Loángo
,
Landschaft an der Westküste von Südafrika,
[* 3] die sich von der Congomündung nordwärts bis zum 4.° südl.
Br. erstreckt, im engern
Sinn der Küstenstrich zwischen dem Luemme im
S. und dem Tschilunga im N. Durch
die
Konferenz zu
Berlin
[* 4] 1885 und nachfolgende
Verträge ist das Gebiet zwischen
Frankreich,
Portugal
[* 5] und dem
Congostaat so verteilt,
daß ersteres das ganze Gebiet nördlich vom Tschiloango
erhielt, während sich die beiden letztern in den südlich von diesem
Fluß belegenen
Strich so teilten, daß
Portugal den kleinen Küstenanteil zwischen Tschiloango
und Cabolombo, den im
O. der
12.° 20'
östl. Loángo
begrenzt, erhielt, während dem
Congostaat das übrige zufiel.
Die Küste ist bisweilen niedrig und sumpfig; an den Baien von und Cabinda fällt sie in steilen Klippen [* 6] zum Meer ab; nach dem Innern steigt sie in Terrassen auf. Der Küstensaum besteht aus Alluvium, darauf folgen tertiäre Ablagerungen, Laterite, Glimmerschiefer, Quarzit, Quarzsandstein. Eine Anzahl Flüsse [* 7] scheiden das Hügelland in verschiedene scharf getrennte Teile. Die Thäler, oft von bedeutender Breite, [* 8] gleichen Niederungen mit weiten auenartigen Geländen, denen sich sumpfige Ebenen anschließen.
Das Schiefergebirge im O. ist mit einem großartigen
Urwald bedeckt; im übrigen wechseln
Lagunen,
Sümpfe, parkähnliche
Landschaften,
Dickichte und
Prärien bunt miteinander ab. Die
Jahreszeiten
[* 9] scheiden sich in eine gewitterreiche
(Oktober bis Mai) und eine
gewitterfreie (die übrigen
Monate); die regenreichsten
Monate sind
November bis April. Von den
Flüssen
sind die bedeutendsten: der
Kuilu mit dem Niadi, der Luemme und der Tschiloango
mit Lukulu. Die
Vegetation begreift alle im
nördlichen Südafrika vorkommenden
Pflanzen.
Gebaut werden: Maniok, Erdnüsse, Pisang, Mais, Bohnen, Bataten u. a.;
zur Ausfuhr kommen seit Aufhebung des von hier aus länger als sonstwo in Afrika [* 10] betriebenen Sklavenhandels (das letzte Sklavenschiff wurde 1868 genommen): Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Die Tierwelt ist vertreten durch das Krokodil, Flußpferd, Affen, [* 11] darunter der Gorilla, schöne Vogelarten und merkwürdige Insekten, [* 12] darunter vielfache Arten von Termiten. [* 13] Die Eingebornen, die sich selbst Bafiote nennen, sind wohlgebaut, ziemlich groß (Durchschnittsmaß der Männer 1,64, der Frauen 1,53 m), sehr dolichokephal, von brauner, ins Rötliche spielender Farbe.
Das schwarze lockige
Haar
[* 14] färbt sich nie weiß;
Kahlköpfigkeit ist unbekannt, viele
Männer haben
Bärte. Der
Glaube an Fetische
und
Zauberei ist allgemein. Bei
Tschintschotscho findet sich ein an den semitischen
Typus erinnernder Volksstamm, die Mawumbu
oder Umsambu, bei den Europäern als »schwarze
Juden« bekannt.
Größere Ortschaften gibt es gar nicht;
der
Ort Loángo
, früher eine Stadt von 15,000 Einw., ist nur eine Ansammlung von
Faktoreien. Solche bestehen an der
Küste noch
in Longo, Konkuati, Longobondo, Rudolfstadt, Grantville,
Ponta Negra,
Tschintschotscho, Landana, Cabinda, Cabolombo u. a. O.,
im Innern am Niadi und
Kuilu in
Philippeville, Stephanieville,
Stanley Niadi, Frankville, Tauntonville u. a. O.,
die von der Congogesellschaft durch
Vertrag an
Frankreich übergingen (vgl.
Congostaat, S. 246). Das ehemalige
Königreich Loángo
gehörte
ursprünglich zu dem großen
Reich
Congo, von dem es gegen Ende des 16. Jahrh. unabhängig wurde, und noch 1750 bildete einen
ansehnlichen
Staat. Dann aber löste sich das Land in eine Zahl kleiner Gebiete unter selbständigen Häuptlingen
auf, von denen einige sich gewisser Privilegien erfreuen.
Vgl.
Bastian, Die deutsche Expedition an die Loango
küste
(Jena
[* 15] 1874-75, 2 Bde.);
Güßfeldt,
Falkenstein,
Pechuel-Loesche, Die Loango
expedition 1873-76 (Leipz. 1879-82, 3 Bde.).