Titel
Marchesi
(spr. -kēsi), 1) Pompeo,
Cavaliere, ital. Bildhauer, geb. 1790 zu
Mailand,
[* 2] bildete sich unter
Canova und nach
der
Antike und ward
Professor an der
Akademie in
Mailand. Von seinen ersten
Arbeiten sind die
Reliefs am Simplonbogen, eine
Terpsichore
und eine
Venus
Urania, die kolossalen
Statuen des heil.
Ambrosius und des
Königs
Karl
Emanuel, die
Bildsäule
Voltas und das Denkmal
der Sängerin
Malibran zu nennen.
Später fertigte Marchesi
die sitzende
Statue
Goethes in
Marmor für die Stadtbibliothek
in
Frankfurt,
[* 3] dann (mit Manfredoni) das Standbild
Kaiser Franz' I. für
Graz
[* 4] und das Standbild desselben
Kaisers für die
Hofburg
in
Wien.
[* 5] Seine besten
Arbeiten sind das
Grabmal des
Herzogs
Emanuel
Philipp von
Savoyen in
Turin
[* 6] (1843) und die gute
Mutter
oder das Karfreitagsfest, kolossale Marmorgruppe, in der
Kirche
San Carlo zu
Mailand. Marchesi
verband
Anmut u. Weichheit der Form
mit maßvoller Durchbildung. Er starb in
Mailand.
2)
Salvatore (eigentlich
Ritter
Salvatore de Castrone),
Opern- und Konzertsänger
(Bariton), geb. zu
Palermo,
[* 7] war erst
Militär, studierte darauf in
Palermo die
Rechte, daneben
Gesang und
Komposition, ging 1849 als politischer
Flüchtling nach
New York, wo
er an der
Italienischen
Oper engagiert wurde, setzte 1850 bei
Garcia in
London
[* 8] seine Gesangstudien
fort und machte sich als Konzertsänger einen
Namen. Seit 1852 mit der Sängerin
Mathilde Graumann (s. unten)
verheiratet, machte er mit derselben Konzertreisen nach den Hauptstädten
Deutschlands,
[* 9]
Italiens,
[* 10]
Frankreichs, nach
Brüssel,
[* 11] London etc., überall
Triumphe feiernd, war dann 1854-61 am
Konservatorium zu
Wien als
Lehrer thätig, begleitete seine
Gattin
darauf nach
Paris,
[* 12] 1865 nach
Köln
[* 13] und kehrte mit derselben 1868 an das
Wiener
Konservatorium zurück. Seit 1881 haben
beide ihren
Wohnsitz wieder in
Paris. Marchesi
hat sich auch als
Komponist von Liedern,
Vokalisen etc. sowie als
Herausgeber einer trefflichen
Gesangschule einen
Namen gemacht. - Seine
Gattin
Mathilde, geborne Graumann, geb. zu
Frankfurt a. M., erhielt ihre
musikalische
Ausbildung von O.
Nicolai in
Wien und Marchesi
Garcia in
Paris, bei dem sie vier Jahre hindurch studierte,
und war bereits in
Paris und
London als Konzertsängerin angesehen, als sie sich mit Marchesi
verheiratete.
Neben diesem übernahm sie 1854 die Stelle einer Gesanglehrerin am Konservatorium in Wien, errichtete 1861 eine Privatgesangschule in Paris und folgte 1865 einem Ruf Hillers an das Konservatorium zu Köln, von wo sie 1868 nach Wien zurückkehrte. Hier entfaltete sie als Gesanglehrerin zunächst wieder am Konservatorium, dann 1878-81 als Leiterin einer eignen Schule eine ungemein erfolgreiche Thätigkeit und hat für eine Reihe von Bühnen vorzügliche dramatische Gesangskräfte herangebildet. In gleicher Weise wirkt sie seit ¶
mehr
ihrer Übersiedelung nach Paris im letztgenannten Jahr. Sie hat auch eine »Praktische Gesangsmethode« sowie »Erinnerungen aus meinem Leben« (Wien 1877) veröffentlicht.