Lorrain
,
Claude, Maler, s. Claude Lorrain.
Lorrain
6 Wörter, 43 Zeichen
Lorrain,
Claude, Maler, s. Claude Lorrain.
Lorrain (spr. klohd lorräng, eigentlich Claude Gellée oder Gelée), franz. Maler, geboren um 1600 im Marktflecken Chamagne bei Mirecourt in Lothringen, verlor im zwölften Jahr seine Eltern, so daß er sich nach Freiburg [* 3] i. Br. zu seinem Bruder Jean begab, der ihn im Zeichnen von Arabesken unterrichtete. Von da ging er nach Rom, [* 4] später nach Neapel, [* 5] wo er zwei Jahre bei dem Landschaftsmaler G. Wals lernte. Nach Rom zurückgekehrt, genoß er bei dem Landschaftsmaler A. Tassi bis 1625 fernern Unterricht.
Dann studierte er zu Venedig
[* 6] Tizians Landschaften und kehrte von da nach der Heimat zurück, wo er in Nancy
[* 7] thätig war. 1627 kam
er wieder nach Rom, wo zwei Landschaften, die er für den Kardinal Bentivoglio malte, seinen Ruf begründeten und ihm große
Bestellungen einbrachten. Er starb in Rom. Claude Lorrain
ist Idealist in seiner Kunst. Er bezweckte nicht,
die italienischen Szenerien treu darzustellen, sondern vielmehr ihre Motive zu landschaftlichen Gedichten zu verwerten.
Ein zarter Duft, ein klares, aber gemäßigtes und fein abgetöntes Licht
[* 8] ergießen sich über seine Bilder, deren Komposition
eine poetische und großartige zu sein pflegt; man fühlt sich in ihnen wie in einer höhern Welt, in
welcher paradiesische Klarheit und Feierlichkeit herrschen und harte, schroffe Formen das Auge
[* 9] nicht verletzen. Claude Lorrain
ist das eine
Haupt der »idealen« Landschaftsmalerei, Poussin das andre: der erste lieblicher, märchenhaft duftiger, der andre erhabener,
ernster;
der erste mit zartem Pinsel ausführend, der zweite mit breiten, großartigen Strichen.
Indessen
schließt die Richtung Claude Lorrains die bedenkliche Gefahr der Naturwidrigkeit in sich; auch haben seine Gemälde etwas zu
Konventionelles, seine Formen sind häufig zu gesucht. Unangenehm sind seine Architekturen und noch mangelhafter seine menschlichen
und Tierfiguren, auf die er selbst keinen Wert legte; oft malten andre ihm die Staffage. Claude Lorrain
fand viele
Nachfolger, sein Einfluß erfüllt noch das ganze 18. Jahrh. Die Zahl seiner Zeichnungen ist nicht gering, besonders in England.
Von den Landschaften, die er gemalt, pflegte er leichte Zeichnungen in Tusche zu machen und in sein »Buch der Wahrheit« aufzunehmen, um so Liebhaber seiner Werke dieselben von nachgeahmten unterscheiden zu lassen. Drei bedeutende Gemälde von ihm sieht man im Palast Doria, von denen besonders das eine unter dem Namen der »Mühle« bekannt ist. Die Nationalgalerie in London [* 10] besitzt eine Landschaft mit Narcissus und Echo;
eine kleine Landschaft mit Hagar in der Wüste;
ein kleines Studium von Bäumen nach der Natur, mit Hirten und einer Ziegenherde in der Ferne;
eine Landschaft bei Sonnenuntergang, den Tod der Prokris enthaltend;
die heil. Ursula, mit ihren Jungfrauen sich einschiffend;
Die Bridgewater-Galerie hat eine große Landschaft mit einem prächtigen Baum in der Mitte, links Moses am feurigen Busch; ein Seestück mit einer großen Baumgruppe und Ruinen am Ufer; eine große Landschaft mit tanzenden Nymphen und dem Schäfer des Apulejus. Die Sammlung des Herzogs von Devonshire besitzt das genannte Liber Veritatis, das unter dem Titel: »Liber Veritatis, or a collection of 100 prints after the original designs of Claude le Lorrain etc.« (Lond. 1774-77) in Stichen von Earlom erschien;
die Wellington-Galerie drei Bildchen, besonders eine Marine von großer Schönheit. Zu Longford Castle bei Salisbury sind zwei große Bilder: ein Seehafen bei Sonnenaufgang und ein Sonnenuntergang mit antiken Ruinen und einer Wasserleitung; [* 11]
zu Keddleston Hall [* 12] eine reizende Landschaft: Mühle mit Turm [* 13] am Tiber;
zu Holkham, dem Landsitz des Grafen Leicester, [* 14] befinden sich zahlreiche Bilder von seiner Hand, [* 15] meist reiche landschaftliche Kompositionen.
Das Britische Museum besitzt einen großen Reichtum an Zeichnungen des Meisters;
ein Band
[* 16] enthält deren allein 222 Stück. Im Louvre zu Paris
[* 17] befinden sich folgende
Gemälde von Claude Lorrain:
die Hochzeit unter Bäumen;
der Campo Vaccino, 1660 gemalt;
eine Landschaft mit der Salbung Davids durch Samuel;
eine Marine mit reichbeladenen Schiffen;
die Zubereitung zum Opfer;
ein Seehafen bei Sonnenuntergang;
eine Marine bei Sonnenuntergang;
eine Landschaft mit einem Fluß, in welchem der Hirt die Herde tränkt;
ein Landungsplatz mit Schiffen;
eine Marine mit einem Leuchtturm;
zwei Landschaften mit Vieh;
de la Rochelle und Le
[* 19] Pas de Suze bekannte Bilder. Das königliche Museum zu Neapel besitzt einen Sonnenuntergang am Meer und die
Grotte der Egeria, die kaiserliche Eremitage in Petersburg
[* 20] die vier Jahreszeiten.
[* 21] In der Pinakothek zu München
[* 22] sind ebenfalls meisterhafte
Bilder von Claude Lorrain:
eine Landschaft mit der aufgehenden Sonne;
[* 23]
die untergehende Sonne, während eine Herde durch das spiegelnde Wasser geht;
eine Aussicht auf die See;
Abraham, die Hagar mit Ismael verweisend. Im Berliner [* 24] Museum befindet sich eine italienische Küstenlandschaft mit Schäfern.
In der königlichen Galerie zu Dresden
[* 25] sind drei Landschaften
von Claude Lorrain
, darunter das Seestück mit Acis und Galatea die vorzüglichste. Die Nationalgalerie in Pest bewahrt
vier schöne Landschaften von Claude Lorrain.
Er radierte auch 42 Blätter, die sehr gesucht sind.
Vgl. Graf von Lepel, Œuvres de Claude Gellée, dit le Lorrain (Dresd. 1806);
Mad. Mark Pattison, Claude Lorrain
, sa vie et ses œuvres d'après des documents nouveaux
(Par. 1884).