Miserez
Dessus
(Kt. Bern,
Amtsbez. Pruntrut,
Gem.
Charmoille). 501 m. Häusergruppe am linken Ufer der
Allaine, an der Strasse
Pruntrut-Lützel
halbwegs zwischen
Miécourt und
Charmoille und 5,2 km ö. der Station Alle der Linie
Pruntrut-Bonfol. Schöne
Kirche zu
Saint
Michel in gotischem Stil, kürzlich restauriert.
Mühle und
Säge zu Miserez Dessus
sind heute trotz beträchtlicher
Wasserkraft zerfallen und werden wohl kaum wieder in Betrieb gesetzt werden.
Das 1177 zum erstenmal genannte Miserez war ursprünglich ein Augustinerpriorat, das unter dem Stift Lanthenans stand und bis 1593 existierte, zu welcher Zeit es der Basler Fürstbischof Christoph von Blarer mit dem eben von ihm gestifteten Jesuitenkollegium zu Pruntrut vereinigte. Die Jesuiten erbauten dann das heute noch bestehende Gebäude, das sie als Feriensitz zu benutzen pflegten. Das Ganze 1793 vom französischen Staat an sich gezogen und an Private verkauft. 1830-1840 lebte hier eine Anzahl von Augustinerinnen, die aus dem Elsass vertrieben worden waren.
Der letzte Besitzer endlich bestimmte das
Gut zu gemeinnützigen Zwecken, worauf es zum jetzigen Waisenhaus eingerichtet wurde.
Aus einer von Papst Alexander III. erlassenen
Bulle von 1177 geht hervor, dass Miserez Dessus
und
Miserez Dessous
damals zusammen ein Dorf und eine eigene Kirchgemeinde bildeten. Dieses Dorf ist dann wahrscheinlich zu Beginn der Burgunderkriege
zusammen mit noch 40 anderen Oertlichkeiten der
Ajoie und des Elsasses zerstört worden. Heute stehen hier nur noch das einstige
Priorat, die Kirche, das Waisenhaus, zwei
Mühlen, 3 Wohnhäuser, eine
Säge und einige
Scheunen. Funde
von Münzen und Gräbern, mit Skeleten aus der Römerzeit. 1177:
Miserez; 1241:
Miserach; 1302: Miseri.