Lungenhype
rämie,
s. v. w. Lungenkongestion.
Lungenhyperämie
317 Wörter, 2'526 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Lungenhyperämie,
s. v. w. Lungenkongestion.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Lungenhyperämie
(Hyperaemia pulmonum, die Blutüberfüllung der Lungen, entweder die Folge vermehrten
Blutzuflusses zu den Lungen (Lungenkongestion, Blutzudrang nach den Lungen) oder die Folge verhinderten Abströmens des Blutes
aus den Lungen (Blutstauung in den Lungen). Die Lungenkongestion oder aktive Lungenhype
rämie kommt vorübergehend nach übermäßigen körperlichen
Anstrengungen (heftigem Laufen, Tanzen, Springen u. dgl.), starken Gemütserregungen, übermäßigem Alkoholgenuß und jähem
Wechsel zwischen sehr heißer und sehr kalter Luft, periodisch während der Pubertätsjahre, bei Vollblütigkeit
und bei plötzlicher Sistierung menstrueller und hämorrhoidaler Blutungen vor.
Mäßige Grade der Lungenkongestion machen keine Symptome; höhere Grade geben sich durch Kurzatmigkeit und erschwertes keuchendes Atemholen, durch das Gefühl von Vollsein und Beengung auf der Brust, durch trocknen, kurzen Husten, Herzklopfen, Kopfkongestionen zu erkennen. In den weitaus meisten Fällen gehen Lungenkongestionen vorüber, ohne Nachteile zu hinterlassen; mitunter steigern sie sich aber auch zu dem bedrohlichen Lungenödem (s. d.) oder führen rasch unter Beklemmung, Atemnot und Bluthusten zum Tod (sog. Lungenschlagfluß). Die Behandlung besteht in kalten Umschlägen auf Brust und Herzgegend, ruhiger Lagerung des Kranken, der Zufuhr kühler, frischer Luft und der Anwendung kräftiger Hautreize (Schröpfköpfe, Senfteige) an die Extremitäten; bei drohender Lebensgefahr ist ein Aderlaß nötig.
Die Blutstauung in den Lungen oder die passive Lungenhype
rämie findet sich am häufigsten bei Herzkrankheiten, besonders bei den Erkrankungen
der Mitralklappe, ferner bei Verkrümmungen der Wirbelsäule und Verbildungen des Brustkorbes sowie bei
hochgradiger Herzschwäche, wie sie beim Altersmarasmus und nach erschöpfenden Krankheiten, namentlich Typhus, häufig
vorkommt.
Wenn schwächliche Kinder und Greise oder fiebernde und bewußtlose Kranke anhaltend auf dem Rücken liegen, so staut sich das
Blut in den hintern Partien der Lungen an (sog. Blutsenkung oder Hypostase) und giebt leicht Veranlassung
von Lungenentzündung oder tödlichem Lungenödem. Man muß deshalb solche Kranke abwechselnd bald auf die rechte, bald auf
die linke Seite legen, sie möglichst hoch lagern und ihre geschwächte Herzthätigkeit durch zweckmäßige Reizmittel (starke
Fleischbrühe, Wein, Kampfer) anregen. Die passiven Lungenhype
rämie Herzkranker erfordern angemessene Behandlung
des betreffenden Herzleidens.