Titel
Lucae
,
1) Johann Christian Gustav, Anthropolog, geb. zu Marburg, [* 3] studierte daselbst und in München [* 4] Medizin, wurde 1841 Dozent der Zoologie bei der Senckenbergschen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt [* 5] a. M., 1851 Lehrer der Anatomie am medizinischen Institut daselbst und starb Er schrieb: »Zur Architektur des Menschenschädels« (Frankf. 1857);
»Zur Morphologie der Rassenschädel« (das. 1861-64);
»Die Hand [* 6] und der Fuß« (das. 1865);
»Zur Anatomie des weiblichen Torso« (Leipz. 1868);
»Die Robbe und die Otter« (Frankf. 1875);
»Das Skelett [* 7] eines Mannes in statischen und mechanischen Verhältnissen« (das. 1876);
»Die Statik u. Mechanik der Quadrupeden« (das. 1883).
2) Richard, Architekt, geb. zu Berlin, [* 8] besuchte die Bauakademie daselbst, war als Bauführer unter Zwirner in Köln [* 9] und dann in Berlin thätig und wurde 1859 königlicher Baumeister. 1859 trat er eine italienische Reise an, welche er in Gemeinschaft mit Lübke bis nach Sizilien [* 10] ausdehnte. 1862 wurde er als Lehrer an der Bauakademie angestellt, 1869 Baurat und 1872 Direktor der Bauakademie. Hatte er bis dahin meist nur kleinere Privatbauten ausgeführt, wie die Villa Henschel in Kassel, [* 11] die Villa Lucius in Erfurt, [* 12] das Haus des Malers v. Heyden in Berlin, das Erbbegräbnis des Konsuls Wagener daselbst u. a., so folgten seit dem Beginn der 70er Jahre auch monumentale Aufträge: das neue Theater in [* 13] Frankfurt a. M., das neue Palais Borsig (s. Tafel »Berliner [* 14] Bauten«), [* 15]
die
Fassade am Neubau des
Handelsministeriums, das Treppenhaus der
Bauakademie u. a., sämtlich
in
Berlin. In allen seinen
Arbeiten zeigt er sich als
Schüler
Schinkels; in der ersten Zeit setzte er ganz dessen
Richtung
fort,
in seinen spätern Werken wandte er die
Formen der
Renaissance an, wußte aber bei allem
Reichtum der
Dekoration
stets edle Einfachheit zu wahren. Als vortragender
Rat in der Bauabteilung des
Handelsministeriums leistete Lucae
insbesondere
auch in den
Fragen der Neuorganisation des bautechnischen
Unterrichts Hervorragendes. Er starb in
Berlin.
Vgl.
»Richard
Lucae
, zum
Gedächtnis« (Berl. 1877).
3)
August, Ohrenarzt, geb. zu
Berlin, studierte seit 1855 in
Berlin und
Bonn,
[* 16] ging dann nach
Würzburg,
[* 17] Prag,
[* 18]
Wien,
[* 19]
Paris
[* 20] und
London
[* 21] und wandte sich mehr und mehr der theoretischen und praktischen Ohrenheilkunde zu. In
Paris machte
er bei dem
Akustiker König seine ersten akustisch-physiologischen
Arbeiten, und in
London arbeitete er
bei Toynbee, welcher der ohrenärztlichen
Poliklinik in St.
Mary's
Hospital vorstand. Nach seiner Rückkehr nach
Berlin arbeitete
Lucae
mehrere Jahre im pathologisch-anatomischen
Institut unter
Virchow, habilitierte sich 1866 als
Dozent an der
Berliner
Universität
und ward 1871 zum außerordentlichen
Professor ernannt.
Nachdem er mehrere Jahre eine Privatpoliklinik
für unbemittelte Ohrenkranke zu Unterrichtszwecken geleitet
hatte, wurde 1874 ein derartiges
Institut und 1881 eine stationäre
Klinik für Ohrenkranke, die erste dieser Art in
Deutschland,
[* 22] vom
Staat in
Berlin errichtet und Lucae
zum
Direktor derselben ernannt. Er schrieb: »Die Schallleitung durch die Kopfknochen und
ihre Bedeutung für die Diagnostik der
Ohrenkrankheiten« (Würzb. 1870);
»Über die Akkommodation und die Akkommodationsstörungen des Ohrs« und »Zur Entstehung und Behandlung der subjektiven Gehörsempfindungen« (Berl. 1884).