das kleinste der drei skandinavischen
Königreiche, umfaßt seit dem
Krieg von 1864 nur
noch die eigentlichen dänischen
Länder, bestehend aus den
Inseln zwischen der
Ostsee und dem
Kattegat und dem größern nördlichen
Teil der
HalbinselJütland zwischen dem
Kattegat und der
Nordsee. Es liegt zwischenDeutschland
[* 4] (im N. von
Schleswig),
[* 5]
Schweden
[* 6] und
Norwegen (gegen O. und N.) und der
Nordsee (gegen W.) und erstreckt sich von 54° 33' bis 57° 45' nördl.
Br. und von 8° 4' bis 15° 10'
(Bornholm) östl. L. v. Gr. Die
HalbinselJütland bildet einen schwach gekrümmten, nach W.
zu konvexen
Bogen,
[* 7] der hier wenig zerrissen, vielmehr ziemlich abgerundet ist; die östliche Seite des
Landes und die
Inseln zeigen dagegen deutliche
Spuren des Andranges der Gewässer der
Ostsee, welche das niedrige, wenig felsige
Land leicht zernagt haben.
Hinsichtlich der Bodenformation ist kein großer Unterschied zwischen den einzelnen Teilen des
KönigreichsDänemark, mit Ausnahme
Bornholms und der Erteholme. Der nordöstliche Teil der
InselBornholm ist eine Gneisgranitebene, eine Fortsetzung
der Bodenformation
Skandinaviens (s.
Bornholm). Auch der
Boden der Erteholme besteht aus Gneisgranit. Sonst herrschen in DänemarkThon
und
Sand vor, an der Oberfläche mit organischen
Bestandteilen gemischt, wodurch eine fruchtbare
Dammerde
gebildet ist.
Dieselbe besteht meist aus
Thon und
Sand und enthält an vielen
StellenBraunkohle und
Bernstein,
[* 15] auf
Mors
und in Thy (im N. des
Limfjords) jedoch eine Art
Schiefer, welche
Moler genannt wird und aus fossilen
Infusorien gebildet ist.
Der Oberfläche nach teilen sich die
Formationen in den Geschiebethon, den Geschiebesand, die
Heiden, dieDünen,
die
Marsch und die
Moore. Der Geschiebethon ist fruchtbar, mit schönen Buchenwäldern bewachsen und sehr hügelig, aber ohne
zusammenhängende Hügelreihen; er bildet die Oberfläche namentlich auf den
Inseln und im östlichen
Jütland (höchster
Punkt
Gyldenlöves Höj auf
Seeland, 126 m). Der Geschiebesand bildet zusammenhängende Hügelreihen
(Aaser), namentlich im nördlichen
Seeland, dem südlichen
Fünen (höchster
Punkt Fröbjerg Bavnehöj, 132
m) und in vielen Gegenden
Jütlands,
wo er hügelige, nur teilweise angebaute
Heiden (Bakkeheder) bildet.
Die ebenen Heideflächen im westlichen
Jütland werden durch Geschiebesand gebildet, welcher auf einer
Schicht von
Al (namentlich
Sandal, einer eisenhaltigen Sandsteinmasse) ruht. Im ganzen nimmt dasHeideland in
Jütland ein
Areal von
ca. 5700 qkm ein.
Drei große Hügelinseln, welche verhältnismäßig fruchtbar und meist kultiviert sind, erheben sich aus
der umliegenden Alformation. Die höchsten
Punkte in
Jütland sind Eiersbavnehöj (172 m, der höchste
PunktDänemarks) und
Himmelbjerget (157 m). Die
Dünen erreichen eine
Höhe von 30
m und bedecken von
Skagen bis Blaavandshuk
längs der Westküste
Jütlands ein
Areal von
ca. 570 qkm. Der vom
Meer in der Flutzeit niedergeschlagene feine
Lehm bildet das
Erdreich in den
Marschen, deren es in
Jütland jedoch nur wenige (die Tipper) gibt.
Endlich findet
man inDänemark einzelne, bisweilen
umfangreicheStrecken von
Torfmooren bedeckt, welche in Waldmoore, Pfuhlmoore und
Heide- oder Hochmoore
geteilt werden.
Das Dänemark zunächst umflutende
Meer ist nur durch
Lotsen und
Leuchten bei seiner meist geringen und stark wechselnden Tiefe für
die
Schiffahrt bequem. Westlich von
Jütland liegt die
Nordsee, hier Westsee genannt. Derjenige Teil der
Nordsee, welcher
zwischen
Jütland und
Norwegen liegt, heißt
Skagerrak; derjenige Teil, welcher von
Skagen (Nordspitze
Jütlands) nach Blaavandshuk
geht (die eiserne
Küste), ist sehr gefährlich wegen der parallel laufenden
Sandbänke; am gefährlichsten ist Hornsrev (Hornsriff),
welches
ca. 37 km weit hinausreicht. Durch Rettungsstationen u. a. und in den letzten
Jahren durch Anlegung des
HafensEsbjerg (s. d.) hat die
Regierungden derSchiffahrt drohenden
Gefahren zu begegnen gesucht. Mit der Umsegelung von Skagenshorn
tritt der
Schiffer in das
Kattegat ein, welches nicht minder gefährlich ist, indem hier noch zu den übrigen
Gefahren die nicht
unbedeutende Strömung des
Meers aus der
Ostsee hinzukommt; trotz der größern Tiefe des
Fahrwassers¶
Der früher in allen drei Meerengen entrichtete Sundzoll ist durch einen zwischen der Regierung
von Dänemark und 15 andern abgeschlossenen Vertrag mit 60,952,650 Kronen
[* 23] abgelöst worden. Wegen der Gefährlichkeit und Seichtigkeit
der dänischen Meere sind an verschiedenen StellenLeuchtfeuer aufgestellt, im ganzen 73, darunter 7 Feuerschiffe und 29 Hafen-
und Postleuchtfeuer; von den übrigen 37 befinden sich an der Westküste 3, am Kattegat 12, im Sund 4,
im GroßenBelt 12, im KleinenBelt 2 und in der Ostsee 4. Auch sind an gefährlichen Stellen Rettungsstationen eingerichtet.
Jütland, teilweise auch die Inseln haben tiefe Buchten, Fjorde genannt, welche das Land oft mehr als zur
Hälfte durchschneiden. Sie sind der Schiffahrt meist sehr förderlich, doch mehr noch dem Fischfang; in neuerer Zeit hat
man bemerkt, daß ihre Tiefe an mehreren Orten abnimmt. Die größte dieser Buchten ist der Limfjord (s. d.) in Jütland. Weit
unbedeutender ist der Mariagerfjord, welcher, 37 km lang, sich bis Hobro erstreckt. Hierauf folgt der 22 km
lange Randersfjord, ein wenig südlicher bis zur Stadt Randers, wo sich die Guden-Aa in denselben ergießt; sodann der Horsensfjord,
bei der Stadt Horsens, der tiefe Veilefjord und der Koldingfjord.
An der Westseite befinden sich zunächst dem Limfjord (mit Thyborönkanal) Thorsminde, die Mündung für
den durch einen schmalen Landrücken von der Nordsee getrennten Nissumfjord, 19 km lang und mit einer Schleuse versehen, und
Nymindegab, die Mündung für den gleichfalls durch einen schmalen Landrücken von der Nordsee getrennten, 45 km langen Ringkjöbingfjord.
Auf Seeland ist im N. der Insel der Isefjord, welcher gegen W. den Lammefjord, gegen S. den Holbäksfjord,
gegen O., doch mit südlicher Erweiterung, den Roeskildefjord aussendet. Auf Fünen liegt der nicht tiefe Odensefjord. Alle
diese Fjorde enthalten salziges Wasser, dessen Salzgehalt indes auf der östlichen, dem Kattegat zugekehrten Seite geringer
ist als auf der westlichen, von der Nordsee bespülten. Außerdem gibt es noch eine große Anzahl Buchten,
welche dänisch Vig oder Bugt genannt werden; zahlreicher auf der Ostseite als auf der Westseite, bieten mehrere derselben
vortreffliche Häfen dar.
Binnenseen finden sich in großer Menge; mehrere sind indes nur Niederungen, die sich mit Wasser gefüllt haben. Nicht alle
stehen mit dem Meer in Verbindung. Die bedeutendsten sind: auf Seeland der Arre-, Fure- und tiefe Esromsee
(s. d.);
in die Nordsee ergießen sich von S. nach N.: die Konge- (Grenze gegen Schleswig), Varde-
(in die Hjertingbucht), Skjern- oder Lönborg- (in den Ringkjöbingfjord), Stor- (in den Nissumfjord) und Uggerby-Aa;
Auf Seeland ist nur der Frederiksvärkkanal
von Bedeutung, er wird benutzt zur Verhütung der Überschwemmungen des Arresees und für den Betrieb der Fabriken von Frederiksvärk;
in Fünen der Odensekanal, von Odense
[* 25] in den Odensefjord, 2,6-3,2 m tief.
Das Klima
[* 26] ist bei einer Breitenausdehnung von nur 3° ziemlich gleichmäßig; doch ist dasselbe wegen der
Nähe der See viel milder, als man bei der nördlichen Lage des Landes erwarten sollte. Man nimmt an, daß die mittlere Temperatur
gegen N. mit jedem Breitengrad um ½° C. abnimmt. Im Vergleich zu Deutschland ist Dänemark auch in den besten Distrikten rauher,
besonders durch kalte Seewinde, welche das Land von O. und W. treffen. Der trockne, kalte Nordwestwind,
welcher im Frühjahr im nördlichen Jütland an der Westküste weht, heißt Skai; er treibt den vom Meer abgesetzten feinen
Sand weit in das Land hinein und zerstört den Pflanzenwuchs.
Höchst unangenehm und der Gesundheit nachteilig ist dort auch der dicke Nebel, welchen man Havguse nennt;
er stellt sich gewöhnlich in warmen Sommertagen einige Stunden vor Sonnenuntergang ein und zieht in niedrig streichenden
Wolken schnell gegen W. der Küste zu. In Kopenhagen bringen im Jahr 159 TageRegen, Schnee
[* 27] und Hagel; im ganzen Land ist die Zahl
solcher Tage durchschnittlich 150, darunter 34 Tage mit Schnee. Die jährliche Regenmenge beträgt in Westjütland
0,66 m, in Ostjütland 0,64 m, in Fünen 0,59 m und in Seeland 0,58 m. Die mittlere Temperatur für Kopenhagen ist +7,4° C.,
für das ganze Land 6,5-8,5° C.; am wärmsten sind die südlichen
Inseln sowie Ärö, Langeland, Laaland und Falster, am kältesten das innere und nördliche Jütland; die
Küsten sind im ganzen ½-1° wärmer als das Innere. Das Klima ist im ganzen kein ungesundes; nur auf den niedrigen Inseln,
wie Laaland, herrscht besonders nach warmen Sommern häufig Fieber. Der Barometerstand (auf 0° reduziert) ist 0,760 m.
Der Däne ist mutig, ausdauernd und phlegmatisch. Er ist praktisch, ein guter, doch langsamer Beobachter, im täglichen Leben
und in der Wissenschaft ein nüchterner Denker. Doch liegt in seinem Charakter ein Hang zur Schwärmerei; deshalb zeigt er große
Empfänglichkeit für Poesie, aber daneben auch, vielleicht infolge der Einwirkung des Klimas und der Lebensweise,
nicht selten Neigung zur Schwermut.
S. 500) ist auf den Inseln anderthalbmal so groß als auf der Halbinsel. Abgesehen vom AmtKopenhagen hat Fünen die größte
Dichtigkeit und zwar eine drei- bis viermal so große als das westliche Jütland. Die Bewohnerzahl im eigentlichen Dänemark und den
Färöern betrug 1870: 1,794,733, so daß der jährliche Zuwachs (1870-80) = 0,99 Proz. war;
in Island war
die Bewohnerzahl 1870: 69,763, in Grönland 9825, auf den westindischen Inseln 37,821 (also über 10 Proz. mehr als in 1880).
Im eigentlichen Dänemark waren 1880:
männlich
weiblich
überhaupt
967360
1001679
davon ledig
589394
577922
verheiratet
340373
340531
verwitwet
35037
79805
geschieden
2556
3421
Die Zahl der Trauungen betrug im Jahresdurchschnitt (1878-82) 14,913, die der Geburten 65,030 (darunter 11 Proz. uneheliche),
der Todesfälle 39,869. Selbstmorde kommen häufig vor, jährlich etwa 26 auf 100,000 Einw. Die Zahl der überseeischen
Auswanderer belief sich 1878-82 im ganzen auf 31,332 (1882: 11,614), die Mehrzahl derselben begab sich
nach den Vereinigten Staaten
[* 30] von Nordamerika
[* 31] (29,828). Von der Bewohnerzahl wohnten 1880: 563,930 in den Städten.
Mit Ausnahme Kopenhagens, welches mit der damit zusammenhängenden Nachbarstadt Frederiksberg jetzt (1885) über 300,000 Einw.
zählt, sind die übrigen Städte klein. Von ihnen zählen über 10,000 Einw.: Aarhus,
[* 32] Odense, Aalborg, Randers und Horsens.
Die Bevölkerung besteht jetzt fast ausschließlich aus Dänen. Von den Einwohnern des eigentlichen Dänemark waren 1880: 12,007 in
Schleswig, 11,145 in dem übrigen Deutschland, 24,148 in Schweden und 4821 in dem übrigen Ausland geboren.
Die Gesamtzahl der Ausländer war also 62,121, wozu man noch 1306 in den dänischen Nebenländern Geborne
fügen kann. Endlich wohnen noch in den Heiden einige Hundert der sogen. Kjeltringer (Tatere, Tataren), wahrscheinlich Nachkommen
inländischer Vagabunden, mit Zigeunern gemischt. Dem Religionsbekenntnis nach war die überwiegende Mehrzahl der evangelisch-lutherischen
Kirche zugethan, nämlich 1,951,513; daneben gab es 1363 Reformierte, 892 Methodisten und Anglikaner (meistens in den Städten), 3687 Baptisten
(meistens auf dem Land), 1036 Irvingianer, 2985 römische Katholiken (meistens in Kopenhagen und demnächst
in den übrigen Städten), 646 zu andern christlichen Sekten Gehörende, 3946 Israeliten (davon 3030 in Kopenhagen), 1722 Mormonen, 8 Mohammedaner, 167 unbekannt
und 1074 ohne positive Religion.
Die allgemeine Volksbildung in Dänemark ist eine befriedigende, weil seit 1814 Schulzwang existiert; doch nimmt
Dänemark jetzt kaum eine so hohe Stelle in dieser Richtung ein wie früher. In hygieinischer Hinsicht wurde (1883) durch eine Regierungskommission
dargelegt, daß der Zustand der Schulen (namentlich auf dem Land) und der Schüler (namentlich der Mädchen) teilweise sehr
unbefriedigend war. Die Anzahl der schulpflichtigen Kinder im Königreich ist etwas über 200,000 auf dem
Land und gegen 43,000 in den Städten außer Kopenhagen, wo 30,000 Kinder unterrichtet werden.
Gymnasien bestehen in mehreren Städten, auch in Kopenhagen; hier aber benutzt die überwiegende Mehrzahl der Zöglinge die
Privatanstalten. Zur Heranbildung der Volksschullehrer bestehen vortreffliche Seminare. Auch Lehrerinnen
sind in den Volksschulen thätig, besonders in den Städten. Dänemark hat eine einzige Universität, die zu Kopenhagen (1479 gegründet),
mit 45 Professoren, 1261 Studierenden in 5 Fakultäten (theologischer, juristischer und staatswissenschaftlicher, medizinischer,
philosophischer und mathematisch-naturwissenschaftlicher). In
Verbindung mit der Universität besteht eine polytechnische Lehranstalt.
[* 3] Im Zeitraum 1883-87 haben sich verschiedene Veränderungen in Produktion und Handel bemerkbar gemacht, wie
aus folgender Übersicht über Einfuhr und Ausfuhr der wichtigsten Artikel hervorgeht. Es betrug bei folgenden Warengattungen:
Der Rückgang der Mehreinfuhr von Kolonialwaren ist unter anderm so zu erklären, daß die Mehreinfuhr von Zucker
[* 33] 1878-82 durchschnittlich
jährlich 23,7 Mill. kg im Wert von 10,7 Mill. Kronen betrug, 1883 bis 1887 durchschnittlich nur 15,5 Mill. kg im Wert von
5,9 Mill. Kr. In derselben Zeit war aber die
einheimische Rohrzuckerproduktion von 2,6 Mill. kg bis 15,1 Mill.
kg jährlich gestiegen. Aus der Verwandlung der Mehrausfuhr von Getreide
[* 34] etc. in Mehreinfuhr darf man nicht schließen, daß
die dänische Landwirtschaft zurückgegangen ist.
Neuerdings wird die Viehzucht
[* 35] bevorzugt, was namentlich aus den Exportzahlen der Fettwaren hervorgeht; die Mehrausfuhr dieser
Waren ist in der Periode 1883-87 gegenüber den Jahren 1878-82 auf das Doppelte gestiegen, und im einzelnen
betrug die Mehrausfuhr in den zwei Jahren 1882 u. 1887 von Speck und Schinken 4,6 Mill., resp. 22,5
Mill. kg, von Butter 10,9 Mill., resp. 19 Mill. kg, von Eiern 45 Mill., resp. 107 Mill. Stück. Die gesamte
Einfuhr betrug 1883-87 durchschnittlich jährlich 2395 Mill. kg, die Ausfuhr 547 Mill. kg, resp.
254,8 und 179,0 Mill. Kronen; für 1887 stellte
¶
Die Einnahmen des dänischen Staats betrugen im Zeitraum 1882/83-1886/87 durchschnittlich jährlich 52,8 Mill. Kr.,
die Ausgaben44,2 Mill.;
im J. 1887/88: 54,3 Mill., resp. 59,9
Mill. Kr., von diesen letzten waren 26 Mill. Militärausgaben. Im Finanzjahr 1888/89 beliefen
sich die Einnahmen auf 55,9 Mill., die Ausgaben auf 60,2 Mill. Kr., darunter außerordentliche
12,5 Mill. Kr. (für die BefestigungKopenhagens, die Flotte etc.). Die Forderungen für militärische Zwecke bilden eine der
wesentlichsten Ursachen des jetzigen abnormen Zustandes im Staatsleben (seit 1885 ist kein vom Reichstag bewilligtes Budget
erschienen); namentlich ist das Folkething gegen die BefestigungKopenhagens, die Regierung hat indessen
verschiedene Fortifikationen vorgenommen, welche die Stadt vor einem plötzlichen Überfall schützen sollen.
Neuerdings hat man inKopenhagen mit Neubauten für die polytechnische Lehranstalt, ein neues Kunstmuseum etc.
begonnen. Ferner werden die Freilager vergrößert und die Einrichtung eines Freihafens eifrig diskutiert. In der letzten Reichstagssession
wurden die Mittel zu mehreren neuen Eisenbahnlinien in Jütland und Seeland bewilligt. Die StaatsschuldDänemarks,
welche im März 1887 zu 3½ Proz. konvertiert wurde, beträgt 193 Mill. Kr.
(Geschichte.) Die Lage in Dänemark blieb seit 1885 im wesentlichen unverändert dieselbe: das Folkething weigerte sich, die Befestigung
von Kopenhagen zu genehmigen, das MinisteriumEstrup behauptete, gestützt auf den König und das Landsthing,
seinen Posten. Nun schärfte sich der Gegensatz mehr und mehr zu einem Kampf um die Herrschaft im Staat, um die Frage, ob in Dänemark die
Verfassung eine konstitutionelle oder eine parlamentarische Regierung vorschreibe.
Dies letztere anzuerkennen und das MinisteriumEstrup zu entlassen, weil die Mehrheit des Folkethings es
forderte, dazu wollte sich König Christian IX. unter keinen Umständen verstehen, während die Linke des Folkethings den dahin
gehenden Bescheid des Königs und den Erlaß des provisorischen Finanzgesetzes als Vergewaltigung und Verfassungsbruch
bezeichnete. Nach der Wiedereröffnung des Reichstags(5. Okt.) beschloß das Folkething sofort 12. Okt. mit 79 gegen 17 Stimmen,
das vorläufige Finanzgesetz vom 1. April nicht anzuerkennen und deshalb schlechtweg abzulehnen, worauf die Minister sämtlich
den Sitzungssaal verließen; der Abgeordnete Pingel nannte sie deswegen 16. Okt. »Diebe und Einbrecher«, ohne daß der PräsidentBerg den Redner zur Ordnung gerufen hätte. Am 21. Okt. feuerte ein junger Mensch, Namens Rasmussen, in Kopenhagen
zwei Schüsse auf den MinisterpräsidentenEstrup ab, ohne jedoch zu treffen. Die Regierung sah in diesem Attentat einen Antrieb,
ihre Macht zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit zu verstärken. Nachdem sie denReichstag auf
zwei Monate vertagt hatte, erließ sie 27. Okt. ein vorläufiges Gendarmeriegesetz, durch welches die Zahl der Gendarmen auf dem
Land erheblich vermehrt und die Gendarmerie militärisch organisiert wurde, und 2. Nov. eine zeitweilige Ergänzung des Strafgesetzbuchs
behufs vernünftiger Beschränkung
der Rede- und Preßfreiheit; die Riffelvereine, welche sich zu Schützenvereinen
mit politischer Farbe herausgebildet hatten, waren schon im Mai verboten worden. Um dem Budgetstreit ein Ende zu machen, schlug
Estrup dem im Dezember wieder zusammentretenden Reichstag die Annahme eines Zusatzes zur Verfassung vor, wonach, wenn Lands- und
Folkething sich über das Budget nicht haben einigen können, jedes Haus zehn Mitglieder wählen und diese
als gemeinschaftlicher Ausschuß die streitigen Punkte beraten und in geheimer Abstimmung entscheiden sollen, so daß der von der
Mehrheit gefällte Ausspruch sofort Gesetzeskraft erhält. Indes das Folkething war zur Versöhnung nicht geneigt, lehnte den
Estrupschen Vorschlag ein für allemal ab und unterließ es sogar, den König zu Neujahr 1886 zu beglückwünschen.
Die Regierung ihrerseits erhob gegen Abgeordnete wegen Gesetzesverletzung Anklage: ein Schullehrer, Ravn, wurde wegen Beleidigung
des Königs zu 3 Monaten, Berg selbst wegen Widersetzlichkeit gegen die Polizei zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt und mußte die
Strafe sofort verbüßen. Als das Folkething Anfang 1886 wiederum alle Vorlagen der Regierung, das vorläufige
Riffelgesetz, ein Gesetz zur Abstellung der Arbeitslosigkeit u. a., endlich auch das Finanzgesetz von 1885/86 und die Budgetvorlage
für 1886/87, verwarf, ermächtigte eine königliche Resolution das Ministerium zur Bestreitung der laufenden Ausgaben. Als
die Mehrheit des Folkethings dagegen als einen Verfassungsbruch protestierte, wurde der Reichstag geschlossen
und darauf zum 1. April wieder ein vorläufiges Finanzgesetz verkündigt. Während des Sommers erließ die Regierung ein vorläufiges
Preßgesetz(13. Aug.), welches die Verantwortlichkeit der Redaktion einer Zeitung verschärfte.
Da infolge des Verfassungskonflikts nicht nur die ganze Gesetzgebung stockte, sondern auch die materielle und geistige Entwickelung
des Landes geschädigt wurde, so war ein Teil der Linken unter Führung des GrafenHolstein-Ledreborg zu einer
Verständigung mit der Regierung geneigt, falls dieselbe das verfassungsmäßige Recht derKammer achte und auf die provisorischen
Finanzgesetze verzichte; man war bereit, die sogen. Verwelkungspolitik, d. h.
die sofortige Ablehnung aller Regierungsvorlagen, fallen zu lassen und in eine sachliche Beratung derselben
einzutreten.
Berg wollte freilich von einer Verständigung nichts wissen. Indes die Regierung wollte von ihrem vom Folkething hauptsächlich
bekämpften Plan der Land- und Seebefestigung Kopenhagens, welche inzwischen, unterstützt durch freiwillige Beiträge, schon
begonnen worden, nicht ablassen und legte im Oktober 1886 dem Landsthing eine Gesetzvorlage hierüber vor;
das Landsthing war bereit, 54 Mill. hierfür zu bewilligen. Die Mehrheit des Folkethings lehnte jedoch alle in das Budget für
die Landesverteidigung eingestellten Summen ab, und da die Sitzungsperiode desselben abgelaufen war, so wurde es aufgelöst,
noch ehe das Budget für 1887/88 erledigt war. Bei den Neuwahlen gewann die Rechte in Kopenhagen
drei Sitze; die Provinzen wählten aber Mitglieder der Opposition, so daß die bisherige Mehrheit des Folkethings unverändert
blieb. Dieselbe wählte nach dem Rücktritt Bergs Högsbro zum Präsidenten, strich aber wieder die 5 Mill. für die Landesverteidigung
im Budget, welche das Landsthing herstellte, so daß wiederum kein verfassungsmäßiges Finanzgesetz bis
zum 1. April zu stande kam und ein provisorisches erlassen werden mußte. Als
¶
Obwohl die Mehrheit der bisherigen Opposition zu einer Versöhnung geneigt schien, lehnte sie 18. Okt. das provisorische Finanzgesetz
für 1887/88 doch rundweg ab, da es die Ausgaben für die BefestigungKopenhagens enthielt, worauf das Folkething
vertagt wurde. Nach dem Wiederzusammentritt des Reichsrats verhandelte das Folkething im Januar 1888 über die Befestigungsvorlage,
wobei besonders die kostspielige Landbefestigung Kopenhagens von der Linken als überflüssig, ja als schädlich angegriffen
wurde.
Der Entwurf wurde einem Ausschuß überwiesen, der sich mit der Beratung nicht beeilte. Auch über das
Budget konnte zwischen beiden Häusern keine Einigung erzielt werden, so daß, nachdem die Sitzungen geschlossen
worden, 1. April abermals ein provisorisches Finanzgesetz verkündet wurde. Die Regierung sah mit Gleichmut einer noch mehrjährigen
Dauer dieses Provisoriums entgegen, bis die Landbefestigung Kopenhagens in der Hauptsache vollendet sei;
dann werde man sich mit dem Folkething verständigen.
Die Mehrheit des Folkethings blieb allerdings unversöhnt und beteiligte sich auch nicht am 25jährigen
Regierungsjubiläum des KönigsChristian das dennoch glänzend gefeiert wurde. Auch 1889 wurde daher noch kein
gesetzmäßiges Budget zu stande gebracht. Die Regierung konnte diesen Zustand ruhig ansehen, da sie keiner neuen Einnahmequellen
bedurfte. Trotzdem wäre ihr ein günstigerer Ausfall der Neuwahlen sehr erwünscht gewesen, weswegen sie das
Folkething auflöste und für den 21. Jan.Neuwahlen anordnete, nachdem sie verschiedene Reformen, namentlich im Finanzwesen, ferner
die Anlegung eines Freihafens in Kopenhagen in Aussicht gestellt hatte. Dennoch fielen die Wahlen ungünstig für die Regierung
aus. Die Rechte verlor 4 Sitze, davon 3 in Kopenhagen, und sank auf 24 Mitglieder, die Opposition stieg
auf 78 Stimmen, also mehr als drei Viertel des Things. Auch mehrere Sozialisten wurden gewählt. Die Lage der Dinge blieb also
unverändert.
Zur Litteratur: Weitemeyer, Dänemark, Geschichte und Beschreibung etc. (Kopenh. 1888);
[* 3] Die Volkszählung vom ergab eine Bevölkerung für das eigentliche Dänemark von 2,172,205 Seelen oder
56,69 pro Quadratkilometer. Außerdem hatten die Faröer 12,954 Einw., während keine neuen Resultate für
Island, Grönland und die dänisch-westindischen Kolonien vorliegen. Die folgenden Daten betreffen nur das eigentliche Dänemark. Dieses
hat 69 Städte, von welchen die Hauptstadt Kopenhagen mit 312,387 Einw. am volkreichsten ist; außerdem haben mehr als 10,000
Einw.: Aarhus (33,308), Odense (30,277), Aalborg (19,503), Horsens (17,290), Randers (16,617), Helsingör (11,082),
Fredericia (10,044). Wenn man aber bei Kopenhagen die Nachbargemeinden mitrechnet, welche wohl administrativ gesondert, aber
faktisch in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht als Teile der Hauptstadt zu betrachten sind, so steigt die Einwohnerzahl
Kopenhagens auf 375,251. Unter dieser Voraussetzung beträgt die ganze städtische BevölkerungDänemarks
737,709, die Landbevölkerung 1,434,496 Seelen.
Der jährliche Zuwachs der Bevölkerung machte im Zeitraum 1880-89 durchschnittlich 0,99 Proz.
aus, dagegen in den Perioden 1840-60 und 1860-80: 1,11, resp. 1,02
Proz. jährlich. Dieser relative Rückgang hängt mit der Auswanderung zusammen. Der Überschuß der Gebornen betrug in den
Jahren 1880-89 insgesamt 276,387 Köpfe, zur selben Zeit wanderten aber 73,221 Personen mehr aus als ein.
Wie groß die absolute Auswanderung gewesen ist, läßt sich nicht angeben, schon die überseeische Auswanderung zählte aber
76,980 Auswanderer im Zeitraum 1880-89. Wenn also auch der jährliche Zuwachs geringer als früher war, so trifft dies doch
allein die Landbevölkerung, während die städtische Bevölkerung in stetem Zuwachs begriffen war. Der
jährliche Zuwachs in Kopenhagen¶
mehr
betrug für 1880-89: 2,89 Proz., in den übrigen Städten 2,54 Proz., in den Landdistrikten aber nur 0,38
Proz. Der natürliche Überschuß der Landbevölkerung geht teils nach dem Ausland (Amerika), teils und vornehmlich nach den
Städten. Vor 50 Jahren machte die städtische Bevölkerung nur ein Fünftel, jetzt macht sie ein Drittel
der ganzen Bevölkerung des Königreichs aus. Von der Bevölkerung waren 1890: 1,059,222 Personen männlichen, 1,112,983 weiblichen
Geschlechts, also 1051 weibliche auf 1000 männliche. Im J. 1880 war das Verhältnis 1035, 1870: 1026 zu 1000. Dieser relative
Rückgang der Männer ist auch durch die Auswanderung zu erklären, an welcher am meisten die Männer teilnahmen.
Die Zahl der Gebornen (inkl. Totgeborne) betrug 1880-89 durchschnittlich jährlich 32,2
pro Mille der Bevölkerung (1870-79: 32,9 pro Mille), die Zahl der Gestorbenen (exkl. Totgeborne) 18,6
pro Mille (1870-79: 19,2 pro Mille). So ist die Geburtshäufigkeit im Steigen begriffen, während die Sterblichkeit abnimmt,
woraus gleichfalls hervorgeht, daß der relative Rückgang des Zuwachses von der Auswanderungsziffer und
nicht von den Geburts- und Sterblichkeitsverhältnissen herrührt.
Die Ermittelungen über die Berufsgattungen gelegentlich der Volkszählung von 1890 sind noch nicht bearbeitet, und vorläufig
muß man sich also mit den längst bekannten Daten der Volkszählung von 1880 begnügen. Nur fürKopenhagen ist
im Dezennium 1880-89 eine Industriestatistik (1882) und eine ausführliche Erwerbsstatistik (1885)
erschienen, und einige Mitteilungen, das ganze Land umfassend, liegen in den Berichten der Fabrikinspektoren vor. Aus diesen
letztern geht hervor, daß Ende Oktober 1889 in ganz Dänemark die Zahl der Betriebe, welche Kinder und unerwachsene Personen beschäftigten, 753 betrug,
von welchen 488 mechanische Triebkräfte anwendeten. Die Zahl der Arbeiter in diesen Betrieben war: 2027 Knaben
und 382 Mädchen (im Alter von 10-14 Jahren), 2254 männliche und 548 weibliche Personen (im Alter von 14-18 Jahren), 16,358 erwachsene
Männer und 5159 erwachsene Frauen.
Erwerbszweige. Zu Anfang des Jahres 1890 gab es in Dänemark 240 Aktiengesellschaften mit einem Aktienkapital von
ca. 283½ Mill. Kronen, wogegen 1870 die Zahl der Gesellschaften nur 50 mit einem Kapital von 83½ Mill. Kr. betrug. In 20 Jahren
ist also das Aktienkapital um 200 Mill. Kr. gestiegen, die sich auf ca. 200 Gesellschaften verteilten. Der durchschnittliche
jährliche Zuwachs des Kapitals machte in der ersten Hälfte der 70er Jahre 27½ Mill. Kr. aus, in der zweiten
Hälfte 3½ Mill., in der ersten Hälfte der 80er Jahre 11½ Mill., in der zweiten 6½ Mill. Kr.;
diese Zahlen illustrieren hinreichend die Geschäfts- und Geldverhältnisse in Dänemark wie in der übrigen Welt
in den erwähnten Perioden.
Unter der ländlichen Bevölkerung haben sich Produktionsvereine gebildet zu dem Zwecke, Butter und Speck durch eine gemeinschaftliche
Verwaltung nach dem Ausland verkaufen zu lassen und so denZwischenhandel zu umgehen. Charakteristisch für
die jetzige Landwirtschaft ist auch die Vermehrung der Gartenprodukte, des Geflügels etc. In letzterer Hinsicht ist erwähnenswert,
daß jetzt über 100 Mill. StückEier
[* 47] jährlich im Werte von 4-5 Mill. Kr. ausgeführt werden, während die jährliche Ausfuhr
vor 25 Jahren nur 1 Mill. Stück betrug. Die gesamte Wareneinfuhr betrug im Jahrfünft 1885-1889 durchschnittlich
jährlich 2495 Mill. kg im Werte von 258 Mill. Kr., die gesamte Ausfuhr 551 Mill. kg im Werte von 178 Mill. Kr. Die HandelsflotteDänemarks zählte 2938 Segelschiffe von 177,438 Registert. und 305 Dampfschiffe von 103,577 Registert. und 25,253
Pferdekräften.
Nach der Abrechnung für das Finanzjahr 1888/89 betrugen die Staatseinnahmen 55,880,420 Kr., die Ausgaben
60,162,412 Kr., darunter 26 Mill. Kr. für Heeres- und Marinezwecke. Die Staatsschuld betrug 190⅓ Mill. Kr.
[Geschichte.]
Dem neuen Folkething legte das Ministerium unverdrossen immer neue Gesetzentwürfe vor, ohne Aussicht auf ihre
Annahme zu haben. Die Regierungsvorlage betreffs einer Geldbewilligung für die Seebefestigung Kopenhagens
wurde zwar gegen die Stimmen der Radikalen und Sozialisten an einen Ausschuß verwiesen, an die Bewilligung war aber
nicht zu denken. Im übrigen war bei der Beratung des Budgets die Linke freigebiger als sonst, verschleppte aber den Abschluß
derselben absichtlich bis zum Ende des Rechnungsjahrs, um dem Landsthing nicht die Zeit zu lassen, das Budget zu beraten.
Die Vorlagen über die Sundbahn von Klampenborg bis Helsingör und die Anlegung eines Freihafens in Kopenhagen gelangten nicht
zum Abschluß, ebensowenig die von der Geschäftswelt mit Beifall begrüßten Zoll- und Verbrauchssteuergesetze, die mit den
sozialen Gesetzen der Kranken- u. Unfallversicherung zusammenhingen, weil sie die Mittel zu deren Durchführung
beschaffen sollten. Trotz des Wahlsiegs der Linken stieg die Unzufriedenheit über deren »Verdorrungspolitik«.
Die Regierung fuhr in der Ausführung der Festungsanlagen unbeirrt fort und bewilligte für das laufende Etatsjahr 3½ Mill.
Kronen für die Seebefestigung
¶
mehr
Kopenhagens, die in drei Jahren vollendet sein sollte; auch für die Anschaffung von Kriegsmaterial und den Bau vonKriegsschiffen
wurden mehrere Millionen bestimmt, welche das Folkething gestrichen hatte. Obwohl für die Landesverteidigung, für welche über
1½ Mill. an freiwilligen Gaben eingegangen waren, seit 1885 mehr als 40 Mill. bereits ausgegeben waren
oder noch ausgegeben werden mußten, obgleich ferner 1876 bis 1889 über 70 Mill. für das Eisenbahnwesen verwandt worden,
belief sich der Kassenbestand des Staates auf 62 Mill. Kr. Die Minister äußerten sich daher in öffentlichen Reden sehr selbstbewußt
und wollten selbst von einem Ausgleich mit der Linken nach Beendigung der Seebefestigung nichts wissen,
da die Linke ja ganz uneinig sei und daher die Verantwortung für einen Ausgleich nicht übernehmen könne; auch werde die
Regierung durch einen solchen Vertrag zu sehr gebunden und die zeitgemäße Verstärkung
[* 49] der dänischen Wehrkraft beeinträchtigt.
Die Neuwahlen für das Landsthing im September 1890 fielen freilich nicht günstig für dies Selbstbewußtsein
der Minister aus, indem die Rechte bei derselben zwei Sitze an die Sozialdemokraten und einen an die Linke verlor. Dies auffällige
Anwachsen der Sozialdemokraten, welche schon auf dem Lande sich verbreiteten, war eine bedenkliche Folge des langjährigen
Streites zwischen den Konservativen und den Demokraten.
Der Reichstag wurde eröffnet und ihm das Budget für 1891 vorgelegt, welches mit 54½ Mill.
Kr. Gesamteinnahme und 59 Mill. Gesamtausgaben einen Fehlbetrag von 4½ Mill. aufwies.
Für die Seebefestigung Kopenhagens waren 3 Mill. Kr. ausgeworfen. Die Mehrheit des Folkethings zeigte sich wie bisher allen
Vorlagen der Regierung grundsätzlich abgeneigt, und dieselben wurden daher zum größern Teile wiederum
nicht zu Gesetzen erhoben. Die Regierung sprach es ganz offen aus, daß sie auf das Zustandekommen eines Finanzgesetzes nicht
rechne.
Gleichwohl machte sich die Spaltung dieser Mehrheit in eine sogen. dänische (Bauernpartei) und eine europäische Linke (die
Radikalen) mehr und mehr geltend. Die dänische Linke beantragte im November 1890 die Herabsetzung der Zuckersteuer
und die Erhöhung der Biersteuer im Interesse des Bauernstandes. Die Radikalen waren hiermit höchst unzufrieden, da die Biersteuer
die Einnahmen der Regierung vermehren mußte, und verbanden sich um so enger mit den Sozialisten, was den Gegensatz verschärfte.
[* 3] Die Bevölkerung des eigentlichen Dänemark, die sich nach den vorläufigen Ergebnissen der Volkszählung vom auf
2,172,205 Seelen belief (s. Bd. 18, S. 177), verteilt sich auf die einzelnen Ämter wie folgt:
Die Bevölkerung hat im verflossenen Jahrzehnt nur in den Ämtern Odense auf Fünen und Prästö auf Seeland
abgenommen. Am stärksten hat sie außer in der Hauptstadt und ihrer Umgebung in den Amtern Svendborg (Fünen), Ringkjöbing
und Hjörring in Jütland und auf Bornholm zugenommen. Nach wie vor ist sie am dünnsten in den südwestlichen Ämtern Jütlands,
mehr als doppelt so stark auf der Ostseite der Halbinsel. Die Inselämter zeigen eine ziemlich gleichmäßige
Verteilung der Bevölkerung.
Geschichte. Wie üblich wurde der Voranschlag des Staatshaushalts für 1891/92 vom Finanzausschuß des Folkethings bis Anfang
Januar 1891 durchberaten und darauf der Kammer zur Plenarberatung vorgelegt. Im Finanzausschuß waren die beiden Gruppen der
Linken noch einig gewesen und hatten rundweg alle Mehrforderungen der Regierung gestrichen. Im Thing selbst
aber kam es zum offenen Bruch zwischen den Radikalen unter Hörup und Berg und der gemäßigten Linken. Diese setzte 8. Febr. ihren
Antrag auf Ermäßigung der Eingangszölle auf Reis, Rohzucker, Schokolade und Petroleum und die Einführung einer Biersteuer
trotz des hartnäckigsten Widerstandes der Radikalen mit 55 gegen 33 Stimmen durch und bewilligte bei der
Budgetberatung fast alle vom Ausschuß gestrichenen Posten mit Ausnahme der 3 Mill. für die Landesverteidigung, welche aber
zum außerordentlichen Budget gehörten.
Auch beendete das Folkething die Budgetberatung bereits 7. März, so daß das Landsthing für seine Beratung 2 ½
Wochen zu seiner Verfügung hatte. Zwar lehnte das Landsthing den Staatshaushaltsentwurf in der vom Folkething beschlossenen
Fassung ab, weil die Forderung für die Landesverteidigung gestrichen worden, und nahm die Regierungsvorlage an. Es kam also
wiederum kein regelmäßiges Finanzgesetz zu stände, und nachdem die Tagung des Reichstags geschlossen
worden, ermächtigte ein
¶
mehr
offener königlicher Brief das Ministerium, zur Fortführung des Staatshaushalts in den Grenzen
[* 51] des Voranschlags die Steuern zu
erheben und die Ausgaben zu leisten. Es war aber als ein Fortschritt zu betrachten, daß beide Kammern über das ordentliche
Budget einig gewesen, und daß überhaupt eine Reihe wichtiger Gesetze zu stände gekommen waren: außer
der Herabsetzung einiger Zölle und der Biersteuer die Gesetze über die Anlegung eines Freihafens in Kopenhagen, über die Altersunterstützung
unbescholtener Armen, über die Sonntagsruhe u. a. Die Verdorrungspolitik der letzten Jahre hatte damit
ein Ende.
Die bäuerliche Bevölkerung zeigte sich überall damit einverstanden, daß der Bund ihrer Vertreter mit
den Radikalen und Sozialdemokraten gelöst war und dieselben nun eine starke, zugleich demokratische und konservative Mittelpartei
bildeten. Die königliche Staatsmacht hatte überdes Parteistreben nach Parlamentsherrschaft den Sieg davongetragen, und dabei
war infolge der erzwungenen Ersparnisse ein Barbestand in der Staatskasse angesammelt worden, welcher die finanzielle Lage
der Regierung sehr erleichterte.
Von der Rechten trat der frühere Kultusminister Scavenius ebenso entschieden für die Provisorien (provisorischen Budgets)
ein und rühmte ihre günstigen Folgen für die Staatsfinanzen; um nur dem Gehader ein Ende zu machen, habe sich die Rechte
nachgiebig gegen die Mittelparteibewiesen. Diese zeigte sich regierungsfreundlich, wollte aber von den
Provisorien nichts wissen, und der Kriegsminister sprach die Zuversicht aus, daß das Folkething die Regierungsforderungen
bewilligen und Provisorien also nicht notwendig sein würden.
Der Staatshaushaltsentwurf wurde darauf dem Finanzausschuß überwiesen, zu dessen Vorsitzenden ein Mitglied der gemäßigten
Linken, Tullin, statt des radikalen Hörup gewählt wurde. Auch bei der Neuwahl des Präsidenten des Folkethings
wurden die Radikalen vom Präsidium ausgeschlossen. Als bei der Anregung einer allerdings dringend notwendigen Justizreform
der Führer der radikalen Linken, Berg, den Antrag stellte, das Ministerium zum Rücktritt aufzufordern, damit die Reform unter
der Leitung einer den Grundgesetzen treuen Regierung vollzogen werden könne, fand derselbe keine Zustimmung;
vielmehr wurde mit 60 gegen 30 Stimmen ein Antrag angenommen, den Justizminister Nellemann zu ersuchen, den schon 1881 vorgelegten,
damals aber wegen der Verdorrungspolitik des Folkethings nicht erledigten Gesetzentwurf über die Umgestaltung des Rechtswesens
einzubringen. Es handelte sich namentlich um die in Dänemark noch immer nicht durchgeführte Trennung der Gerichtsbarkeit
von der Verwaltung und eine Verminderung der Obergerichte. Der TodBergs (November 1891), an dessen Stelle
ein Gemäßigter zum
Vorsitzenden des Finanzausschusses
[* 3] dän. Danmark, das kleinste unter den drei nordischen
(skandinavischen) Reichen, zerfällt in das Hauptland, das eigentliche Königreich Dänemark, und in die Nebenländer. Das Hauptland
umfaßt die Halbinsel Jütland, die Inselgruppen, zwischen Kattegat und Ostsee, Jütland und Schonen und die InselBornholm,
zusammen mit einem Flächeninhalt von 38318,8 qkm. Nebenländer sind:
3) Grönland (s. d.), wo sich in den gletscherfreien Gebieten längs der
Westküste bis zu 73° nördl. Br. hinauf eine Anzahl Niederlassungen findet, zusammen mit 88100 qkm;
4) die drei westind. Inseln St. Croix (218,33 qkm), St. Thomas (86,17 qkm) und St. Jean (54,4 qkm). Die ganze
Monarchie hat somit einen Gesamtflächenraum von 232896,7 qkm. (Hierzu eine Karte: Dänemark
und Südschweden.)
Küsten und Oberflächengestaltung. Das Hauptland breitet sich zwischen 54° 34' (Gjedserodde, Südspitze von Falster) und
57° 45' (Skagen, Nordspitze von Jütland) nördl. Br. und zwischen 8° 5' (Blaavandshuk an der Westküste
von Jütland) und 15° 10' (Ertholmene bei Bornholm) östl. L. von Greenwich aus und gehört, mit Ausnahme von Bornholm, dem
nordgeman. Tiefland an. Die Hauptmasse des der Cimbrischen Halbinsel
östlich anliegenden Archipels gliedert sich (von dem
geologisch der Skandinavischen Halbinsel sich anschließenden Bornholm abgesehen) in zwei Gruppen, eine
östliche mit Seeland, Möen und dem südlich vorliegenden Inselpaare Laaland und Falster und eine westliche, welche aus Fünen
mit den kleinern Eilanden Taasinge, Langeland und Aerö besteht.
Samsö wird zu Seeland, Anholt und Laesö hingegen zu Jütland (s. d.), dem kontinentalen Teile D.s, gerechnet. Die trennenden
Meeresstraßen sind der Sund gegen Schweden, der Große und der KleineBelt. Wie die größern Inseln, insbesondere
Seeland, sich in ihren nördl. Teilen mehr oder minder tief zerbuchtet zeigen (Isefjord auf Seeland, Odensefjord auf Fünen),
so wird auch die Ostküste Jütlands durch eine Reihe tief eingreifender Fjorde zerschnitten, sodaß kein Ort des Staates mehr
als 60 km von der Küste entfernt liegt.
Die bedeutendsten Einschnitte sind die Fjorde von Kolding, Veile, Horsens, Randers und Mariager (33 km); der nördlichste und
tiefste von allen, der Limfjord (s. d.), schneidet seit seinem Durchbruche nach der Nordsee (1825) die Nordspitze des jütischen
Festlandes inselartig ab. Die Nordseeküste Jütlands, durch Dünen gegen das Andringen des Meers geschützt,
besitzt weder eigentliche Fjorde noch nördlich von Esbjerg Häfen. Auf der 338 km langen Strecke vom Skagen bis zum Blaavandshuk
gelangt man nur mittels zweier Einfahrten, des Thyborönkanals (zum Limfjord) und des Nymindegab (zum Ringkjöbingfjord) durch
den Dünensaum in haffartige Salzwasserbecken. Im S. des Blaavandshuk zeigt jedoch die jütische Küste
dieselbe Zerstörung und Wattenbildung, die der sich südwärts anschließenden Westküste Schleswig-Holsteins eigen ist.
Ungünstig ist die geringe Tiefe vieler Buchten.
Die Oberfläche ist ziemlich einförmig gestaltet. Eine Erhebung von 30 m des zum größten Teil wellenförmigen Bodens erscheint
schon als ansehnliche Höhe. 90 m werden noch öfters erreicht; die höchsten Punkte bilden der Gyldenlöves
Höj (126 m) im AmteSorö auf Seeland; im östl. Teil von Möen der Kongsbjerg (142 m) und der Aborrebjerg (141 m). Die Insel
Falster ist flach; nur im N. erhebt sich der Bavnehöj zu 43,5 m. Laaland erreicht
kaum 30 m Höhe. Auf Fünen liegt das höhere Land im W. und S., wo sich der Fröbjerg zu 131 m, der Trebjerg zu 128 m erheben.
Langeland besteht aus einer Reihe abgesonderter Hügel, unter denen der 46 m hohe Skövlebjerg der höchste. Auf der Halbinsel
Jütland sind die Unebenheiten bedeutender; die Hügel hängen mehr zusammen, die Thalstriche sind länger.
Dies zeigt sich besonders in dem vom Limfjord südwärts herab (auch durch Schleswig-Holstein
[* 52] bis zur Elbe) laufenden Landrücken,
der Jütland in eine westl. und östl. Abdachung scheidet, von denen die erste die ausgedehntere ist.
Von diesem Landrücken zweigen eine Menge Seitenäste ab. Einem solchen Seitenaste gehört der höchste
Gipfel D.s an, der Eiers-Bavnehöj mit 172 m. Der jütische Landrücken bildet zugleich die Wasserscheide zwischen Kattegat
und Nordsee. Dem Kattegat flieht bei Randers die 150 km lange Guden-Aa, der bedeutendste aller dän.
Flüsse, zu. In die Nordsee mündet die Ribe-Aa, die Konge-Aa oder Königsau, die 68 km lange Varde-Aa,
die 75 km lange Lönborg-Aa oder Skjern-Aa und die 83 km lange Stor-Aa. Die Slive-Aa (60 km) wendet sich zum
¶
mehr
Limfjord. Auf Seeland verdient nur die Sus-Aa oder Näsby-Aa (82 qkm), auf Fünen die Odense-Aa (60 km) den Namen eines Flusses.
KleineBinnenseen sind zahlreich vorhanden, doch haben nur wenige größere Tiefe. Im NO. von Seeland sind der Arresee, Esromsee
und Furesee, im W. derselben Insel der Tissee, in Jütland die prächtigen Seen zwischen Skanderborg und
Silkeborg hervorzuheben.
Mit der Gestaltung nach Umriß und Oderfläche harmoniert auch die geognostische Beschaffenheit des Bodens. Jütland und die
Inseln ruhen zum Teil auf einer Grundlage von Kreide, welche namentlich in einem von NW. bis SO.
streichenden Gürtel
[* 54] an das Tageslicht tritt. So auf der InselMöen (Möens Klint), auf Seeland (Stevns Klint,
Faxe), am Limfjord in Jütland und an andern Punkten. Daran schließt sich im W. die Braunkohlenformation: Glimmerthon und
Sand mit Braunkohlen, aber nur stellenweise als Oberflächenbildung.
Diese Unterlage wird bedeckt vom Diluvium,
[* 55] und zwar herrscht auf den Inseln und an der Ostküste der Halbinsel
der Geschiebethon (alte Grundmoräne des skandinav. Inlandseises) vor und bildet ein wellenförmiges,
sehr fruchtbares Land, mit Weizenkultur und herrlichen Buchenwaldungen. Weiter westlich auf dem Höhenrücken von Jütland
folgt der Geschiebesand (alte Endmoräne), zum Teil in hügeliger Gestalt, teilweise mit Heide bewachsen und von Resten alter
Eichen bestanden, nicht unfruchtbar, doch nur mehr für Buchweizen, Roggen und Hafer
[* 56] geeignet.
Westlich lehnt sich die flache, unfruchtbare Ahlheide an, die jütländ. Steppe (steinfreier Sand und Ahl), nur hin und wieder
von Mooren, Sümpfen und Brüchen unterbrochen und mit einzelnen Nadelholzpflanzungen besetzt. An der Westküste zieht sich
die Region des Flugsandes hin, mit Dünen von 10 bis 30 m Höhe, die jedoch durch Ausbreitung von Sandgräsern
und Bewaldung befestigt sind. Am südl. Teile der Westküste beginnt die Bildung der Marsch; doch hat man hier noch nirgends
Eindeichungen versucht.
Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Das Klima ist im allgemeinen oceanisch, aber die Lage des Landes zwischen Meer
(im Westen) und Festland (im Osten) bewirkt, daß das Land bald von W., bald von O. beeinflußt wird. Südwestl. Winde
[* 57] sind
vorherrschend, im April und Mai sind östl. Winde ebenso häufig. Die jährliche Mittelwärme liegt zwischen 6 ½ und 8 ½°
C., die Mittelwärme des Winters zwischen -½° und +1 ½° (am wärmsten ist die Nordseeküste und
Langeland, am kältesten das innere und nördl. Jütland), die des Sommers zwischen 14 und 16 ½° (am wärmsten sind Langeland
und Laaland, am kältesten das Innere von Jütland). Die jährliche Regenmenge beträgt 45-75 cm; am größten längs der
Nordseeküste, in Südfünen und Südseeland, am kleinsten (unter 50 cm) im NO. von Fünen und NW. von
Seeland. Der Frühling ist regenarm, der Herbst regenreich und das Wetter
[* 58] im ganzen unbeständig und windig. In Kopenhagen
ist die mittlere Wintertemperatur 0°, die Sommertemperatur 15 ¾° C. - Die Pflanzenwelt ist verhältnismäßig reich,
und von O. gegen W. sind drei verschiedene Vegetationsgürtel vorhanden: Wald-, Heide- und Dünenvegetation.
Der Waldgürtel, d. h. der Teil des Landes, wo Wald überhaupt auftritt, abgesehen von Heide-
und Dünenpflanzungen, umschließt
die Inseln sowie Ostjütland, aber das einst so waldreiche Land (Dänemark bedeutet Dänenwald) hat jetzt nur 5 Proz.
der Oberfläche mit Wald bewachsen. Wie die Moore beweisen, war in alten Zeiten die Kiefer vorherrschend,
später die Eiche, und jetzt ist die Buche Hauptbestandteil der Wälder, obschon Eiche und stellenweise Birke recht häufig sind.
Die mitteleurop. Getreidearten und Obstsorten gedeihen vorzüglich, und Kartoffeln, Erbsen, Rüben und verschiedene Gemüsepflanzen
werden allgemein angebaut. - Die Fauna von Dänemark ist eine verarmte norddeutsche und enthält,
abgesehen von einigen Insekten,
[* 59] besonders Käferarten, keine nichtdeutschen Formen, da bei dem Mangel an Gebirgen hochnordische
noch nicht vorkommen. Die Tierwelt des Meers wird am Nordende reicher als an der schleswig-holstein. Küste. Seit 1825, seit
dem Durchbruch nach der Nordsee, haben sich im Limfjord zahlreiche Austern angesiedelt.
Bevölkerung. Die ortsanwesende Bevölkerung betrug im eigentlichen Königreich 2172380 (1059157 männl., 1113223
weibl.) E., i. 57 E. auf 1 qkm.
Die Zunahme, an der hauptsächlich die Städte beteiligt sind, gegen 1880 (1969039 E.) beträgt 10,32 Proz. und
ist gegen die frühern Jahrzehnte erheblich zurückgegangen, wie folgende Tabelle (mit den vorläufigen Ergebnissen für 1890)
zeigt:
Am schwächsten ist die Westküste Jütlands, am stärksten Arö bevölkert;
die Inselämter hatten 70,
Jütland 37 E. auf 1 qkm. Unter den 69 Städten ist nur Kopenhagen (312859 E.) bedeutend;
dann kommt Aarhus (33308), Odense
(30277), Aalborg (19503 E.);
5 Städte haben zwischen 20000 und 10000, 5 zwischen 10000 und 8000, 47 zwischen 7000 und 5000, 9 unter 1500 E.
Zu der Einwohnerzahl des eigentlichen Dänemark kommt noch diejenige der Nebenländer, nämlich
Färöer (17 bewohnte Inseln) mit 12955 E., i. 9,7 E. auf 1 qkm, Island mit (1890) 70927 E., 0,7 E. auf 1 qkm, Grönland (gletscherloses
Gebiet) mit 10516 E., 0,1 E. auf 1 qkm, und endlich die drei westind. Inseln St. Croix (19783 E.), St.
Thomas (12019) und St. John (984) mit 32786 E., sodaß die ganze Monarchie 2299564 E. zählt, i. 10 E.
auf 1 qkm.
Dem Religionsbekenntnis nach waren (1890) 2149153 Lutherische, 1252 Reformierte, 3685 Katholiken, 4556 Baptisten, 2301 Methodisten, 2609
¶
mehr
Irvingianer, 941 Mormonen, 4080 Israeliten, 2560 ohne oder unbekannter Konfession.
Die Auswanderung betrug im Jahrzehnte 1881-90: 91615 und zwar 1881: 7985, 1882: 11614, 1883: 8375, 1884:
6307, 1885: 4346, 1886: 6263, 1887: 8801, 1888: 8659, 1889: 8967, 1890: 10298, 1891: 10382, 1892: 10422. Fast sämtliche
Auswanderer gingen nach den Vereinigten Staaten von Amerika.
Landwirtschaft und Industrie. Von der Bodenfläche sind 80 Proz. produktiv (34 Proz.
Äcker, 41 Proz. Wiesen und Weiden, 5 Proz. Waldungen). Von 1000 E. leben 469 ausschließlich von
der Landwirtschaft, die auch in den kleinern Städten den wichtigsten Erwerbszweig bildet. Eine Mittelernte ergiebt 1,68 Mill.
hl Weizen, 5,50 Mill. hl Roggen, 7,47 Mill. hl Gerste
[* 63] und 10,1 Mill. hl Hafer. Auch der Viehstand ist sehr bedeutend; 1888 waren 375533
Pferde, 1459527 Stück Rindvieh, 1225196 Schafe, 13405 Ziegen und 770785 Schweine vorhanden. 1890 wurden 16217 Pferde, 139522
Stück Rindvieh, 72171 Ziegen und Schafe sowie 111028 Schweine ausgeführt.
Brennereien bestanden 113 (1891 nur 97 mit einer Produktion von 32,9 Mill. Pott.); Zuckerfabriken nur 6. Die übrige Industrie
ist nur in Kopenhagen (s. d.) von Wichtigkeit, doch ist besonders
infolge der Entstehung von Industrieschulen ein Fortschritt bemerkbar. Sie beschäftigt (1890) 200739 Arbeiter, darunter sind 77516 männl.,
25877 weibl.
Selbständige und 82483 männl., 14863 weibl. Gehilfen. Die Fischerei
[* 64] beschäftigt nur 1 Proz. der Bewohner und ist nur für
einige Distrikte (Skagen und am Limfjord) wichtig. Der größte Kalkbruch liegt bei Faxö auf Seeland.
Handel. Unter den zahlreichen Häfen ist der von Kopenhagen der beste, viele sind zu falch für den Verkehr größerer
Schiffe; fast gänzlich fehlen sie an der Westküste Jütlands. Nach der Verteilung von Ein- und Ausfuhr auf die verschiedenen
Produktionsgruppen entfielen 1889 in Prozenten auf:
Der Gesamtwert der Einfuhr betrug 1887: 250,69, 1890: 307, 1891: 334,61, 1892: 324,6 Mill. Kronen; die Ausfuhr in denselben
Jahren 183,10, 233,83, 249,03 und 252,3 Mill. Kronen. Von den fremden Ländern sind vor allem Deutschland
und Großbritannien,
[* 65] dann Schweden und Norwegen, Rußland und die Vereinigten Staaten (letztere beiden vornehmlich in der Einfuhr)
beteiligt; im einzelnen zeigt der Außenhandel 1891 ohne Edelmetalle folgendes Bild (Werte in Mill. Kronen):
Den Geldverkehr vermittelt großenteils die Nationalbank in Kopenhagen. Kopenhagen und viele Provinzialstädte sind auch
Sitz mehrerer Privatbanken. Als Münzeinheit gilt seit Einführung des mit Schweden und Norwegen gemeinsamen
Münzsystems (1875) die Krone (à 1 1/8 Reichsmark), welche in 100 Öre geteilt wird. Ältere Münzeinheit war der Rigsbankdaler
(= 2 Kronen) zu 6 Mark zu je 16 Schilling. Maß und Gewicht sind metrisch.
Post und Telegraph.
[* 66] Die 803 Postanstalten beförderten (1891) 46,596 Mill. Briefe, 2,947 Mill. Postkarten,
56,478 Mill. Drucksachen und Warenproben und 2,297 Mill. Wertbriefe und Postanweisungen im Werte von 403,908 Mill. Frs. Die
Einnahme betrug 7649354 Frs., die Ausgabe 7541958 Frs. 1892 waren 4603 km Telegraphenlinien (12892 km Drähte) und 385 Stationen,
¶
Norwegen und Schweden, Tochter des Königs Waldemar IV. von Dänemark, geb. 1353 zu Kopenhagen, vermählte sich 1363 mit Hakon VIII. von Norwegen, ergriff nach dem Tod ihres Vaters