Mandalai
(Mandaleh), die frühere Hauptstadt des Königreichs Birma, jetzt Hauptort des britischen Oberbirma, 4 km links vom Irawadi, in einer weiten Ebene am Fuß eines 180 m hohen isolierten Hügels, mit etwa 65,000 Einw., meist Birmanen, außerdem Einwanderern aus Manipur, Chinesen, Armeniern, Franzosen, Italienern, Griechen, welche das Fremdenviertel bewohnen. Fünf Dörfer der Umgegend sind mit Katholiken bevölkert, welche im vorigen Jahrhundert als Gefangene aus Pegu hierher geführt wurden. Die Stadt bildet ein Quadrat, dessen Seiten 2½ km lang sind, und ist von Graben und ziemlich primitiven Mauern umgeben. Die breiten Straßen schneiden sich unter rechten Winkeln; in der Mitte liegt der von Palissaden und Mauern eingeschlossene Stadtteil mit den früher vom König, seinen Frauen und ¶
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Ministern bewohnten Palästen sowie dem des weißen Elefanten, der Schatzkammer, den Kasernen, dem Arsenal etc. Die Häuser sind
teils aus Ziegeln, teils aus Holz,
[* 3] meist aber aus Bambusrohr erbaut; daher konnte eine ausgebrochene Feuersbrunst
schnell die Hälfte der Stadt zerstören. - Mandalai
wurde 1859 gegründet, 1878 zur Hauptstadt
des Reichs Birma erhoben, aber von den Engländern genommen, welche durch den Abschluß eines Handels- und Freundschaftsvertrags
zwischen dem König Thibau und Frankreich (s. Birma) ihre eignen Interessen gefährdet glaubten und, die Streitigkeiten einer
englischen Gesellschaft mit der birmanischen Regierung zum Vorwand nehmend, im November 1885 Birma mit Krieg
überzogen. Der König Thibau ergab sich sogleich und wurde nach Indien gefangen abgeführt; Birma aber durch königliches
Dekret vom Januar 1886 den übrigen Besitzungen Englands in Indien einverleibt. Die Fortsetzung der Eisenbahn von Rangun
[* 4] bis ist
im Bau und wird 1888 eröffnet.