Erkenntnis
lehre
(Gnoseologie), die Lehre [* 2] von Begriff, Wesen, Ursprung und Inhalt der (menschlichen) Erkenntnis. Dieselbe ist keine selbständige und ursprüngliche, sondern nur von der Psychologie (s. d.) einer-, von der Logik (s. d.) anderseits abhängige philosophische Wissenschaft; von der erstern dadurch, daß die Erkenntnis als Bewußtseinsvorgang an die Naturgesetze, von der letztern dadurch, daß dieselbe als Wissen an die Normalgesetze des Denkens gebunden ist.
Insofern die Erkenntnis
lehre die
Beobachtung sowohl der einen als der andern der
Erkenntnis zur
Pflicht macht, stellt
sie den
Maßstab
[* 3] auf, an dem jede angebliche
Erkenntnis entweder (vom psychologischen Standpunkt aus) ihrem Ursprung oder (vom
logischen aus) ihrem
Inhalt nach als solche beurteilt zu werden vermag. Je nachdem diese Beurteilung sich (wie es z. B.
in der historischen
Kritik der
Fall ist) an einzelne für
Erkenntnis ausgegebene Behauptungen hält oder
(wie es z. B. in der
Kritik des
Erkenntnisvermögens der
Fall ist) auf die Möglichkeit der
Erkenntnis überhaupt durch gewisse
Gebiete derselben sich ausdehnt, wird
Kritik der Erkenntnisse und Erkenntniskritik unterschieden. Jene geht darauf aus, eine
wirkliche von einer vermeintlichen
Erkenntnis
(Irrtum), diese dagegen, die wirkliche von der nur vermeintlichen
Erkenntnis (Selbsttäuschung) zu sondern. Indem
Kants
»Kritik der reinen
Vernunft« diese letztere im
Gegensatz zur
Erfahrung für
trügerisch hält, hat er zugleich alle auf ihre
Quelle
[* 4] zurückzuführenden vermeintlichen Erkenntnisse für leere Trugbilder
(»Vernunftträume«) erklärt.