Livingstone
(spr. líwwingstön), David, engl. Missionär und berühmter Afrikareisender, geb. zu Blantyre bei Glasgow, [* 2] war erst Baumwollspinner, beschäftigte sich aber daneben mit Medizin und Theologie und ging 1840 im Dienste [* 3] der Londoner Missionsgesellschaft als Missionär nach dem Kapland. 1849 durchwanderte er von der Missionsstation Kolobeng im Betschuanenland aus die Wüste Kalahari bis zum Ngamisee. Auf einer neuen Reise 1851 erreichte er den Oberlauf des Sambesi. 1853 bis 1856 durchreiste er ganz Südafrika [* 4] vom Sambesi bis Loanda und zurück bis Quilimane. Dabei entdeckte er im November 1855 die Victoriafälle des Sambesi. In die Heimat zurückgekehrt, gab er »Missionary travels and researches in South Africa« (Lond. 1857, 2 Bde.; neue Ausg. 1875; deutsch, Leipz. 1859, 2 Bde.) heraus. Im März 1858 begab er sich im Auftrag der englischen Regierung mit seinem Bruder Charles und fünf andern Europäern (darunter Kirk und der Maler Baines) wiederum nach Quilimane und dem Gebiet des ¶
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Sambesi. Er verfolgte denselben bis zu seinem Ursprung aus dem See Nyassa, bei dem er anlangte, und entdeckte in der Nähe des letztern den Schirwasee; auch besuchte er zweimal den Rowuma eine Strecke weit aufwärts. Seinen eigentlichen Zweck, dem Sklavenhandel entgegenzuarbeiten und besonders die Eingebornen für den Landbau und die Baumwollkultur zu gewinnen, hatte aber nicht erreichen können, daher kehrte er 1864 nach England zurück und veröffentlichte hier (zusammen mit seinem Bruder) die »Narrative of an expedition to the Zambesi and its tributaries« (Lond. 1865; deutsch, Jena [* 6] 1865-66, 2 Bde.). Aber schon im Herbst 1865 schiffte er sich von neuem ein und landete im Januar 1866 in Sansibar. [* 7]
Kurze Zeit darauf wurde das Gerücht verbreitet, er sei erschlagen worden; eine ihm nachgesandte Expedition überzeugte
sich indes bald von der Grundlosigkeit des Gerüchts. Livingstone
war den Rowuma hinauf nach dem Nyassasee gegangen,
umging das Südufer des letztern, überschritt den schon von den Portugiesen entdeckten Tschambesi, einen
der fernsten Quellflüsse des Congo, gelangte im April 1867 an das Südende des Tanganjikasees und erreichte im April 1868 den
Moerosee, nachdem er zuvor den Lualaba, den Ausfluß
[* 8] des letztgenannten Sees, entdeckt hatte. Im Mai d. J. kam er zum Cazembe,
durchreiste dann dessen Gebiet nach S. und entdeckte 18. Juli den Bangweolosee.
Von dort sich nach N. wendend, gelangte er nach Udschidschi am Tanganjika, wo er mehrere Monate (bis Juli 1869) verweilte, und
erforschte dann das Manyemaland westlich davon, von wo er nach Udschidschi zurückkehrte. Dort traf ihn
krank und in großer Bedrängnis schon nach wenigen Tagen der von J. G. ^[James Gordon] Bennett (s. d.) in New York zur Auffindung
des seit 1869 verschollenen Reisenden ausgesandte Stanley und befreite aus der Not (vgl. dessen Bericht: »How I found Livingstone«
, Lond.
1872). Eine von den Engländern ausgesandte Expedition unter Cameron erreichte ihren Zweck nicht, war aber
Veranlassung zu der ersten Durchquerung Afrikas von O. nach W. Mit Stanley erforschte Livingstone
nun im Dezember 1871 das Nordende des
Tanganjika und begleitete jenen bis Unyanjembe, wo L. sechs Monate (bis Ende August 1872) auf neue Mittel warten mußte. Livingstone
ging
am Ostufer des Tanganjika hinab, dann um dessen Südende in das Land des Cazembe und umwanderte die östliche Hälfte des Bangweolo,
stets nach den Nilquellen suchend, deren Existenz er dort vermutete. Am erlag er der Dysenterie in Ilala am Südufer
des Bangweolo.
Seine Leiche wurde von seinen treuen Dienern unter großen Gefahren und Mühseligkeiten bis an die Ostküste
getragen und von hier aus nach England eingeschifft, wo sie in der Westminsterabtei zu London
[* 9] beigesetzt wurde.
Die gleichfalls geretteten Tagebücher und Karten von seinen letzten achtjährigen Reisen wurden von H. Waller unter dem Titel:
»The last Journals of David Livingstone
in Central Africa from 1865 to his death« (Lond. 1874; deutsch, Hamb.
1875) herausgegeben.
Vgl. außerdem Roberts, Life and explorations of D. Livingstone
(Lond. 1874);
Blaikie ^[richtig: Baikie], Dr. Livingstone
, memoir
of his personal life (das. 1881; deutsch von Denk, Gütersl. 1881);
Plieninger, David Livingstone
(Stuttg. 1885).
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Sein Bruder Charles (s. oben), zuletzt engl. Konsul in Fernando Po, starb auf einer Seereise.