Lloyd
(spr. leud),
Edward,
Besitzer eines der vielen Kaffeehäuser in der
City von
London,
[* 2] die gegen Ende des 17. Jahrh.
auftauchten und bald als Sammelplätze politischer
Parteien, Kaufleute etc. wichtig wurden, gründete 1696 für
seine
Gäste ein merkantilisches Wochenblatt: »Lloyd's
News«, welches aber wegen politischer Unvorsichtigkeit bald unterdrückt
wurde und erst seit 1726 als »Lloyd's
List« wieder erschien. Dies
Organ diente hauptsächlich den Schiffahrtsinteressen, namentlich
dem
Versicherungswesen, dessen Vertreter ihr
Geschäft in Lloyd's
Rooms konzentrierten. So entwickelte
sich eine
Gesellschaft, die 1771 als
New Lloyd's
an der Ostseite der
Börse sich niederließ und den
Mittelpunkt des englischen
Seeversicherungwesens bildet.
Sie erhielt 1871 Korporationsrechte und gibt die »Shipping and Mercantile
Gazette and Lloyd's
List« heraus, welche von den
in allen bedeutenden Seehäfen der
Welt befindlichen
Agenten mit Nachrichten versehen wird. Wöchentlich
erscheint ein
Index mit genauen Reisedaten über jedes auf transatlantischen
Reisen befindliche
Schiff.
[* 3] 1834 gründete die
Gesellschaft
ein Schiffsklassifikations-Institut: Lloyd's
register of British and foreign shipping, welches seine Bureaus in
White
Lion
Court, Cornhill, hat.
Vgl.
Martin, History of Lloyds
(Lond. 1876).
Nach dem englischen Vorbild wurde 1868 in
Rostock
[* 4] ein Klassifikationsinstitut, der
Germanische Lloyd
, gegründet, der später
nach
Berlin
[* 5] übersiedelte; außerdem existieren unter dem
Namen Lloyd
mehrere dem
Seehandel dienende
Institute, wie der
Rheinisch-Westfälische
Lloyd
in
München-Gladbach, der Lloyd
français in
Paris,
[* 6] der
Russische
[* 7] Lloyd
in
Petersburg,
[* 8] der American Lloyd
etc. Als Dampfschiffahrtsgesellschaft ist von größter Bedeutung der Norddeutsche Lloyd
in
Bremen,
[* 9] der als
Aktiengesellschaft 1857 gegründet wurde und regelmäßige
Fahrten nach
England,
New York und
Baltimore
[* 10] sowie nach
Brasilien
[* 11] und dem
La Plata und ausgedehnten
Küsten-,
Fluß- und Schleppdampferverkehr auf der
Weser und zwischen
Weser und
Elbe
unterhält.
Ende 1887 besaß die
Gesellschaft 39
Dampfschiffe in transatlantischer, 10 in europäischer
Fahrt und 16 Flußdampfer,
außerdem 67 eiserne Schleppkähne. Die großen Passagierdampfer gehören zu den komfortabelsten
Schiffen und genießen allgemein
auch wegen ihrer
Schnelligkeit des besten
Rufs. Die
Gesellschaft besitzt in
Bremerhaven ein Trockendock, Reparaturwerkstätten
etc., in
Hoboken einen eignen Anlegeplatz. In beschränkten
Grenzen
[* 12] betreibt sie auch das Versicherungsgeschäft. 1885 schloß
der Lloyd
mit dem
Deutschen
Reich einen
Vertrag, nach welchem er gegen eine
Subvention regelmäßige Postdampfschiffsverbindungen
mit
Ostasien und
Australien
[* 13] einrichtete. Am eröffnete die »Oder« die
Fahrten nach
Ostasien und am der
»Salier« die
Fahrten nach
Australien.
Der
Österreichisch-Ungarische Lloyd
(Lloyd Austro-ungarico) in
Triest,
[* 14] 1833 als Versicherungsgesellschaft gegründet und 1836 durch
Gründung einer
Aktiengesellschaft für
Dampfschiffahrt nach der
Levante erweitert, besitzt große Bedeutung für den österreichischen
und deutschen
Handel mit dem
Orient. Er zieht alle
Zweige des Versicherungswesens in den
Kreis
[* 15] seiner Thätigkeit,
unterhält Dampferverkehr längs der
Küsten des Adriatischen
Meers, des
Griechischen und
Schwarzen
Meers bis
Braila,
Trapezunt,
am kleinasiatischen und syrischen
Gestade und bis
Alexandria, dann im
Roten
Meer und im
Indischen
Ozean bis
Hongkong. Auch gibt
der Lloyd
Zeitschriften heraus, besitzt eigne Druckerei, Lesesäle und ein
Arsenal für
Schiff- und Maschinenbau.
Die Zahl der
Dampfer beträgt 86 mit 21,860
Pferdekräften und 119,960
Ton.
Gehalt. Das Aktienkapital beträgt 25,200,000 Mk.,
die Staatssubvention 3,400,000 Mk. Vgl.
Schiffsklassifikation.