Titel
Luise
(franz. Louise), weibliche Form des Namens Louis (s. d.). Die hervorragendsten Trägerinnen desselben sind:
1) Luise
Henriette, Kurfürstin von
Brandenburg,
[* 2] Tochter des
Prinzen
Friedrich
Heinrich von
Oranien, geb. vermählt mit
dem
Großen
Kurfürsten
Friedrich
Wilhelm, welchem sie fünf
Söhne und eine Tochter gebar, von denen aber bloß der dritte Sohn,
Friedrich (der erste König von
Preußen),
[* 3] den
Vater überlebte. Sie war eine ausgezeichnete Fürstin und stand ihrem Gemahl,
den sie auf allen
Reisen und
Feldzügen begleitete, im
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Glück und Unglück beratend und tröstend zur Seite. Sie starb aber schon Luise
hat Oranienburg gegründet, wo sie
ein Waisenhaus stiftete; die ihr zugeschriebenen geistlichen Lieder, z. B. das bekannte »Jesus, meine Zuversicht etc.«, rühren
nicht von ihr, sondern von O. v. Schwerin,
[* 5] ihrem Freund und dem Erzieher ihrer Kinder, her. Ihr Leben beschrieben
Wegführer (Leipz. 1838) und Knauth (Halle
[* 6] 1867).
Vgl. v. Medem, H., Kurfürstin von Brandenburg (Homb. 1874);
»Andachtsbuch
Luise
Henriettes von Brandenburg«, herausgegeben von Runge 1653 (neu bearbeitet von Irenäus, Berl. 1879).
2) Auguste Wilhelmine Amalie Luise
, Königin von Preußen, eine der edelsten Frauen der Geschichte, Tochter des
Herzogs Karl Ludwig Friedrich von Mecklenburg-Strelitz, geb. zu Hannover,
[* 7] wo damals ihr Vater Gouverneur war, verlor schon
im 6. Jahr ihre Mutter, geborne Prinzessin Friederike Karoline Luise
von Hessen-Darmstadt, und ward erst zu Herrenhausen unter
der Aufsicht des Fräuleins v. Wolzogen, dann zu Darmstadt
[* 8] von ihrer Großmutter, der Landgräfin Marie Luise
Albertine, und einer Schweizerin, Fräulein v. Gélieux, erzogen.
Von 1791 bis März 1793 verweilte sie bei ihrer Schwester, der regierenden Herzogin Charlotte von Sachsen-Hildburghausen. Auf der Rückreise lernte sie in Frankfurt [* 9] a. M. den Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, der seinen Vater Friedrich Wilhelm II. in den französischen Krieg begleitete, kennen und verlobte sich in Darmstadt mit ihm, während zu gleicher Zeit die Verlobung ihrer jüngern Schwester, Friederike, mit dem Prinzen Ludwig von Preußen stattfand. Am 24. Dez. fand in Berlin [* 10] die Vermählung statt.
Durch ihre Schönheit, Anmut und Herzensgüte gewann sie aller Herzen. Ihr höchstes Glück war ihr einfaches
häusliches Leben mit ihrem Gemahl und ihren Kindern. Als ihr Gemahl 1797 den Thron
[* 11] bestieg, vereinigte Luise
die Pflichten der
Königin redlich mit denen der Gattin und Mutter. Als Schutzgeist des Landes begleitete sie ihren Gemahl auf seinen Reisen durch
die Provinzen, und überall fanden die Unglücklichen in ihr eine Wohlthäterin, die anspruchslos das Elend zu mildern suchte.
Ihrem hellen Blick blieb nichts verborgen; allenthalben wußte sie das Gute zu fördern und das Schöne zu verherrlichen. Beim Ausbruch des Kriegs von 1806 begleitete sie ihren Gemahl nach Naumburg [* 12] und nach der Schlacht bei Jena [* 13] nach Königsberg [* 14] und Memel. [* 15] Vergeblich war ihre demütigende Unterredung mit Napoleon I., der sie durch schmähliche Verleumdungen beleidigt hatte, durch welche man billigere Friedensbedingungen zu erlangen hoffte. Sie lebte hierauf mit der königlichen Familie in und bei Königsberg, ihre Muße namentlich dem Studium der Geschichte und der deutschen Litteratur widmend.
Obwohl sie den furchtbaren Sturz des Staats schmerzlich empfand, verlor sie doch den Mut und das Vertrauen auf Gott nicht, richtete durch ihren Trost auch ihren tief gebeugten Gemahl auf, und während sie früher jede Einmischung in Staatsangelegenheiten vermieden hatte, war sie nun eifrig bemüht, Stein zur Leitung des Staats zu verhelfen und ihn im Ministerium zu erhalten, da sie mit ihm wie mit Scharnhorst und Gneisenau über die Reformen einverstanden war. Auf Einladung des Kaisers Alexander I. unternahm sie mit dem König eine sechswöchentliche Reise nach Petersburg. [* 16] Im Dezember 1809 kehrte sie nach Berlin zurück.
Aber der Schmerz über das Schicksal des Vaterlandes hatte ihre Gesundheit gebrochen; nachdem sie noch Hardenbergs Berufung ins Ministerium erwirkt, starb sie während eines Besuchs bei ihrem Vater auf dem Schloß Hohenzieritz bei Neustrelitz [* 17] und ward im Schloßgarten zu Charlottenburg [* 18] beigesetzt, wo ihr und ihrem Gemahl ein Mausoleum errichtet wurde und auch das herrliche Marmorbild der schlafenden Königin, von Rauch (s. Tafel »Bildhauerkunst [* 19] VII«, [* 20] Fig. 1), steht. 1879 wurde ihr Marmorstandbild von Encke im Berliner [* 21] Tiergarten enthüllt. Ihrem Andenken sind die Luisenstiftung (s. d.) in Berlin und der Luisenorden (s. d.) gewidmet.
Vgl. Eylert, Gedächtnisfeier der Königin Luise
von Preußen (Potsd. 1816);
die Biographien derselben von Adami (10. Aufl., Berl. 1882), Kluckhohn (das. 1876), Engel (das. 1876), Horn (das. 1883);
ferner Martin,
Briefe der Königin Luise
(das. 1887);
Beding, Die Königin Luise
in der Dichtung (das. 1886).
3) Luise
von Savoyen, Herzogin von Angoulême, Tochter des Herzogs Philipp von Savoyen, geb. 1476, wurde 1488 mit
Karl von Orléans,
[* 22] Grafen von Angoulême, vermählt, dem sie 1494 den spätern König Franz I. gebar, und den sie bereits 1495 durch
den Tod verlor. Als ihr Sohn, den sie zu unruhigem Ehrgeiz und Sinnlichkeit erzogen, durch den Tod Ludwigs
XII. König wurde und sofort nach Italien
[* 23] zog, um Mailand
[* 24] zu erobern, übernahm sie als Regentin in Gemeinschaft
mit dem Kanzler Duprat die Regierung des Landes, führte sie aber zum Nachteil desselben, indem sie die Einkünfte verschwendete,
und gab sich zügellos ihren Lüsten hin.
Der von ihr begangenen Verschleuderungen öffentlicher Gelder beschuldigte sie den Intendanten Semblançay und ließ ihn hinrichten. 1523 bot sie dem eben verwitweten Herzog Karl von Bourbon ihre Hand [* 25] an, und als diese zurückgewiesen wurde, verfolgte sie ihn mit ingrimmigem Haß, beraubte ihn der Güter seiner Gemahlin und trieb ihn dadurch zum Abfall von Frankreich. Dagegen bewies sie Klugheit und Thatkraft nach der Gefangennehmung ihres Sohns bei Pavia 1525: sie brachte die Liga von Cognac zu stande und schloß 1529 mit Margarete von Österreich [* 26] den Damenfrieden von Cambrai. Sie begünstigte die Wissenschaften, haßte und verfolgte aber die Anhänger der Kirchenreform. Sie starb 1531. Ihr »Journal« ist in den »Mémoires relatifs à l'histoire de France« publiziert.
4) Luise
Ulrike, Königin von Schweden,
[* 27] Schwester Friedrichs d. Gr., geb. entwickelte im Umgang mit ausgezeichneten Männern
ihre nicht geringen Talente und vermählte sich auf Drottningholm mit dem damaligen Kronprinzen Adolf Friedrich von
Schweden. Unbesonnen, hochfahrend und ränkevoll, stachelte sie ihren schwachen Gemahl, nachdem derselbe 1751 König
geworden, zum Widerstand gegen die Anmaßung und Herrschsucht des schwedischen Adels auf, welcher dem König aber nur Demütigungen
verursachte und ihr den Haß des Adels zuzog, so daß dieser, um sie zu kränken, Schwedens Beteiligung
am Siebenjährigen Kriege gegen Preußen veranlaßte. 1771 Witwe geworden, lebte sie fortan zurückgezogen bei Stockholm.
[* 28] Sie
gründete 1753 aus eignen Mitteln die schwedische Akademie der Wissenschaften sowie die Bibliothek und das Kunstkabinett zu Drottningholm.
Linné genoß ihren besondern Schutz. Auch verwendete sie große Summen auf die Förderung der Künste und
der Industrie und für Wohlthätigkeitszwecke. Sie starb
5) Raugräfin, s. Degenfeld. ¶