiziert sie mit der Büßerin, welche nach
Luk. 7, 36. Jesu in Simons Haus die Füße salbte, und feiert
ihr Gedächtnis 22. Juli. Die bildende Kunst stellt sie gewöhnlich mit dem Salbgefäß dar, bei der Kreuzigung Christi den Stamm
des Kreuzes umfassend, bei der Grablegung wehklagend, unter den drei Marien am Grab Christi, mit Christus,
der ihr als Gärtner erscheint, und als Büßerin in der Wüste. Letztere Darstellungen waren bei den Malern besonders beliebt
(Correggio, Tizian, Rubens, van Dyck, Batoni). Auch in den geistlichen Schauspielen des Mittelalters spielte sie eine nicht geringere
Rolle als das »Magdalenentum« in der modernsten Litteratur. Wohlthätig
wirkt dagegen ihr Andenken noch in dem der Rettung gefallener Frauen gewidmeten »Magdalenenwerk« der innern Mission.
1) Maria Theresia, röm.-deutsche Kaiserin, Königin von Ungarn und Böhmen und Erzherzogin von Österreich, geb. zu Wien
als die älteste Tochter Kaiser Karls VI., war von Natur körperlich und geistig reich ausgestattet, erhielt zwar eine ziemlich
oberflächliche Erziehung, bewahrte sich jedoch einen frommen weiblichen Sinn. 1736 vermählte sie sich
mit dem Großherzog von Toscana, Franz Stephan von Lothringen, der am kaiserlichen Hof erzogen worden war.
Kaum hatte sie zufolge der von ihrem Vater aufgestellten und anfangs von allen europäischen Höfen anerkannten Pragmatischen Sanktion
nach dem am erfolgten Ableben ihres Vaters den Thron von Ungarn, Böhmen und Österreich bestiegen,
ihren Gemahl zum Mitregenten ernennend, so erhob der von der ältesten Tochter Kaiser Ferdinands I. abstammende Karl Albert,
Kurfürst von Bayern, Ansprüche auf die österreichischen Erbstaaten und fand bei Frankreich, Spanien und andern Mächten Unterstützung.
Friedrich II. von Preußen wollte gleichfalls die günstige Gelegenheit nicht vorbeigehen lassen, die Erbansprüche
seines Hauses auf die schlesischen Fürstentümer geltend zu machen, fiel, als Maria Theresia die freiwillige Abtretung
eines Teils von Schlesien gegen das Versprechen seines Beistandes wider ihre übrigen Feinde mit Entrüstung ablehnte, in
Schlesien ein und bemächtigte sich in kurzer Zeit des wehrlosen Landes, während 1741 ein französisch-bayrisches
Heer in Österreich und Böhmen einrückte und die Spanier sich der österreichischen Besitzungen in Italien bemächtigten (s.
Österreichischer Erbfolgekrieg).
Dazu kam noch, daß die Finanzen Österreichs zerrüttet, das Volk mißvergnügt, das Heer schwach und auf die verschiedensten
Kriegsschauplätze verteilt war; auch fehlte es der jungen unerfahrenen Königin an erfahrenen und tüchtigen
Staatsmännern und Feldherren. In ihrer Not wandte sich Maria Theresia an die Ungarn. Mit ihrem jungen Sohn Joseph auf dem Arm erschien
sie in der Versammlung der ungarischen Magnaten und erregte eine solche Begeisterung, daß dieselben bald ein bedeutendes
Heer aufbrachten, welches, mit den Tirolern vereint, ganz
mehr
Bayern eroberte und auch nach Böhmen vordrang, wo zwei französische Heere unter zwieträchtigen Anführern standen. Damit
diese nicht einen Hinterhalt an den Preußen hätten, willigte Maria Theresia, obwohl mit großem Schmerz, nach der Niederlage ihres
Schwagers Karl von Lothringen bei Chotusitz (17. Mai) in den Frieden von Breslau, worin beinahe ganz Schlesien
an Preußen abgetreten wurde (Juni 1742). In kurzem war der größte Teil von Böhmen wieder in den Händen der Österreicher,
und im Frühjahr 1743 wurde Maria Theresia in Prag gekrönt. Zu gleicher Zeit erlangte sie einen mächtigen Bundesgenossen an
Georg II. von England.
In der Folge waren die österreichischen Waffen in Italien und Deutschland meist glücklich. Am schloß
Karl Alberts Nachfolger Maximilian III. Joseph mit Maria Theresia den Frieden zu Füssen. Friedrich II. nahm zwar den Krieg von neuem
auf und schlug die Österreicher bei Hohenfriedberg und Soor, doch bestätigte der durch englische Vermittelung zu
stande gekommene Friede zu Dresden die Bestimmungen des Breslauer Traktats. Aber erst der Friede von Aachen
beendete den Erbfolgekrieg vollständig. Maria Theresia mußte in demselben dem spanisch-bourbonischen Prinzen Philipp das Herzogtum
Parma mit Piacenza und Guastalla abtreten und an Sardinien einige zum Herzogtum Mailand gehörende Länderstrecken
überlassen, wurde dagegen allgemein als Erbin der ganzen väterlichen Monarchie anerkannt.
Schon während des Kriegs, war ihr Gemahl unter dem Namen Franz I. zum Kaiser gekrönt worden. Die nun folgenden Friedensjahre
wurden von der jungen Kaiserin, welche sich, von ihrem angebornen Herrschertalent unterstützt, durch energische
Arbeitskraft in die Details der Staatsverwaltung vertieft hatte, ohne den Blick für das Große und Ganze einzubüßen, zur Abstellung
vieler Mißbräuche in der Verwaltung, zur Ordnung und Verbesserung der Finanzen, zur Herstellung einer tüchtigen Kriegsmacht
und zur Abschließung folgenreicher Bündnisse benutzt.
Nachdem sie schon bei ihrem Regierungsantritt das Verschwendungssystem ihres Vaters in der Hofhaltung
abgestellt, gründete sie jetzt Normalschulen und Erziehungsanstalten und förderte den Handel und den Ackerbau, den letztern
namentlich auch durch die Minderung der Frondienste. Die Staatslasten wurden durch die neue Kameraleinrichtung auf alle Staatsbürger
möglichst gleich verteilt. Durch diese Maßregeln erreichte sie, daß ohne Erhöhung der Steuern die Einnahmen,
die in den letzten Jahren Karls VI. 30 Mill. Gulden betragen hatten, 1756 auf 57 Mill. stiegen.
Das ganze Kriegswesen ward unter Dauns Leitung neu organisiert, die Stärke des Heers auf 108,000 Mann erhöht; es wurden Kadettenhäuser
gegründet und von Zeit zu Zeit größere Manöver abgehalten. Außer ihrem Gemahl standen der Kaiserin,
die sich übrigens nicht gern leiten ließ, in den innern Angelegenheiten Graf Friedrich Wilhelm von Haugwitz, in den äußern
hauptsächlich der Graf Wenzel Kaunitz (s. d.) als Geheimer Haus-, Hof- und Staatskanzler zur Seite.
Seinem Einfluß ist es namentlich zuzuschreiben, daß Maria Theresia, um Schlesien wiederzugewinnen, sich
um ein Bündnis mit Frankreich, Österreichs Erbfeind, bewarb, welches im Mai 1756 wirklich zu stande kam und Österreich vor
einem französischen Angriff im Fall eines Kriegs mit Preußen sicherte. Letztere Macht wollte Maria Theresia im Bund mit Rußland
vernichten und 1757 den Krieg beginnen; jedoch Friedrich II. kam ihr bereits 1756 durch den Einfall in Sachsen
zuvor, und so
begann der Siebenjährige Krieg (s. d.), in welchem Maria Theresia zwar 1757 eine große europäische
Koalition zu stande brachte, um Friedrich zu zermalmen, und trotz aller Wechselfälle des Kriegsglücks standhaft ihr Ziel verfolgte,
endlich aber nach ungeheuern Opfern an Geld und Menschen den Hubertusburger Frieden schließen
und darin ihren großen Gegner im Besitz Schlesiens anerkennen mußte.
Nach dem Mißlingen ihrer ehrgeizigen Hoffnungen und nach dem Tod ihres zärtlich, wenn auch mit etwas Eifersucht geliebten
Gemahls beschloß sie, in Frieden nur dem Wohl ihres Staats zu leben, und widmete sich wieder
mit allem Eifer der innern Verwaltung. Sie hatte zwar ihren ältesten Sohn, Joseph, der 1764 zum römischen König gewählt
und gekrönt worden war, zum Mitregenten ernannt; aber sie gestattete ihm wenig Anteil an der innern Regierung,
nur das Heerwesen blieb ganz seiner Leitung überlassen.
Josephs Ungeduld veranlaßte daher manche Mißhelligkeiten zwischen Mutter und Sohn. Mit unermüdlicher Thätigkeit sorgte
die Kaiserin für Verminderung der Staatsschulden, förderte die Landwirtschaft durch Erleichterung der Leibeigenschaft, unterstützte
die Gewerbe, vermehrte und verbesserte die Unterrichts- und Wohlthätigkeitsanstalten, schuf die Volksschule in Österreich,
gründete Akademien und beseitigte die Tortur und die grausamen Todesstrafen.
Obgleich fromm, der katholischen Kirche ganz ergeben und intolerant gegen Andersgläubige, zeigte sie doch nie tyrannische
Härte, sondern Gerechtigkeit und Milde, aber auch Festigkeit, wo es galt, die Eingriffe des Papsttums in ihre Kronrechte zurückzuweisen
und bestehende Mißbräuche der Kirche und Übergriffe des Klerus abzustellen. Die Leitung der auswärtigen
Politik überließ sie Kaunitz und ihrem Sohn, und nur mit dem größten Widerstreben willigte sie 1772 in die Beteiligung
Österreichs an der ersten Teilung Polens, da ihr kein andrer Ausweg blieb.
Die Aussicht, 1777 einen Teil Bayerns zu erwerben, erfüllte sie mit Freude; aber nur ungern wich sie dem
ungestümen Drängen ihres Sohns und entschloß sich zum Krieg, der jedoch hauptsächlich mit der Feder geführt wurde, und
den schon 1779 unter Vermittelung Frankreichs und Rußlands der Friede von Teschen beilegte, worin dem österreichischen Haus
das Innviertel mit Braunau zuerkannt wurde. Maria Theresia starb und hinterließ das österreichische
Kaiserreich, welches bei ihrem Regierungsantritt dem Zerfallen nahe war, geachtet und nach außen durch eine Armee von 260,000
Mann geschützt.
Sie ist die Begründerin des österreichischen Gesamtstaats, der unter ihrer bewußten Mitwirkung den Übergang vom mittelalterlichen
zum modernen Staat vollzog. Sie war eine geborne Herrscherin und widmete sich mit allen Kräften dem Staat.
Ihre Gestalt war majestätisch, ihre Züge schön, ihr Wesen liebenswürdig und bezaubernd. Liebevoll und dankbar, gewann sie
sich die Herzen aller, die sie umgaben. Sie hatte 16 Kinder geboren, von denen 10 sie überlebten. Ihre Söhne waren, außer
ihrem Nachfolger, dem Kaiser Joseph II.: Leopold, Großherzog von Toscana und nach seines Bruders Tod Kaiser;
Ferdinand, Schwiegersohn des Herzogs von Modena und dessen Nachfolger, und Maximilian, Kurfürst von Köln und Münster.
Von ihren
sechs Töchtern war Anna Äbtissin zu Prag und Klagenfurt, Marie Christine Gemahlin des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen, des Sohns
König Augusts III. von Polen, Elisabeth Äbtissin zu Innsbruck, Maria Amalie Gemahlin des
mehr
Herzogs von Parma, Maria Antoinette Königin von Frankreich, Karoline Maria Gemahlin König Ferdinands IV. von Sizilien. 1887 wurde
ihr großartiges Denkmal (von Zumbusch) in Wien enthüllt.
Vgl. Duller, Maria Theresia und ihre Zeit (Wiesb. 1844, 2 Bde.);
Ramshorn, Maria Theresia und ihre Zeit (Leipz. 1859-60, 2 Bde.);
Arneth, Geschichte Maria Theresias (Wien 1863-79, 10 Bde.);
A. Wolf, Österreich unter Maria Theresia (das. 1855);
Derselbe, Aus dem Hofleben Maria Theresias (das. 1858);
Arneth, Maria Theresia und Joseph II., ihre Korrespondenz (das. 1867, 3 Bde.);
»Marie-Antoinette, correspondance secrète entre Marie-Thérèse et le comte de Mercy-Argenteau, avec les lettres de Marie-Thérèse
et de Marie-Antoinette« (hrsg. von Arneth und Geffroy, Par. 1871, 3 Bde.);
»Briefe der Kaiserin Maria Theresia
an ihre Kinder und Freunde« (hrsg. von Arneth, Wien 1881, 4 Bde.);
A. Beer im »Neuen Plutarch«, Bd. 2 (Leipz.
1875).
[Bayern.]
2) Maria Friederike Franziska Auguste Hedwig, Königin von Bayern, geb. Tochter des Prinzen
Wilhelm von Preußen, vermählt mit dem damaligen Kronprinzen, nachherigen König Maximilian II. Joseph, seit Witwe,
trat, nachdem sie seit dem Tod ihres Gemahls in gänzlicher Zurückgezogenheit gelebt hatte, zur katholischen Kirche
über und wohnt seitdem in Elbigenalp im Lechthal. Sie erlebte noch das schreckliche Ende ihres Sohns,
König Ludwigs II. (1886); auch ihr zweiter Sohn, König Otto, ist geisteskrank.
[Burgund.]
3) Herzogin von Burgund, einzige Tochter Karls des Kühnen von Burgund und der Isabella von Bourbon, geb. zu
Brüssel, ward 1477 Erbin ihres in der Schlacht bei Nancy gefallenen Vaters. Als Ludwig XI. von Frankreich
darauf nicht nur das Herzogtum Burgund als ein frei gewordenes Lehen der Krone Frankreich einzog, sondern sich auch der an der
Somme gelegenen Städte bemächtigte, die er dem verstorbenen Herzog hatte abtreten müssen, berief Maria die Stände der Niederlande
und suchte ihre Hilfe durch Bewilligung der größten Privilegien zu erkaufen.
Auch von den flandrischen Ständen bedrängt, vermählte sie sich zu Gent mit Erzherzog Maximilian, Sohn des Kaisers
Friedrich III. Obwohl die jungen Gatten nur durch einen Dolmetsch sich verständigen konnten, da Maria kein Deutsch, Maximilian kein
Französisch sprach, war die Ehe doch glücklich, aber nur von kurzer Dauer. Von einem Sturz mit dem Pferde
trug eine Verletzung davon, deren Verheimlichung ihren Tod herbeiführte. Maria war eine der schönsten Frauen ihrer
Zeit, von festem Charakter und großer Herzensgüte, dabei eine Freundin und Beschützerin der schönen
Künste. Sie hinterließ zwei Kinder, Philipp den Schönen von Burgund (geb. 1478) und Margarete (s. Margarete 6).
Vgl. Gaillard,
Histoire de Marie de Bourgogne (Par. 1757);
Münch, Maria von Burgund (Leipz. 1832, 2 Bde.);
Delepierre, Vile de Marie de Bourgogne (Brüssel 1841).
[England.]
4) Maria I., die Blutige, Königin von England, Tochter Heinrichs VIII. von England und der Katharina
von Aragonien, geb. ward, 1518 zur Prinzessin von Wales erhoben, 1533, als ihr Vater Katharina verstieß und sich
mit Anna Boleyn vermählte, für illegitim erklärt, jedoch durch die Successionsakte von 1544 wieder für den Fall, daß Eduard
VI. unbeerbt sterbe, zur Thronfolge bestimmt. Eduard jedoch ernannte, um die Sache des Protestantismus zu retten, in seinem Testament
Johanna Gray, Enkelin einer
Schwester Heinrichs VIII., zur Thronerbin. Maria erkannte nach Eduards Tod dies Testament nicht
an, forderte den englischen Adel zur Verteidigung seiner rechtmäßigen Königin auf und sah sich in kurzem
an der Spitze einer bedeutenden Macht. Am zog sie in London ein und begann alsbald eine entschiedene Reaktion.
Mehrere protestantische Bischöfe wurden eingekerkert und zahlreiche verheiratete Geistliche ihrer Stellen entsetzt. Die erste
Parlamentsversammlung ward mit einer lateinischen Messe eröffnet, und das eingeschüchterte Parlament
hob selbst fast alle kirchlichen Gesetze Eduards VI. wieder auf. Die Unzufriedenheit des Volkes brach endlich in offene Empörung
aus, doch ward dieselbe von den königlichen Truppen gedämpft und nun ein schreckliches Blutgericht gehalten.
Unter denen, welche das verunglückte Unternehmen mit dem Leben büßten, waren auch der Herzog von Suffolk
und Johanna Gray mit ihrem Gemahl. Gesteigert wurde die allgemeine Unzufriedenheit, als sich Maria im Juli 1554 mit Philipp II.
von Spanien, dem Sohn Kaiser Karls V., vermählte, in den sie leidenschaftlich verliebt war. Durch Strenge und Grausamkeit suchte
sie nun den Protestantismus auszurotten und die Herrschaft der katholischen Kirche herzustellen. Nicht
weniger als 300 Protestanten starben in den nächsten drei Jahren auf dem Scheiterhaufen; ein päpstlicher Legat nahm in London
seinen Sitz; Klöster und Bistümer wurden wiederhergestellt.
Philipp war inzwischen schon 1555 nach Brüssel zurückgekehrt und besuchte Maria erst 1557 wieder, um sie zum Kriege gegen Frankreich
zu bewegen, der aber zum Verlust von Calais führte. Die Vernachlässigung von seiten ihres
Gemahls, die schmerzliche Enttäuschung ihrer Hoffnung, Mutter zu werden, stürzten sie in tiefe Melancholie und steigerten
ihre Krankheit. Sie starb Ihre Nachfolgerin war ihre Schwester Elisabeth.
Vgl. Griffet, Nouveaux éclaircissements
sur l'histoire de Marie (Amsterd. u. Par. 1766);
Turner, History of the reign of Edward VI., Mary and Elizabeth
(2. Aufl., Lond. 1854);
Tytler, England under Edward VI. and Mary (das. 1839);
Madden, Household book of the Queen Mary (das. 1830).
5) Maria Stuart, Tochter Jakobs II. und der Anna Hyde, geb. wurde in der anglikanischen Konfession
erzogen, heiratete im November 1677 ihren Vetter Wilhelm III. von Oranien, Statthalter der Vereinigten Niederlande, und schloß
sich ganz dessen Ansichten und Plänen an. Sie war einverstanden damit, daß ihr Gemahl in Wahrung ihres Erbrechts 1688 die
Expedition gegen England und ihren Vater unternahm und nach Jakobs Flucht neben ihr zum König ernannt und
mit der Regierung betraut wurde. Nur die kirchlichen Angelegenheiten unterlagen wesentlich ihrer Leitung, und sie führte auch
die Herrschaft, wenn Wilhelm von England abwesend war. Sie starb an den Blattern. Auf ihren Wunsch errichtete
ihr Gemahl das Marine-Invalidenhospital in Greenwich.
Vgl. »Lettres et mémoires de la reine Marie« (hrsg. von der Gräfin Marie
Bentinck, Haag 1880);
»Memoiren der Königin von England 1689-93« (hrsg. von Döbner, Leipz. 1886).
[Etrurien.]
6) Maria Luise, Königin von Etrurien, Tochter des Königs Karl IV. von Spanien und der Maria Luise
von Parma, geb. zu Madrid, ward 1795 mit dem Infanten Ludwig von Bourbon vermählt, der 1801 zum König des neuen Reichs
Etrurien erhoben wurde. Nach dessen Tod
mehr
wurde Maria zur Regentin für ihren Sohn Karl Ludwig ernannt. Als das Königreich 1807 von den Franzosen besetzt wurde, ging
sie nach Spanien. Nach ihres Vaters Abdankung (1808) lebte sie in Parma und erhielt dann Nizza als Aufenthaltsort angewiesen. 1811 versuchte
sie nach England zu fliehen, doch ward der Plan vereitelt und Maria in ein Kloster zu Rom gebracht, wo sie bis 1814 blieb.
Durch den Wiener Kongreß erhielt sie für ihren Sohn das Herzogtum Lucca. Sie starb in Lucca. 1876 wurde sie vom
Papst selig gesprochen. Ihre Memoiren (»Mémoires de la reine d'Étrurie«) gab Lemierre d'Argy (Par. 1814)
heraus.
[Frankreich.]
7) Maria von Medici, Königin von Frankreich, die Tochter des Großherzogs Franz I. von Toscana und der Johanna von Österreich,
geb. zu Florenz, vermählte sich mit Heinrich IV. von Frankreich, dem sie 1601 den Dauphin, nachherigen
Ludwig XIII., gebar. Wiewohl sehr schön, entfremdete sie sich doch ihren Gemahl durch ihr leidenschaftliches
und herrschsüchtiges Wesen sowie durch ihre allerdings gegründete Eifersucht. Als Heinrich 1610 mit einem Heer nach Deutschland
zur Unterstützung der Protestanten abgehen wollte, bestimmte sie ihn, sie zuvor, 13. Mai, zu St.-Denis krönen zu lassen. Am
folgenden Tag ward der König von Ravaillac ermordet.
Wiewohl der Verdacht laut wurde, daß Maria um den Mordanschlag gewußt habe, ward sie doch durch die Bemühungen des Herzogs
von Epernon vom Parlament zur Vormünderin ihres Sohns Ludwig XIII. und zur Regentin eingesetzt, bewies in dieser Stellung aber
nur in Intrigen Gewandtheit. Ihr Hauptbestreben war auf Beschränkung der Rechte der Protestanten gerichtet.
Um Anhänger zu gewinnen, streute sie die unter Heinrich IV. gesammelten Schätze mit vollen Händen aus. Marias Ratgeber waren
namentlich die Botschafter Spaniens und Roms und der Mann ihrer Kammerfrau Leonore Galligai, der Italiener Concini, den sie 1614 zum
Marschall und Marquis d'Ancre beförderte.
Dieser Umstand sowie die maßlose Verschwendung der Staatsgelder an Günstlinge, das Anwachsen der Schuldenlast und die willkürlichsten
Hemmungen des Rechtsganges erregten laute Unzufriedenheit unter den zurückgesetzten Prinzen und Großen sowie unter dem gedrückten
Volk. Auch nach der Mündigkeitserklärung des jungen Königs 1614 übte Maria ihren Einfluß, bis endlich
ersterer, von seinem Günstling Albert de Luynes aufgereizt, Concini niederschießen ließ und seine Mutter Maria nach
Blois verwies. Am entfloh dieselbe jedoch mit Hilfe des Herzogs von Epernon nach Angoulême, versöhnte sich aber mit
Ludwig XIII., kehrte nach Luynes' Tod nach Paris zurück und trat wieder an die Spitze des Staatsrats.
Um sich ihren Einfluß zu sichern, verschaffte sie Richelieu einen Sitz im Ministerium, sah sich aber bald durch diesen von der
Leitung des Staats verdrängt.
Umsonst setzte sie alle Mittel in Bewegung, um den verhaßten Mann vom Hof zu entfernen; alle Künste scheiterten
an der Festigkeit des Königs, Richelieu blieb in seiner Stellung, und Maria wurde, als der Hof von Compiègne nach Paris übersiedelte,
durch ein Schreiben ihres Sohns ersucht, sich auf einige Zeit in das Schloß von Moulins zu begeben Bald darauf
entfloh sie von da nach Brüssel zu ihrer Tante Isabella, der damaligen Regentin der Niederlande. Von Richelieu 1638 auch aus
diesem Land vertrieben, begab sie sich nach England und zuletzt (Oktober 1641) nach Köln, wo sie fast in
Dürftigkeit,
starb.
Paris verdankt ihr das schöne Palais Luxembourg, die öffentliche Promenade Cours la Reine, schöne Wasserleitungen
und die Sammlung der allegorischen Gemälde Rubens' im Louvre.
Vgl. d'Estrées, Mémoires d'État sous la régence de Marie de
Médicis (Par. 1666);
Ponchartrain, Mémoires concernant les affaires de France sous la régence de Maria de Médicis (Haag 1720, 2 Bde.);
Frau Thiroux d'Arconville, Vie de Marie de Médicis (Par. 1774, 3 Bde.);
Miß Pardoe, The life of Maria de Medicis
(2. Aufl., Lond. 1852, 3 Bde.).
8) Maria Theresia, Königin von Frankreich, Tochter König Philipps IV. von Spanien, geb. wurde 1660, nachdem der Pyrenäische
Friede 1659 die Heirat festgesetzt und Maria allen ihren Rechten auf den spanischen Thron entsagt hatte, mit
Ludwig XIV. von Frankreich vermählt. Hübsch, gut und bescheiden, genügte sie ihrem ehrgeizigen, thatkräftigen Gemahl, den
sie zärtlich liebte, nicht und mußte es sich gefallen lassen, daß derselbe Mätressen den Vorzug gab und diese sogar an den
Hof zog. Sie suchte Trost in strengen religiösen Übungen und starb in Versailles. Trotz ihres
Verzichts auf ihr Erbrecht machte Ludwig XIV. dasselbe sowohl 1665 nach ihres Vaters Tod auf die spanischen Niederlande als 1700 auf
Spanien selbst geltend.
9) Maria Leszczynska, Königin von Frankreich, Tochter des Königs von Polen, spätern Herzogs von Lothringen,
Stanislaus Leszczynski, geb. verlebte eine unruhige Jugendzeit, da ihr Vater aus Polen vertrieben wurde und erst 1719 im
Elsaß ein bescheidenes Asyl fand, wurde aber von ihrem Vater vorzüglich erzogen und unterrichtet. Am wurde sie
mit dem sieben Jahre jüngern König Ludwig XV. von Frankreich vermählt, der sich ihr aber, als er herangewachsen
war, allmählich entzog und sich in die Arme unwürdiger Mätressen stürzte. Einfach und bescheiden, aber doch nicht ohne
Würde, verlebte sie ihre Tage in einsamer Zurückgezogenheit in Gesellschaft weniger Freunde und mit religiösen Übungen und
Wohlthun beschäftigt. Sie starb in Versailles. Von ihren zehn Kindern überlebten sie nur vier Töchter.
Vgl. »Lettres
inédites de la reineMariaL. et de la duchesse de Luynes au président Hénault« (hrsg. v. Diguères,
Par. 1886).
10) Maria Antoinette, Königin von Frankreich, jüngste Tochter des Kaisers Franz I. und der Maria Theresia,
geb. wurde an den Dauphin von Frankreich, den nachmaligen König Ludwig XVI., vermählt und zwar gegen
dessen Neigung, daher es Maria Antoinette trotz ihrer körperlichen und geistigen Vorzüge nur allmählich gelang, sich
die Liebe ihres Gemahls zu erwerben. Um so inniger war die Ehe fortan, während die Lebensweise der jungen
unerfahrenen Königin, die sich oft über das Zeremoniell des Hofs von Versailles hinwegsetzte und schon als Österreicherin
die Volksmeinung gegen sich hatte, zu vielfachen Verleumdungen Anlaß gab.
Besonders die Halsbandgeschichte (s. d.) schadete dem Ruf der Königin außerordentlich und gab zu den abgeschmacktesten,
aber geglaubten Gerüchten Anlaß. Der thätigste Gegner der Königin war der Herzog von Orléans, der durch die Geburt eines
Dauphins 1781 die entfernte Aussicht auf die Thronfolge verloren hatte. Als 1789 die Nationalversammlung zusammengetreten war,
pflichtete die Königin, die von jetzt an mehr Anteil an der Politik nahm, zuerst den Erweiterungen der
Rechte des dritten Standes bei; als jedoch die Bewegungen der Volkspartei einen
mehr
immer drohendern Charakter annahmen, verhehlte sie nicht, daß sie im Adel eine Stütze des Throns erblicke und alles aufzubieten
gedenke, dieselbe aufrecht zu erhalten. Sie galt daher für die Vertreterin der Reaktion. Ihre Gegenwart beim Gastmahl der Gardes du
Korps in Versailles gab neuen Stoff zur Verleumdung; man beschuldigte sie der Beleidigung der Nation,
und Mirabeau wollte sie schon jetzt in der Nationalversammlung anklagen. Bei dem Sturm auf Versailles 5. Okt. war es eigentlich
auf das Leben der Königin, die man Madame Veto nannte, abgesehen. Am folgenden Morgen verlangte der tobende Pöbel, sie zu sehen.
Sie trat auf den Balkon heraus mit dem Dauphin auf dem Arm. Ihre Ruhe imponierte dem Haufen so, daß er applaudierte,
und die Königin kehrte unversehrt zurück. Als sie mit dem König nach den Tuilerien übergesiedelt war, suchte sie denselben
zu entschlossener Thätigkeit anzuspornen und knüpfte mit Mirabeau u. a. Unterhandlungen an, um die konstitutionelle
Monarchie zu retten. Aber vergeblich bemühte sie sich, Vertrauen zu gewinnen. Es gelang ihr nie, populär zu werden.
Der verunglückte Fluchtversuch verschlimmerte die Lage sehr, doch zeigte die Königin bei dem Verhör darüber
eine hohe Sündhaftigkeit. Als die Tuilerien erstürmt wurden, wo sie inmitten der Insulten
des Pöbels eine majestätische Ruhe und Würde bewahrte, flüchtete sie mit dem König in den Saal der Nationalversammlung und
wurde von da in den Temple in förmliche Gefangenschaft abgeführt. Im Dezember wurde sie vom König getrennt; anfangs durften
sie noch zusammen essen, später untersagte man auch dies und verstattete ihr nur noch am Tag vor der Hinrichtung
des Königs eine Zusammenkunft mit ihrem Gemahl. Am 3. Juli trennte man sie auch trotz heftiger Gegenwehr von ihrem
Sohn (Ludwig XVII.), und 1. Aug. wurde sie aus dem Temple nach dem Gefängnis der Conciergerie gebracht, wo
sie nichts als ein schlechtes Feldbett, einen Lehnstuhl von Stroh und einen kleinen Tisch vorfand.
Die Königin war in kurzer Zeit alt geworden und ihr Haar gebleicht. Am 14. Okt. wurde sie vor das Blutgericht gestellt. Die Anklageakte
beschuldigte sie, mit dem Ausland konspiriert und den Bürgerkrieg angestiftet zu haben. Maria Antoinette
beantwortete alle Fragen mit großer Genauigkeit und Besonnenheit. Da klagte Hébert sie an, daß sie mit ihrem eignen Sohn
in einem unnatürlichen, verbrecherischen Verhältnis gestanden habe. Anfangs überging Maria Antoinette diesen Punkt mit Stillschweigen;
als aber Hébert auf denselben zurückkam, wandte sie sich mit den Worten an die Zuhörer: »Wenn ich nicht
geantwortet habe, so geschah es, weil die Natur sich sträubt, auf eine solche gegen eine Mutter gerichtete Beschuldigung zu
antworten. Ich appelliere an alle anwesenden Mütter.« Das Verhör dauerte den ganzen Tag und die darauf folgende Nacht;
während
desselben ward ihr gar keine Nahrung gereicht, und ein Gendarm, der ihr auf wiederholtes Bitten ein Glas
Wasser verschaffte, erhielt von der Behörde einen Verweis.
Ihr Todesurteil vernahm sie ohne sichtbare Gemütsbewegung. Erst
als sie 16. Okt. früh 4½ Uhr in ihr Gefängnis zurückkam, machte das gepreßte Herz sich durch einen Thränenstrom Luft. Gegen 7 Uhr
wurde sie durch einen beeidigten Priester geweckt, der sie zum Tod vorbereiten sollte; sie verschmähte
jedoch seinen Beistand. Um 11 Uhr kündigte man ihr an, daß alles bereit sei, und zwang sie, ihr schwarzes Kleid, das sie seit
dem Tod Ludwigs getragen hatte, gegen
einen weißen, zerrissenen Bettmantel zu vertauschen. Am Thor des
Kerkers band man ihr die Hände, und sie bestieg den Karren.
Die begleitende Gendarmerie war aus den wütendsten Sansculotten ausgesucht;
den Karren umtönte das Geschrei: »Nieder mit
der Tyrannei; es lebe die Republik!« Sichern Schrittes bestieg sie das Blutgerüst;
um ¼ nach 12 Uhr fiel ihr Haupt. Es
ward mit dem Ruf: »Es lebe die Republik!« dem Volke gezeigt.
Der Leichnam wurde in dieselbe Kalkgrube des Magdalenenkirchhofs
gelegt, welche die Überreste Ludwigs XVI. aufgenommen hatte, 1815 aber nach St.-Denis gebracht, wo ihr ein schönes Grabdenkmal
errichtet wurde.
Mad. Campan, Mémoires sur la vie privée de Marie-Antoinette (neue Ausg., Par. 1849; deutsch, Bresl.
1827);
Goncourt, Histoire de Marie-Antoinette (deutsch, 3. Aufl., Wien 1867);
Chambrier, Marie-Antoinette, reine de France (3. Aufl.,
Par. 1887);
Yonge, Life of Mary Antoinette, queen of France (Lond. 1876, 2 Bde.);
Campardon, Marie-Antoinette et le procès du
collier (Par. 1863);
Derselbe, Marie-Antoinette à la conciergerie (das. 1862);
Huard, Mémoires sur Marie-Antoinette (das. 1865);
Lescure, Marie-Antoinette et sa famille, d'après les nouveaux documents (4. Aufl., das.
1878);
Combes, Marie-Antoinette et l'intrigue du collier (das. 1876);
Lord Gower, The last days of A. (Lond. 1885);
Arneth, Maria Theresia
und Maria Antoinette; ihr Briefwechsel (2. Aufl., Wien 1866);
Derselbe, Maria Antoinette, Joseph II. und Leopold II.
(das. 1866);
Arneth und Geffroy, Marie-Antoinette.
Correspondance secrète entre Marie-Thérèse et le comte de Mercy d'Argenteau.
Avec les lettres de Marie-Thérèse et de Marie-Antoinette (Par. 1873-74, 3 Bde.).
Die von Hunolstein (»Correspondance inédite de Marie-Antoinette«, Par. 1864) u. Feuillet de Conches (»Louis
XVI, Marie-Antoinette et Madame Elisabeth«, das. 1864-73, 6 Bde.)
veröffentlichten Briefe der Maria Antoinette sind Fälschungen.
11) Maria Luise, Kaiserin der Franzosen, zweite Gemahlin Napoleons I., nach dessen Fall Herzogin von Parma, Piacenza und Guastalla,
geb. die älteste Tochter des Kaisers. Franz I. aus dessen zweiter Ehe mit Maria Theresia von
Neapel, wurde nach Napoleons Trennung von Josephine zu Paris mit demselben vermählt und gebar ihm einen
Sohn, dem Napoleon schon vor seiner Geburt den Namen eines Königs von Rom verliehen hatte. 1813 bekleidete
sie Napoleon mit einer machtlosen Regentschaft.
Ihr Wunsch, dem Gemahl 1814 nach Elba zu folgen, wurde ihr nicht gewährt. Der Weisung ihres Vaters gemäß begab sie sich hierauf
nach Schönbrunn, wo sie auch während der Hundert Tage mit ihrem Sohn blieb, obgleich sie von Napoleon eingeladen wurde, nach
Paris zu kommen. In dem Vertrag von Fontainebleau ward ihr der Rang und Titel, den sie bisher geführt hatte, sowie der Besitz der
Herzogtümer Parma, Piacenza und Guastalla zugesichert, deren Regierung sie übernahm.
Der König von Rom blieb in Wien und erhielt nachher von Kaiser Franz den Titel »Herzog von Reichstadt«. 1822 vermählte
sie sich in morganatischer Ehe mit dem Grafen Neipperg, den man ihr von Wien als Oberhofmeister mitgegeben hatte, und dem sie den
Fürsten von Montenuovo gebar. Sie starb in Parma.
Vgl. Helfert, Maria Luise, Erzherzogin von Österreich, Kaiserin der
Franzosen (Wien 1873);
Wertheimer, Die Heirat der Erzherzogin Maria Luise mit Napoleon I. (das.
mehr
1882); Mad. Durand (Ehrendame der Kaiserin), Mémoires sur Napoléon et Marie-Louise, 1810-14 (Par. 1885);
Imbert de Saint-Amand,
Marie-Louise (das. 1886, 3 Tle.);
»Correspondance de Marie-Louise« (das. 1887).
[Neapel.]
12) Maria Sophie Amalie, frühere Königin von Neapel, Tochter des Herzogs Maximilian von Bayern, geb. zu Possenhofen,
ward mit dem Kronprinzen von Neapel vermählt. Am bestieg ihr Gemahl nach dem Tod seines
Vaters als Franz II. den Thron; doch gewann Maria wenig Einfluß auf seine Regierung, die durch Garibaldis Zug
nach Neapel ein baldiges
Ende erreichte. Maria folgte ihrem entthronten Gemahl nach Gaeta und zeigte bei der Belagerung dieser Festung
großen Mut und hingebende Liebe in der Pflege der Verwundeten. Nach der Übergabe der Festung ließ sie sich mit
ihrem Gemahl zu Rom nieder, siedelte aber 1870 nach Bayern über. Ihre Ehe ist kinderlos.
13) Maria Karoline, Königin von Neapel und Sizilien, s. Karoline 4).
[Portugal.]
14) Maria II. da Gloria, Königin von Portugal, Tochter des Kaisers Dom Pedro I. von Brasilien und der Erzherzogin Leopoldine
von Österreich, geb. zu Rio de Janeiro, wurde nach dem Tod ihres Großvaters, des Königs Johann VI. von Portugal, durch
die Entsagungsakte ihres Vaters Königin von Portugal und 1827 mit ihrem Oheim Dom Miguel verlobt.
Im Sommer 1828 sandte Dom Pedro Maria unter Aufsicht des Marquis von Barbacena und des Grafen da Ponte nach Europa, damit sie am Hof ihres
mütterlichen Großvaters, des Kaisers von Österreich, erzogen werde.
Als aber ihre Begleiter in Gibraltar erfuhren, daß Dom Miguel sich unterdessen zum absoluten König von Portugal aufgeworfen
hatte, führten sie die junge Königin nach London, um sich dort um Hilfe gegen den Kronräuber zu bewerben. Georg IV. empfing
die junge Königin mit königlichen Ehrenbezeigungen; aber das Ministerium leistete ihr keine Hilfe, und
Maria kehrte daher im Oktober 1829 in Begleitung ihrer künftigen Schwiegermutter nach Brasilien zurück. Nachdem ihr Vater ihr
den portugiesischen Thron erkämpft und Dom Miguel vertrieben hatte, ward sie 1833 in Lissabon als Königin ausgerufen und übernahm
die Regierung nachdem sie für majorenn erklärt worden.
Ihre Ehe mit dem Bruder ihrer Stiefmutter, dem Prinzen August von Leuchtenberg, wurde schon nach drei Monaten durch
den Tod des Prinzen gelöst, worauf sich Maria mit dem Prinzen Ferdinand von Koburg-Kohary vermählte. Maria war der Aufgabe
nicht gewachsen, ein zerrüttetes Reich und ein vom Parteigeist beherrschtes Volk zu regieren, und machte
sich überdies durch Eigensinn und Herrschsucht unbeliebt. Sie starb im Wochenbett und hatte ihren ältesten Sohn,
Dom Pedro V., zum Nachfolger.
[Schottland.]
15) Maria von Guise, Königin von Schottland, geb. Tochter Claudius' von Guise, Herzogs
von Lothringen, wurde 1534 mit Ludwig von Orléans, Herzog von Longueville, vermählt, der 1535 starb, dann mit König
Jakob V. von Schottland und wurde nach dessen Tod 1542 Regentin des Königreichs. Sie versuchte der Ausbreitung der Reformation
entgegenzutreten und erregte 1559 dadurch einen Aufstand, nach dessen Unterdrückung sie in
Edinburg starb. Ihre einzige Tochter war Maria Stuart.
16) Maria Stuart, Königin von Schottland, die Tochter Jakobs V. von Schottland und
der Maria von Guise, geb. fünf Tage
vor dem Tod ihres Vaters, zu Linlithgow bei Edinburg, ward in St.-Germain am französischen Hof erzogen und mit
dem Dauphin, dem nachmaligen König Franz II. von Frankreich, vermählt. Nach dem frühen Tod ihres Gemahls beschloß
Maria, da inzwischen auch ihre Mutter, die Regentin von Schottland, gestorben war, in ihre Heimat zurückzukehren.
Da sie aber die Bestätigung des Edinburger Vertrags verweigerte, nach welchem sie Wappen und Titel einer
Königin von England ablegen sollte, die sie wegen ihrer Abstammung von Margarete Tudor, einer Tochter Heinrichs VII., ihrer Großmutter
väterlicherseits, bei der Thronbesteigung der Elisabeth angenommen hatte, lehnte die letztere ihr Gesuch, durch England reisen
zu dürfen, ab, und Maria mußte von Calais zur See nach Edinburg fahren. Am verließ sie Frankreich
und landete 19. d. M. in Schottland, wo sie vom Volk mit Jubel empfangen wurde und alles durch ihre Schönheit, Anmut und Leutseligkeit
für sich gewann.
Obwohl eine Gegnerin der protestantischen »Ketzerei« und mit
dem Papst und ihren Oheimen, den Guisen, in steter geheimer Korrespondenz, verhielt sie sich doch gegen die fanatischen, unduldsamen
Puritaner, welche, John Knox an der Spitze, das niedere Volk beherrschten und gegen die Königin aufhetzten, gemäßigt und vorsichtig
und folgte den Ratschlägen ihres Halbbruders James Stuart, Grafen von Murray. Sie vermählte sich mit
dem jungen und schönen, aber geistig unbedeutenden und charakterlosen Lord Heinrich Darnley, der mit dem Haus Tudor und dem der
Stuarts verwandt war, entzweite sich aber hierdurch mit den schottischen Großen, namentlich Murray, dessen Auflehnung gegen
die Heirat sie mit gewaffneter Hand niederschlug, und gewann an ihrem Gemahl selbst weder einen Beirat
noch eine Stütze.
Die Ehe war eine unglückliche, und schon nach einem Jahr stellte sich Darnley an die Spitze einer Verschwörung und ließ den
Geheimschreiber der Königin, David Riccio, auf den er ohne Grund eifersüchtig war, von ihrer Seite
wegreißen und ermorden. Seitdem faßte Maria gegen Darnley, dem sie 19. Juni einen Sohn, den spätern König Jakob VI., gebar, einen
bittern Groll und schenkte ihre Neigung und ihr Vertrauen James Hepburn, Earl of Bothwell. Derselbe, obwohl erst seit kurzem
verheiratet, erwiderte die Neigung der Königin, durch welche er die höchste Gewalt zu erringen hoffte,
und verschwor sich mit einigen Edelleuten gegen das Leben Darnleys.
Darnley erkrankte Anfang 1567 zu Glasgow an den Pocken; Maria eilte an sein Krankenbett und bewog ihn nach einer Versöhnungsszene,
die vielfach für erheuchelt gehalten wurde, nach Edinburg überzusiedeln, wo sie ihn in einem vor der
Stadt gelegenen Haus, Kirk-a-Field, mehrere Tage und Nächte sorgsam pflegte. Am abends begab sie sich nach Holyrood,
um der Hochzeit einer ihrer Hofdamen beizuwohnen. Währenddessen ließ Bothwell das Gebäude durch Pulver in die Luft sprengen.
Bei Anbruch des Tags (10. Febr.) fand man den König und einen Pagen tot im Garten liegen: sie waren erwürgt
worden. Die öffentliche Stimme bezeichnete Bothwell als den Mörder, aber das Gericht und das Parlament sprachen ihn frei. Maria ernannte
ihn zum Großadmiral und ließ sich, nachdem Bothwells Ehe auf Grund naher Verwandtschaft gelöst worden, von ihm im April auf
sein Schloß entführen und am 15. Mai
mehr
Holyrood nach protestantischem und katholischem Ritus mit ihm trauen. Während Maria von Bothwell tyrannisiert wurde, stieg der
Unwille gegen sie und ihr Verfahren immer höher. Die Großen, darunter auch solche, die an dem Morde Darnleys selbst beteiligt
waren, verbanden sich gegen Bothwell, und Maria, von ihren Truppen verlassen, sah keine andre Rettung, als
ihren Gemahl zu verlassen und sich in die Arme der Verbündeten zu werfen (Juni 1567). Maria wurde von diesen erst nach Edinburg,
dann nach dem Schloß Lochleven gebracht, wo sie durch die Drohung mit einer Anklage auf Mord zum Verzicht auf die Krone zu gunsten
ihres Sohns und zur Anerkennung des Grafen Murray als Regenten genötigt wurde. Am 25. Juli ward ihr einjähriger
Sohn in Stirling als Jakob VI. zum König gekrönt.
Zwar entkam Maria mit Hilfe von George Douglas aus der Haft, rief ihre Freunde zu ihrem Beistand auf und sammelte ein Heer
von 6000 Mann um sich; aber Murray schlug und zerstreute 13. Mai bei Langside dasselbe, und nun faßte Maria den unglücklichen Entschluß,
bei der Königin von England Hilfe zu suchen. Nach einem Gewaltritt von drei Tagen über Heiden und Wälder erreichte sie die Solwaybai
und setzte von da in einem Fischerkahn nach Carlisle über (16. Mai), von wo sie an Elisabeth einen rührenden
Brief schrieb. Die englische Königin war anfangs geneigt, Maria gut aufzunehmen, wurde aber durch ihren leitenden Minister Cecil
(Lord Burleigh), der die katholische Thronprätendentin in sicherm Gewahrsam zu halten wünschte, umgestimmt und verweigerte
ihr auch die von ihr erbetene persönliche Zusammenkunft, bis sie sich von dem Verdacht des Mordes ihres
Gemahls gereinigt haben würde; auf Bolton Castle wurde Maria in Sicherheit gebracht.
Zum Behuf der Untersuchung ihrer Schuld wurde eine Kommission von englischen Lords niedergesetzt, vor welcher Murray in eigner
Person die Königin der Teilnahme an Darnleys Mord anklagte und Maria sich durch den Bischof Leslie und einige
andre Anhänger verteidigen ließ. Die Kommission, die erst zu York, sodann zu Westminster tagte, kam zu keinem Resultat, weil
Elisabeth weder eine Verurteilung noch eine völlige Freisprechung wünschte; aber Maria blieb in Haft und wurde von einem festen
Schloß zum andern (unter andern Tutbury, Wingfield, Sheffield) geführt, um den wiederholten Versuchen
zu ihrer Befreiung vorzubeugen.
Eine Schilderhebung des katholischen Adels im Norden Englands, um Maria zu befreien und den Protestantismus zu stürzen, wurde 1569 niedergeschlagen.
Trotzdem blieb Maria, obwohl sie selbst nur ihr Thronrecht nach Elisabeths Tod gesichert wissen wollte, doch
ebendieses Thronrechts wegen der Mittelpunkt der vereinigten Bestrebungen des von den Jesuiten geleiteten Papsttums, Spaniens
und Frankreichs, die katholische Kirche durch Elisabeths Beseitigung in England wieder zur Herrschaft zu bringen. und ihre Anhänger
waren daher Opfer der Abwehr und des Rückschlags gegen diese papistisch-spanische Propaganda.
Der Herzog von Norfolk, der Maria heiraten wollte, deshalb mit ihr im Briefwechsel stand und von Rom und Madrid
Gelder für eine bewaffnete Erhebung empfing, wurde nach Entdeckung des Komplotts im Januar 1572 hingerichtet. Maria selbst, nicht
streng bewacht, hatte von den Umtrieben und Plänen der katholischen Parteien Kunde, nahm lebhaften Anteil
an ihnen und hielt sowohl an ihrem Thronrecht als an ihrer Religion hartnäckig fest. Die Sicherheit und Wohlfahrt des englischen
Volkes forderten gebieterisch, daß die Ursache dieser Beunruhigung, Maria, unschädlich gemacht werde.
Die Entdeckung einer Verschwörung
fanatischer Katholiken unter Anton Babington (1586) zur Ermordung Elisabeths und Befreiung Marias
hatte endlich zur Folge, daß letztere selbst der Teilnahme an diesen Plänen angeklagt und kraft eines
Parlamentsstatuts von 1584 vor ein Gericht von 40 der angesehensten Peers und 5 Oberrichtern im Schloß Fotheringhay in der Grafschaft
Northampton gestellt wurde. Anfangs erklärte Maria, daß sie als eine unabhängige Fürstin sich einem Verhör durch
Unterthanen nicht unterwerfen könne; aber auf die Vorstellung, daß sie ihrem Ruf auf diese Weise am meisten schade, ergab sie
sich und stand den Richtern Rede.
Ihre Verbindung mit fremden Mächten sowie die Mitwissenschaft an der Babingtonschen Verschwörung gab sie zu; nur, jemals einen
Mordversuch gegen Elisabeth gebilligt zu haben, leugnete sie standhaft. Auf Grund der Aussagen ihrer Schreiber
Nau und Curle sprachen dennoch die Richter 25. Okt. gegen Maria das Todesurteil aus; das Parlament bestätigte dasselbe und verlangte
von Elisabeth zur Erhaltung der Religion und zur Sicherheit des Reichs und ihrer eignen Person seine Vollstreckung.
Elisabeth schwankte lange; sie wünschte das Aufsehen einer öffentlichen Hinrichtung zu vermeiden und
ließ dem Hüter der Gefangenen, Sir Amias Paulet, einen Wink erteilen, jener durch Gift zuvorzukommen. Aber Paulet wies den
Antrag zurück. Endlich, nachdem eine neue Verschwörung gegen ihr Leben entdeckt war, unterzeichnete Elisabeth ungeachtet
der Intervention der katholischen Höfe für die Begnadigung Marias das Todesurteil und gab es sodann dem
Staatssekretär Davison mit dem Befehl, es mit dem Reichssiegel zu versehen.
Burleigh und mehrere Mitglieder des Geheimen Rats beschlossen darauf, ohne eine nochmalige Anfrage an die Königin, deren Unentschlossenheit
sie kannten, den Spruch sofort vollstrecken zu lassen. Die Grafen von Shrewsbury und Kent eilten mit dem
Todesurteil nach Fotheringhay, wo sie der Gefangenen ihre Hinrichtung ankündigten. Maria vernahm die Eröffnung mit
großer Bewegung, faßte sich aber bald, aß heiter zu Abend, schlief dann einige Stunden und brachte den Rest der Nacht im Gebet
zu. Der von ihr erbetene Beistand eines katholischen Geistlichen ward ihr abgeschlagen; den protestantischen
Geistlichen, den man ihr aufdringen wollte, wies sie zurück. Am Morgen des 8. Febr. genoß sie eine Hostie, vom Papst Pius V. selbst
geweiht, welche sie längst für den entscheidenden Augenblick aufgespart hatte.
Dann legte sie ein schwarzes Samtkleid an, stieg in majestätischer Würde und Haltung aus ihrem Gemach
in den Saal, wo das Gericht über sie abgehalten worden, und legte ihr Haupt selbst auf den Block, indem sie mit lauter Stimme
rief: »Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist«. Darauf fiel ihr Haupt unter dem Beil des Henkers. So
starb sie im 19. Jahr ihrer Gefangenschaft, im 45. ihres Lebens; sie war schon sehr gealtert, hatte aber ihre grauen Haare
zu verbergen gewußt.
Ihr Leichnam ward in der Kathedrale zu Peterborough beigesetzt. Ihr Sohn Jakob VI., der nichts für ihre Befreiung und Rettung
gethan, ließ, als er König von England geworden war, den Sarg der Mutter zu Westminster beisetzen und ihr
ein marmornes Grabmal errichten sowie das Schloß Fotheringhay zerstören. In London empfing man die Kunde von Marias Tod mit Jubel.
Als man Elisabeth die Nachricht brachte, zeigte sie große Bestürzung, verwünschte den unseligen Diensteifer ihrer
Räte und strafte Davison mit einer Geldbuße von 10,000 Pfd. Sterl., die ihn an den Bettelstab brachte. Marias
mehr
tragisches Geschick hat zu mehreren dramatischen Bearbeitungen (von Alfieri, H. Köster, Marie v. Ebner-Eschenbach, L. Schneegans
u. a.) Anlaß gegeben; die namhafteste ist Schillers Drama »Maria Stuart«, dessen Gesamteindruck mit dem der Geschichte übereinstimmt.
Vgl. Miß Benyer, Memoirs of the life of Mary, queen of Scots (Lond. 1823, 2 Bde.);
Mignet, Geschichte der Maria Stuart (deutsch, 3. Aufl., Leipz. 1869);
Miß Strickland, Life of Mary, queen of
Scots (neue Ausg., Lond. 1873, 2 Bde.);
Wiesener, Marie Stuart et le comte de Bothwell (Par. 1863);
Caird, Mary Stuart, her guilt or innocence (2. Aufl., Lond. 1866);
Gauthier,
Histoire de Marie Stuart (2. Aufl., Par. 1875, 2 Bde.);
Chantelauze, Marie Stuart, son procès et son exécution (das. 1876);
Becker, Maria Stuart, Darnley und Bothwell (Gießen 1881);
»Lettres, instructions et mémoires de Marie Stuart« (hrsg. von Prinz Alex.
Labanoff, Lond. 1844, 7 Bde.);
Claude Nau (Sekretär der Königin), History of Mary Stewart from the murder of Riccio until her flight into England (hrsg. von Stevenson,
Edinb. 1883);
Sepp, Prozeß gegen Maria Stuart (Münch. 1886);
dazu die Briefe an Bothwell (hrsg. von Breßlau im »Historischen Taschenbuch« 1882 und
in der »Historischen Zeitschrift«, Bd. 52),
über deren Echtheit neuerdings eine lebhafte Diskussion sich
erhoben hat; vgl. darüber den Aufsatz von Zschech in den »Preußischen Jahrbüchern«, Bd. 56, S. 435 ff.
[Spanien.]
17) Maria Luise, Königin von Spanien, Gemahlin König Karls IV. von Spanien, Tochter des Herzogs Philipp von Parma, geb.
wurde 1765 mit dem Infanten Don Karlos vermählt. Klug und ihrem Gemahl geistig weit überlegen, wußte
sie es bald dahin zu bringen, daß ihr der König, nachdem er den Thron bestiegen, die Regierungsgeschäfte überließ.
Aber neben der Herrschsucht beseelte sie eine wilde, zügellose Sinnlichkeit, und obwohl unansehnlich, ja
häßlich, hatte sie eine Schar von Liebhabern, mit denen sie den gemeinsten Lüsten frönte.
Ein Verhältnis, in welchem sie noch als Prinzessin von Asturien mit dem ältern Godoy stand, trennte König Karl III. dadurch,
daß er Godoy aus Madrid verwies. Dafür trat nun die Prinzessin mit des Verwiesenen Bruder Manuel Godoy (s. d.),
dem nachherigen Herzog von Alcudia, in ein Verhältnis, und derselbe wurde, nachdem 1792 Floridablanca gestürzt war, der fast
unumschränkte Beherrscher Spaniens. Die Königin opferte ihm sogar ihren ältesten Sohn, den Prinzen von Asturien, Ferdinand,
den sie vom Thron ausschließen wollte. Aus diesen Hofränken entspannen sich die häßlichen Vorgänge 1807 und
1808, die schließlich dazu führten, daß die spanische Königsfamilie von Napoleon in Bayonne zum Verzicht auf den Thron gezwungen
wurde. Maria wurde nach Compiègne gebracht, lebte dann in Marseille und in Nizza und ging endlich nach Rom, wo sie starb.
18) Maria Christine, Witwe Ferdinands VII., Regentin von Spanien, s. Christine 2).
19) Maria Christine, Königin von Spanien, geb. Tochter des Erzherzogs Karl Ferdinand von Österreich, vermählte sich mit
dem König Alfons XII. von Spanien, nach dessen Tod sie die Regentschaft übernahm; gebar sie
einen Sohn, den König Alfons XIII.
[Ungarn.]
20) Maria, erste Gemahlin Kaiser Siegmunds, geb. 1370, Tochter Ludwigs d. Gr., wurde in der Wiege
mit Siegmund von Luxemburg
verlobt, brachte diesem, als sie sich nach dem Tod ihres Vaters 1385 mit ihm vermählte, das Königreich Ungarn zu und entsagte,
nachdem Siegmund sie 1387 aus den Händen der Rebellen befreit hatte, allen Rechten auf die Regierung zu dessen
gunsten. Sie starb kinderlos
Vgl. A. Biel, De Maria Hungariae non rege sed regina (Leipz. 1744).
21) Maria, Tochter Philipps des Schönen von Burgund und Johannas der Wahnsinnigen, geb. zu Brüssel,
wurde 1522 mit Ludwig II. von Ungarn vermählt und bildete die Seele der Hofpartei. Nach dessen Tod (1526) übertrug ihr Bruder
Karl V. ihr 1531 die Statthalterschaft der Niederlande, die sie 24 Jahre, mit Kraft und Klugheit regierte. Sie unterstützte
ihren kaiserlichen Bruder bei seinen Kriegen gegen Frankreich und beförderte namentlich 1551 den Plan der
Übertragung des Kaisertums auf Philipp II. Sie legte ihr Amt bei der Abdankung Karls V. 1555 nieder und zog sich nach Spanien
zurück; wo sie in Cigales starb.
22) Maria Christine Karoline Adelaide Françoise Leopoldine, Herzogin von Württemberg, geb. zu Palermo,
Tochter des Königs Ludwig Philipp von Frankreich, zeigte viel Talent für die Kunst und führte eine Statue der Jeanne d'Arc für
das historische Museum von Versailles aus. Später schuf die Prinzessin noch eine Peri, welche die Thränen eines reuigen Sünders
Gott zu Füßen legt, den am Eingang des Himmels wachenden Engel, die Büsten der Königin der Belgier und
ihres Sohns, eine Gruppe des Ahasverus und der Rahel sowie zwei vortreffliche Reitergruppen. Am vermählte sie sich
mit dem Herzog Friedrich Wilhelm Alexander von Württemberg. Der Schrecken bei einem Brand ihres Palastes in Gotha
untergrub ihre Gesundheit; sie starb in Pisa.