Bezirk des Kantons Waadt.
Liegt an der östl. Grenze des Kantons und ganz im Bergland des Jorat, wenn
man unter diesem auch noch alle Höhen zwischen der Broye und der Glâne
versteht; der westl. Teil gehört zum Gros de Vaud. Er grenzt
im N. an die Freiburger Enklaven von Vuissens und Surpierre und an die Bezirke Yverdon und Payerne,
im O. und SO.
an den Kanton Freiburg
und den Bezirk Oron,
im S. an den Bezirk Oron und im W. an den Bezirk Échallens.
Hat mit 122,2 km2 Fläche etwa die mittlere Grösse
der Waadtländer Bezirke.
Vom Engpass von Bressonnaz an hat die Broye
eine breite Furche ausgegraben, die den Bezirk in zwei ungleiche
Teile trennt. Der grössere liegt auf dem linken Ufer des Flusses und umfasst den nach N. ziehenden und die Wasserscheide
zwischen der Mentue und der Broye
bildenden Hauptrücken des Jorat. Nach einer geringen Einsenkung zwischen Possens und Sottens erhebt
sich dieser Rücken wieder zu den Höhen zwischen Saint Cierges und Moudon, wo der höchste Punkt des Bezirkes
(863 m) liegt. Untergeordnete Kämme folgen dem Thal der Broyevon S. nach N. oder nach NO.; auf ihnen stehen die DörferVucherens,
Hermenches, Martherenges, die Abtei Rossenges, sowie die Signale von Moudon und Bussy. Zwei andere kleine Ketten zweigen vom
Hauptrücken in der Nähe von Thierrens ab und begrenzen die Einzugsgebiete der Lembaz und der PetiteGlâne;
der östl. dieser Rücken
trägt die DörferNeyruz, Villars¶
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le Comte und Forel und endigt mit der Terrasse von Surpierre, der westl. trägt Combremont le Grand und wendet sich zwischen
Nuvilly und Sassel nach N. Wie der zentrale Jorat zeigt auch dieses Gebiet keine eigentlichen Gipfel und kaum eine deutliche
Kammlinie (s. den Art. Jorat); die höchsten Teile sind gewöhnlich mit Wald bestanden. Immerhin finden
sich hier viele interessante Aussichtspunkte, unter andern das Signal von Moudon (836 m) und die Umgebung von Saint Cierges.
Zahlreiche, z. T. tief eingeschnittene, malerische Thälchen, so das der Mentue und ihres Zuflusses Oleyre (besonders in der
Umgebung von Bercher), die Tälchen der Nebenadern der Broye
(Bressonnaz, Mérine und Cerjaulaz, hier besonders
bei Lucens). Der auf dem rechten Ufer der Broye gelegene Teil des Bezirkes bildet einen schmalen Streifen zwischen diesem Fluss
und dem Kanton Freiburg,
der sich auch noch bis in den Bezirk Payerne fortsetzt. Weniger ausgedehnt und interessant als der gegenüberliegende
Abschnitt, weist er doch im allgemeinen denselben Charakter auf.
Hier liegt der höchste Punkt in 850 m. Auch hier durchfurchen den Boden Schluchten und Tobel, so u. a. die des Baches von Vaux
zwischen Sarzens und Lovatens. Das Thal der Broye, das von Bressonnaz an von SSW. nach NNO. zieht, ist im
Bezirk Moudon ziemlich einförmig. Sein ebener Boden hat eine Breite von 500-1000 m, und die Broye bildet darauf besonders
oberhalb Moudon mehrere Serpentinen. Die Gehänge sind auf beiden Thalseiten ziemlich steil und erreichen eine Höhe von 150-200
m über der Sohle.
Eine Eigentümlichkeit des Thales ist, dass die gerade Fortsetzung der Hauptaxe nach oben nicht den
Namen
der Broye, sondern den eines Zuflusses, der Bressonnaz, trägt. Beim Dorf Bressonnaz betritt die Broye erst das Hauptthal durch
eine den Höhenzug des rechten Ufers durchquerende Klus, während sie vorher ein paralleles Seitenthälchen durchfliesst.
Von Bressonnaz (530 m) bis zur N.-Grenze des Bezirkes (480 m; 2,2 km unterhalb Lucens) hat der Fluss eine
Länge von 10 km.
Die Broye, der bedeutendste Wasserlauf des Bezirkes, kommt vom W.-Fuss des Niremont bei Semsales. Sie durchfliesst den Hauptort
Moudon und geht nahe an Lucens, dem grössten Dorf des Bezirkes, vorbei. In Moudon liefert sie mehreren
Industrien die treibende Kraft. Sie ist gewöhnlich ruhig und friedlich, kann aber doch zeitweise starke Hochwasser bringen,
die schon zu verschiedenen Malen grosse Verheerungen angerichtet haben. Bedeutende Korrektionen schützen fortan das Thal
vor diesen schrecklichen Ueberschwemmungen.
Zuflüsse von links: der Carouge und die Bressonnaz, die sich in Bressonnaz nahe der Mündung in den Hauptfluss
miteinander vereinigen;
sie geht wie die Broye zum Neuenburgersee
und bildet einen Teil der W.-Grenze des Bezirkes, indem einzig das Gebiet von Bercher links von ihr liegt.
Sie fliesst von S.
nach N. und beschreibt zahlreiche Windungen. Obwohl sie kleiner ist als die Broye, kann sie doch infolge
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ihres tiefeingeschnittenen Laufes ebenfalls starke Hochwasser führen. Ihre Zuflüsse im Bezirk Moudon sind die unterhalb
Bercher mündende Oleyre und die bei Ogens mündende Augine, beide von rechts.
Der Bezirk Moudon zerfällt in 3 Kreise: den Kreis Moudon im sö. Teil und hauptsächlich am linken Ufer der Broye, den Kreis
Lucens im N. zu beiden Seiten dieses Flusses und den Kreis Saint Cierges im W. grösstenteils im Gebiet
der Mentue. Die 33 Gemeinden des Bezirkes sind, nach Kreisen gruppiert: Moudon, Bussy, Chavannes, Hermenches, Rossenges, Syens,
Vucherens;
1888: 11865 Ew. Man sieht daraus, dass die Zahl der Bevölkerung von der Mitte des 19. Jahrhunderts an
abgenommen, dann nach 1880 (infolge von in Lucens und Bercher eingeführten neuen Industrien) wieder zugenommen hat und endlich
neuerdings um 165 Ew. zurückgegangen ist.
Während die Zunahme an den beiden genannten Orten ziemlich beträchtlich war,
fand an allen andern eine beständige Abnahme statt.
Einige wenige Orte ausgenommen, ist Moudon ein fast ausschliesslich landwirtschaftlicher Bezirk. Die
Gemeinden Lucens, Courtilles, Chavannes bepflanzen 18 ha mit Tabak. Moudon hat 50 Aren Reben. Die Milch wird grossenteils in
die Fabriken von kondensierter Milch in Bercher und Payerne abgeliefert. Die Kulturen verteilen sich wie folgt:
Die Industrie ist zumeist in Lucens, Moudon und Bercher konzentriert. Hier ist sie besonders durch eine
Fabrik von kondensierter Milch und ferner durch eine Ziegelhütte vertreten; in Moudon: Tabak- und Zigarrenfabrikation, Bierbrauerei
und Fabrik für kohlensaure Wasser, Tuchfabrikation, Wollspinnerei, grosse Säge und Edelsteinschleiferei. In Peyres-Possens
eine Ziegelhütte, in Lucens Uhrsteinschleiferei und
einige andern Zweige der Uhrenmacherei, in Syens eine
mechanische Werkstätte.
1888: 2608 Ew. Gemeinsame reformierte Pfarrei mit den Gemeinden Bussy und Chavannes.
Kapelle
der freikirchlichen Gemeinde und katholische Kapelle. Die Stadt zerfällt in 3 Teile: die obere Stadt, Le Bourg geheissen (550
m), auf einem Hügel zwischen der Broye und der Mérine gelegen und ältester Teil;
die untere Stadt (520
m), der wichtigste Abschnitt mit den hauptsächlichsten Gebäuden;
Links vom Fluss und östlich vor der Stadt die grosse Promenade oder der Waffenplatz und die Bahnhöfe.
Die wichtigsten Gebäude von Moudon sind: die Pfarrkirche zu Saint Étienne zwischen der Stadt und dem Waffenplatz, die vermutlich
aus dem 14. Jahrhundert stammt, im Lauf des 19. Jahrhunderts restauriert wurde, ein schöner gotischer Bau ist und im Innern
mit der Kathedrale zu Lausanne Aehnlichkeit hat;
ihr auf die Promenade sich öffnender Glockenturm ist
durch seine Höhe und sein Geläute, eines der schönsten im
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