Pascha,MehemedEmin, hervorragender türk. Staatsmann, geb. 1815 als Sohn eines
Beamten zu
Konstantinopel,
[* 2] ward auf
EmpfehlungReschidPaschas bereits mit 15
Jahren im Übersetzungsbüreau des auswärtigen
Amtes angestellt, wo er sich in kurzer Zeit eine umfassende
Bildung aneignete. Im J. 1835 wurde er zweiter Gesandtschaftssekretär
inWien,
[* 3] 1838 Gesandtschaftsrat und nach einem kurzen Aufenthalt als
Unterstaatssekretär in
Konstantinopel
1840-44 Gesandter in
London.
[* 4] In dieser Zeit gewann er, die europäischen Verhältnisse mit freiem
Blick beurteilend, die Überzeugung
von der
Notwendigkeit durchgreifender innerer
Reformen im türkischen
Reich.
Seit Juli 1855 selbst
Großwesir, präsidierte der
Kommission, aus deren
Verhandlungen der Hattihumajum vom hervorging,
ein gewaltiger Fortschritt in dem innern
Leben der Türkei,
[* 5] insofern er die Gleichberechtigung aller
Nationalitäten
und Bekenntnisse im türkischen
Reich verkündigte. Auch bei den
Verhandlungen des
PariserFriedens vertrat Aali Pascha mit großer Entschiedenheit
und Gewandtheit die türkischen
Interessen, vermochte indes nicht mit allen seinen
Wünschen durchzudrängen.
Namentlich die Festsetzungen über die
Donaufürstentümer bereiteten der
Pforte Schwierigkeiten und veranlaßten schon AaliPaschas Rücktritt vom Großwesiramt.
Indes blieb er Mitglied des
GroßenRats und
Minister ohne
Portefeuille;
auch ward er (im
Januar 1858) nach dem
TodReschidPaschas wieder
Großwesir. Allein da seinem Reformeifer das Drängen der Vertragsmächte
lästig wurde und ihre
Forderungen unzweckmäßig erschienen, trat Aali Pascha nach kurzer Zeit wieder ab. Für
kurze Zeit hatte er das Großwesiramt noch einmal interimistisch, vom Juni bis
November 1861 auch definitiv inne, worauf er
wieder das
Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten übernahm.
Ausführung durch innere und auswärtige Verwickelungen vielfach gehindert und gefährdet wurde, starb Aali Pascha auf
dem Landsitz Erenkeni in Kleinasien.