Titel
Mandeville
(spr. männdwill), 1) (Maundevile)
John de, brit. Reisender, geboren um 1300 zu St.
Albans, war erst
Arzt,
trat als solcher 1327 in die
Dienste
[* 2] des
Sultans von
Ägypten,
[* 3] dann in die des Großchans von Chatai, will
hierauf 34 Jahre lang einen großen Teil von
Asien,
[* 4]
Afrika
[* 5] und
Europa
[* 6] bereist haben und starb (nach andern
in
Lüttich.
[* 7] Seine lateinische
Reisebeschreibung, die übrigens
nur für
Ägypten,
Syrien und die Euphratländer von Glaubwürdigkeit
ist, im übrigen den fabelhaften
Berichten reisender
Mönche folgt, wurde in fast alle europäischen
Sprachen
übersetzt (ins Deutsche
[* 8] zuerst von Michelfelser, 1481). Eine neuere
Ausgabe der englischen Übersetzung (nach der
Ausgabe
von 1725:
»Voyage and travayles of
Sir
John Mandeville«
) besorgte Halliwell (Lond. 1839).
2) Bernard de, engl. Dichter und Schriftsteller, geb. 1670 zu Dordrecht [* 9] in Holland aus einer französischen Familie, studierte Medizin und ließ sich in London [* 10] nieder, wo er, außer seinem medizinischen Beruf, seinen schriftstellerischen Neigungen lebte. Er starb 1733. Seine Schriften sind meist lasciver Natur. 1704 erschienen: »Esop dressed, or collection of fables in familiar verse« und »The planter's charity«, Gedicht;
1709 »The virgin unmasked«, 1710 eine Abhandlung über »Hypochondriac and hysteric passions«. 1723 trat er mit seiner »Fable of the bees, or private vices made public benefits« auf, worin er »das Laster für die Blüte [* 11] eines Staats für ebenso notwendig wie den Hunger für das Gedeihen des Menschen« und die Begriffe von Recht und Unrecht, gut und böse, Ehre und Schande für Erzeugnisse der Politik, die philosophische Tugend für eine Erfindung von Betrügern und die christliche Religion für eine Ausgeburt von Narren erklärte.
Durch Bertrands Übersetzung (1740) fand das Werk auch Eingang in Frankreich, besonders bei den Encyklopädisten, und seine an Bayle sich anlehnenden »Free thougths on the religion« (1720, franz. 1723) reihten ihn unter die französischen Freidenker ein. Von den Gerichten wegen seiner Lehren [* 12] verfolgt, erklärte er, er habe seine Bücher ohne weitere Absicht, zum Zeitvertreib geschrieben, und widerrief 1732 seine Lehren in »An inquiry into the origin of honour«.