Titel
Lucilĭus,
1) Gajus, Begründer der Satire, wahrscheinlich 180 v. Chr. zu Suessa Aurunca in Kampanien aus einem vornehmen und begüterten latinischen Rittergeschlecht geboren, lebte später in Rom, [* 2] wo er durch verwandtschaftliche Verbindungen und seine Bildung eine angesehene Stellung einnahm; insbesondere stand er mit dem jüngern Scipio, den er auch in den Numantinischen Krieg begleitete, und Lälius in vertrautestem Verkehr. Er starb 103 in Neapel. [* 3] Durch ihn hat die römische Satire die Form erhalten, unter welcher diese den Römern eigentümliche Dichtungsart später von Horaz, Persius und Juvenal ausgebildet worden ist.
Wie die
Fragmente seiner von Zeitgenossen und Spätern trotz mancher Nachlässigkeiten in der Form hochgeschätzten 30
Bücher
Satiren zeigen, waren seine Gedichte in verschiedenen
Metren, überwiegend aber in
Hexametern abgefaßt und behandelten in der
damaligen gebildeten Umgangssprache alle
Erscheinungen des politischen, sozialen und wissenschaftlichen
Lebens sowie eigne
Erlebnisse in ungezwungenster
Weise mit größtem
Freimut und einem oft derben, aber gesunden
Humor, der
nicht selten in den rücksichtslosesten
Spott der herrschenden Verkehrtheiten überging.
Beste Sammlungen der
Fragmente von
Lucilius
Müller (Leipz. 1872) und
Lachmann (Berl. 1876).
Vgl. Gerlach, und die römische Satire (Basel [* 4] 1844);
Lucilius
Müller,
Leben und Werke des
Lucilius
(Leipz. 1876).
2) Lucilius
junior,
Freund des
Philosophen
Seneca, gilt, wiewohl ohne sichern
Grund, für den Verfasser eines didaktischen
Gedichts: »Aetna«, in 645
Hexametern über den
Ätna
[* 5] und seine vulkanischen
Erscheinungen, welches vor dem
Ausbruch des
Vesuvs 79
n. Chr.
geschrieben ist.
Ausgaben von
Jacobs (Leipz. 1826), Munro
(Cambridge 1867),
Haupt (in der 2.
Ausgabe des Vergil, Leipz. 1873).