ursprünglich die Gesamtheit einer Klosteranlage (wie noch heute das franz.
moutier, s. v. w.
Abtei), insbesondere die dazu gehörige
Kirche;
später Bezeichnung für die prächtigen
Kirchen der größern
geistlichen
Stifter und die bischöflichen
Kathedralen. In Norddeutschland gebraucht man für Münster meist den
AusdruckDom (s. d.).
Die nun folgende katholische
Reaktion rottete alle
Keime der evangelischen
Lehre
[* 10] in aus. Der kriegerische
BischofChristophBernhard vonGalen (1650-78) unterwarf die Stadt und verlegte seinen Hofhalt von
Koesfeld in dieselbe. Seit 1719 war
der
Erzbischof von
Köln zugleich
Bischof von Münster, doch ward dieses durch besondere
Statthalter regiert. Im Reichsdeputationshauptschluß
von 1803 wurde das
Hochstift säkularisiert. Der größte Teil, 5500 qkm (110 QM.) mit 260,000 Einw.,
kam an
Preußen
[* 11] und wurde zum
Fürstentum Münster erhoben. Im
Frieden von
Tilsit
[* 12] 1807 an
Frankreich abgetreten,
wurde es dem Großherzogtum
Berg einverleibt, aber im
Wiener Kongreß (1815) an
Preußen zurückgegeben. 1821 wurde das
Bistum
wiederhergestellt.
[* 2] 1) Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks in der preuß.
ProvinzWestfalen
[* 13] und
Stadtkreis, früher
Hauptstadt des
Bistums an der
Aa,
Knotenpunkt der
Linien Münster-Emden, Münster-Enschede, Wanne-Bremen,
Münster-Lippstadt und
Soest-Münster der
Preußischen Staatsbahn, 62 m ü. M., hat mehrere öffentliche
Plätze, darunter der Domplatz mit dem Denkmal
Fürstenbergs
und der Ludgeriplatz mit dem Kriegerdenkmal. Von den 14 meist kath.
Kirchen sind hervorzuheben: der
Dom (aus dem 12.-14. Jahrh.),
merkwürdig durch die Verschmelzung des gotischen und romanischen
Stils;
die
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mehr
gotische Liebfrauenkirche (um 1340 erbaut);
die Lambertikirche (aus dem 14. Jahrh.; an der Spitze des jetzt abgetragenen und
neu zu erbauenden Turmes wurden 1536 die Anführer der Wiedertäufer nach ihrer Hinrichtung in drei Eisenkäfigen aufgehängt);
die Ludgerikirche (1170 im romanischen Stil erbaut, 1330 im gotischen Stil umgebaut);
die St. Maurizkirche
(aus dem 12. Jahrh., 1859 restauriert) mit drei romanischen Türmen;
die gotische Ignatiuskirche (1857-58 erbaut) und die
Ägidikirche (aus dem 18. Jahrh.) mit schönen Wandgemälden.
Münster wird zuerst um 800 erwähnt, wo Karl d. Gr. dem für die Sachsen
[* 19] ernannten BischofLiudger diesen Ort (Mimigardevord)
zum Wohnort anwies. Im 11. Jahrh. erstanden hier eine Pfarrkirche und ein Kloster (monasterium), das nun zu dem Namen Münster Veranlassung
gab. Bald nach 1186 erhielt Münster Stadtrecht und wurde vom BischofHermann II. befestigt. Es blieb unter bischöflicher Herrschaft,
obgleich der Bischof schon 1277 der Stadt wegen der Besetzung des Gerichts und Verwendung des städtischen
Einkommens Zugeständnisse machte. Zu Ende des 13. Jahrh. wurde Münster Mitglied
der Hansa. 1532 neigte sich die ganze Stadt, mit Ausnahme des Domkapitels, zur lutherischen Konfession; 1535 war die Stadt der
Schauplatz der politisch-religiösen Bewegungen der Wiedertäufer (s. d.). Nachdem Münster nach tapferer
Gegenwehr von dem Bischof erobert worden, ward der evangelische Gottesdienst unterdrückt. Im Dreißigjährigen
Krieg litt Münster besonders durch die protestantischen Heere.
Wie oben erwähnt, ward hier 1648 der WestfälischeFriede geschlossen. Die Bischöfe besaßen damals in Münster nur sehr beschränkte
Herrschaftsrechte, bis der BischofBernhard vonGalen 1661 die Stadt, welche ihm im Einverständnis mit
Holland den Gehorsam verweigerte, mit Gewalt nahm, eine Citadelle erbaute und den Bürgern ihre meisten Privilegien entriß. Doch
residierten die Bischöfe selten in Münster. Im Siebenjährigen Krieg wurde Münster sowohl von den Franzosen als den Verbündeten belagert
und erobert.
Detten, Münster, seine Entstehung etc. (das. 1887).
-
Der Regierungsbezirk (s. Karte »Westfalen«) umfaßt 7252 qkm (131,64 QM.), zählt
(1885) 494,275 Einw. (darunter 438,291 Katholiken,
52,404 Evangelische und 3458 Juden) und besteht aus den elf Kreisen:
2) Münster im Gregorienthal, Kantonshauptstadt im deutschen BezirkOberelsaß, KreisKolmar,
[* 20] im Münsterthal, an der Fecht und
der EisenbahnKolmar-Münster, 380 m ü. M., hat eine schöne neue evangelische und eine
kath. Kirche, eine Realschule, bedeutende Baumwollspinnerei und -Weberei, Bleicherei und Appretur, Käsefabrikation und (1885) 5390 Einw.
Der Ursprung der Stadt geht auf ein 634 gegründetes Benediktinerkloster zurück. Dieses trat 1235 die Vogtei an das Reich
ab, infolgedessen Münster die Rechte einer Reichsstadt erlangte und 1354 in den Zehn-Städtebund des Elsaß
trat. Die großartige Industrie wurde 1780 von A. Hartmann begründet.
¶
mehr
Das Münsterthal, von der reißenden Fecht durchflossen, sehr anmutig und interessant, hat auf den südlichen Bergabhängen
noch Weinbau; auf den Bergwiesen wird Alpenwirtschaft mit zahlreichen Sennhütten betrieben, die den berühmten Münsterkäse
(jährlich etwa 500,000 kg) erzeugt. Aus dem Thal
[* 22] führt eine großartige, 1842-60 erbaute Straße über die Vogesen nach Gerardmer
in Frankreich.
Vgl. Rathgeber, Münster im Gregorienthal (Straßb. 1874);
Calmet, Hist. de l'abbaye de Münster (Kolmar 1882). -
4) (Beromünster) Chorherrenstift u. Flecken (1132 Einw.) im schweizer. Kanton Luzern;
hier
bestand um 1470 eine Buchdruckerei, angeblich die älteste der Schweiz.
[* 24] - 5) Dorf in Graubünden,
s. Mustair.
[* 2] altes deutsches Adelsgeschlecht in Westfalen, welches seinen Ursprung bis ins 9. Jahrh. zurückführt und
sich gegenwärtig in die drei Äste Münster-Langelage, Münster-Meinhövel und Münster-Ledenburg spaltet, die 1792 in den Reichsgrafenstand
erhoben wurden. Namhaftester Sprößling des Geschlechts:
romanisch Müstair (Kt. Graubünden,
Bez. und Kreis Münsterthal). 1248 m. Gem. und Pfarrdorf, am linken Ufer des Rombaches; 1 km
oberhalb der Grenze gegen das Tirol, 71 km onö. der Station Bevers der Albulabahn und 32 km sö. Zernez.
Postbureau, Telegraph; Postwagen Zernez-Ofenberg-Mals (Tirol). 95 Häuser, 599 kathol. Ew. (wovon 507 romanischer, 64 deutscher
und 28 italienischer Zunge). Wiesenbau und Viehzucht, Alpwirtschaft. Das Benediktiner-Frauenkloster zu Münster soll der Sage
nach 801 von Karl dem Grossen gestiftet worden sein, ist aber in Wirklichkeit erst 1087 unter Bischof
Norbert von Chur von Taufers (Monasterium Tuberis) hierher verlegt worden.
Karl der Dicke schenkte es seinem Kanzler Johann von Vercelli, der es seinerseits an den Bischof von Chur austauschte. Sein
bekanntester Gönner ist Ulrich II. von Tarasp gewesen, der ihm bedeutende Schenkungen zuwies. Dieses Kloster
besass zahlreiche Güter im Münster- und Etschthal sowie im Unter Engadin und ferner den Kirchensatz in Münster und Tarasp.
Die Verwaltung des weltlichen Besitzes besorgten die Gouverneure von Matsch, dann die Erzherzoge von Oesterreich und endlich
der Bischof von Chur. 1804 zog Oesterreich die ausserhalb der Schweiz liegenden Güter des Klosters an sich,
wodurch dieses starke Einbusse erlitt und sich veranlasst sah, an Stelle der bisherigen Aebtissin eine auf je drei Jahre
gewählte einfache Priorin zu setzen.
Die Benediktinerinnen leiten jetzt ein Erziehungsinstitut für Mädchen. Ferner besteht in Münster ein 11734 gestiftetes
Kapuzinerkloster, das der tirolischen Kirchenprovinz untersteht. 5 km unterhalb Münster, das nur 10 Minuten
von der Grenze entfernt liegt, findet sich die Calvenschlucht, wo die von den Eidgenossen unterstützten drei Bünde 1499 einen
glorreichen Sieg über das Haus Oesterreich erfochten und wo Benedikt Fontana (Fontana-Denkmal in Chur seit 1903) den Heldentod
starb. In Münster wurde ums Jahr 1500 Simon Lemnius geboren, der in seiner Rhaeteïs die Freiheitskämpfe
der drei Bünde besungen hat. Heimat des Philanthropen Pater
Theodosius Florentini, des Begründers des KlostersIngenbohl (bei
Schwyz),
des Kollegiums in Schwyz
und des Institutes Menzingen(Zug).
Vergl. Foffa, P. Das bündnerischeMünsterthal. Chur 1864; Bott,
J. Die Losreissung des Gerichts Untercalven und der Gemeinde Taufers vom Freistaat der dreiBünde. Chur 1860; Münsterthal,
das bündnerische, mitOfenbergundUmbrail-Route. Samaden 1903.
Die kleine Gemeinde Münster ist fast ganz in der Gemeinde Gunzwil enklaviert und im N., W. und S. von den Endmoränen des
einstigen Reussgletschers umgeben. Die denFlecken durchfliessende Winen treibt hier zwei Mühlen, zwei Sägen und eine mechanische
Werkstätte. Ausgezeichnete Forellen. Die Bürgergemeinde hat ausgedehnten Landbesitz (so etwa 180 ha
Wald und ein Torfmoor), von dem jeder Bürger einen Teil für sich bebauen darf. Das Fehlen von grösserer Wasserkraft
und eines direkten Eisenbahnanschlusses hat der Grossindustrie bisher nicht gestattet, hier festen Fuss zu fassen. (Bahnlinie
Reinach-Münster im Bau begriffen; Eröffnung 1905). Strohflechterei, Gartenbau; eine Bierbrauerei,
eine mechanische Schlosserei.
Landwirtschaftlicher Verein. Käserei. Münster ist der Hauptort des gleichnamigen Gerichtsbezirkes. Es hat jährlich sieben
stark besuchte Viehmärkte. Primarschulen, je eine Mädchen- und Knabensekundarschule, Gewerbeschule, Lateinschule mit 4 Klassen.
Sehr reges gesellschaftliches Leben: ein Männerchor, zwei gemischte Chöre, ein Streichorchester, eine Blechmusik, je ein
Turn-, Schiess- und Arbeiterverein, ein katholischer Gesellenverein.
Der Ort ist zu wiederholten Malen vom Feuer heimgesucht worden, so namentlich am an welchem Tage 103 Bauten (worunter 94 Wohnhäuser)
den Flammen zum Opfer fielen. Die damals gespendeten Liebesgaben erreichten den Betrag von 21098 Gulden (oder 160000 Franken).
Der Wiederaufbau des Fleckens erfolgte nach einem besondern Plan, der die Wiederholung eines so grossen
Unglückes ausschliesst. Vollständiges Hydrantennetz. Weit¶
mehr
bekannt ist die in Münster am Auffahrtstag veranstaltete grosse Prozession, an der 4000-5000 Personen, worunter mehr als 200 Berittene,
sich zu beteiligen pflegen. Das Handwerk hatte hier bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts einen goldenen Boden und wurde
durch den Zunftzwang geschützt, den Münster gleich wie Sempach, Sursee und Willisau eingeführt hatte.
Eines wohlverdienten guten Rufes erfreute sich namentlich die Goldschmiedekunst; die Hutmacher, Spielkartenfabrikanten, Töpfer,
Gerber, Dreher, Färber und Spengler besassen eine ausgedehnte Kundschaft.
Dem Tuchhandel diente eine besondere sog. Tuchlaube. Eine Spezialität war die Herstellung von Fayencewaren (z. B. Ofenkacheln
und Ziegeln) und Backsteinen, die sorgfältig geformt und originell verziert wurden und als beliebtes
Material zum Eindecken der Dächer und Einrahmen der Fensteröffnungen guten Absatz fanden. Mehrere besonders schöne und
gut erhaltene Proben dieser Industrie werden heute im Historischen Museum zu Luzern
und im Schweizerischen Landesmuseum zu Zürich
aufbewahrt.
Die Geschichte von Münster ist eng verknüpft mit derjenigen des Kollegialstiftes der Chorherren von
Beromünster, dem der Flecken Dasein und Namen verdankt. Das Stift (Beronis Monasterium) wird zum erstenmal in einer vom GrafenUlrich von Lenzburg am ausgestellten Schenkungsurkunde erwähnt, nach welcher es von seinen Eltern zu Ende des 10. Jahrhunderts
gegründet worden ist und zwar, wie die Ueberlieferung erzählt, an der Stelle, wo sein Sohn Bero auf
einer Bärenjagd den Tod gefunden haben soll.
GrafUlrich erbaute die Stiftskirche, die er in der genannten Urkunde canonica mea nennt, und schenkte ihr reichen Grundbesitz
in den Kantonen Luzern,
Aargau,
Obwalden
und Solothurn.
Zugleich fixierte er die Zahl der Chorherren auf 21 und setzte zum Schutz seiner Stiftung
einen besonderen Kastvogt ein, der stets ein Angehöriger seiner Familie sein sollte. Ihm lag nicht nur ob, die Chorherren
vor fremden Eingriffen zu schützen, sondern auch die Bauten des Stiftes in gutem Zustande zu erhalten; ferner musste er
bei bestimmten Gelegenheiten allen Armen der Gegend und den zu dieser Zeit hier durchreisenden fremden
Religiosen ein Freimahl ausrichten.
Zur Deckung der Kosten stand ihm ein ausgedehnter Grundbesitz zur Verfügung, dessen Ertrag die Summe von 30000 Fr. (nach
heutigem Geld) überstieg. Dem Stiftspropst stand in seiner Eigenschaft als Oberer der Chorherren, als
Verwalter der Stiftsgüter und als Lehnsherr der Vasallen und Hörigen die hohe und niedere Gerichtsbarkeit zu, von denen
jene in seinem Namen vom Kastvogt ausgeübt wurde. Dabei durfte aber nicht im FleckenMünster selbst Gericht gehalten werden.
Nachdem die Lenzburger 1172 ausgestorben waren, erwirkte der Propst Diethelm Freiherr von Wolhusen von Kaiser
Friedrich I. Barbarossa eine Urkunde, die das Stift direkt unter den Schutz des Reiches stellte. Doch wussten es die Grafen
von Kiburg als Erben der Lenzburger durchzusetzen, dass das Amt des Kastvogtes ihnen zugesprochen wurde. Die Folge davon waren
zahlreiche Streitigkeiten über den Umfang der Rechte und Kompetenzen der Vögte. 1217 brannten die Kiburger
mit Hilfe der ihnen verwandten Habsburger das Stift nieder und verjagten die Chorherren, die in Aarau Zuflucht fanden.
Endlich griff der Kaiser selbst ein, indem er die Rechte des Stiftes und diejenigen der Vögte ganz bestimmt normierte. Die
Chorherren kehrten nach
Münster zurück. Sie bauten die Kirche wieder auf, nicht aber das Stiftshaus,
so dass sie einzeln in gekauften oder gemieteten Häusern des Fleckens wohnten oder auch in den dem Stift unterstehenden Pfarreien
als Seelsorger wirkten. So konnte es vorkommen, dass von den 21 Chorherren oft blos 7 oder 8 in Münster selbst
weilten.
Dafür liessen sich hier Franziskaner-, Augustiner- und Dominikanermönche nieder, die am Kirchendienst sich beteiligten
und dafür vom Stift entschädigt wurden. Der vom Grafen Hartmann dem Jüngern von Kiburg 1246 zum Untervogt ernannte Ritter
Arnold von Richensee erpresste von den Chorherren mehr als 150000 Fr., brachte das Stift um einen Teil
seines Grundbesitzes, plünderte einmal Nachts die Kirche aus und misshandelte den Propst und die Chorherren, deren einige
er ins Gefängnis warf.
Als er dafür zur Rechenschaft gezogen werden sollte, legte er auch noch die Wohnung des Propstes und den Flecken in Asche,
worauf er in Acht und Bann erklärt wurde. Nach dem Aussterben der Kiburger 1273 kam die Kastvogtei an
die Habsburger. Von nun an erfreute sich das Stift mit Ausnahme einiger kleinerer Anstände, bis um die Mitte des 14. Jahrhunderts
völliger Ruhe, Sicherheit und stets sich hebenden Wohlstandes. Dann wurde es wider seinen Willen in den Kampf zwischen den
Eidgenossen und Oesterreich mitgerissen. Am verbrannten jene die Propstei und Kirche, den Flecken und die benachbarten
Dörfer u. steckten nach der Schlacht bei Sempach 1386 die Kirche zweitesmal in Brand.
Der Friede vom stellte das Michelsamt (Bezirk Münster, nach St. Michel, dem Patron des Stiftes,
so genannt) wiederum unter die Oberhoheit des Stiftes, das diese nun bis 1798 beibehielt. (Immerhin wurde Rothenburg davon
losgetrennt und an Luzern
abgetreten). In der Folge suchte Oesterreich das Stift ganz von sich abhängig zu machen und erlangte
wirklich auch das Recht der Wahl des Propstes und der Chorherren. Zur Zeit der Eroberung des Aargaues
bemächtigte sich Luzern
1415 des ganzen Michelsamtes und des Stiftes, und ums Jahr 1430 liess sich der Rat von Luzern
von Kaiser Sigismund
auf alle Zeiten das Wahlrecht des Propstes und der Chorherren verbriefen.
Von dieser Zeit an ward das Stiftshaus zu einem sehr beliebten Aufenthaltsort reicher Luzerner Familien,
die Beromünster mit grossen Schenkungen bedachten, so dass sich sein Besitz rasch vermehrte. So erhielt es 1479 den Zehnten,
die Pfründe und den Kirchensatz von Grosswangen, sowie als Entschädigung für erlittene Unbill durch Krieg oder Feuer die
Kirchenschätze von Rothenburg und Dopleschwand. Zur Zeit der Reformation traten mehrere Chorherren zur
neuen Lehre über; doch gelang es dem damaligen Propst, mit Hilfe des Rates von Luzern
die Auflösung des Stiftes zu verhüten.
Die während der ganzen Dauer der Luzerner Oberherrschaft zwischen dem Propst und der Regierung zu Luzern
ziemlich oft ausbrechenden
Meinungsverschiedenheiten konnten meist durch gegenseitige Uebereinkunft gütlich beigelegt werden.
Die helvetische Revolution und der Einfall der Franzosen (1798) brachten das Stift um seine sämtlichen Hoheitsrechte; man
legte ihm starke Kriegssteuern auf und raubte auch einen Teil des Kirchenschatzes, der silberne Kunstgeräte im Gesamtgewicht
von 300 kg enthalten hatte. Dank der kräftigen Einsprache der Regierung von Luzern
und einiger einflussreicher
Bürger von Münster und Umgebung anerkannte und garantierte ihm jedoch
¶
mehr
die helvetische Regierung seine Existenz. 1806 schloss Luzern
mit dem Bischof von Konstanz ein Konkordat, durch welches das Stift
zum Ruhesitz für die Geistlichen des Kantons Luzern
umgewandelt wurde. Nach dem Sonderbundskrieg belegte die Eidgenossenschaft das Stift 1807 mit
einer Kriegssteuer von vollen 571000 Fr. und stellte zugleich sein Vermögen unter die Verwaltung des
Staates Luzern.
Sein jeweilen vom Grossen Rat normierter Beitrag an die kantonale Kirchenkasse betrug in gewissen Jahren bis zu 32000 Fr. 1895 erlangte
es wieder eine grössere Selbständigkeit und darf nun seine Verwaltung unter Aufsicht des Staates selbst besorgen.
der Magister Artium Elias
Heliae von Laufen († 1475), der erste bekannte Buchdrucker der Schweiz, dessen bemerkenswertes Wohnhaus (das «Schloss» genannt)
heute noch steht;
Meister Heinrich Gundelfingen († 1490), Freund von Niklaus von der Flüe und dessen
erster Biograph;
Propst Jost von Silinen († 1497), später Bischof von Sitten, vertrauter Ratgeber von König Ludwig XI.
von Frankreich und erklärter Gegner Karls des Kühnen;
Propst Ludwig Bircher († 1639), der über die Geschichte seines
Stiftes, sowie über die Rechte und Pflichten der Chorherren verschiedene grosse Werke veröffentlicht hat;
Kaplan Wilhelm
Dörflinger († 1799), bekannt als Historiker, Heraldiker und geschickter Miniaturmaler;
der fleissige Schriftsteller Propst
Fr. Bernhard Göldlin von Tiefenau († 1819), Administrator des schweizerischen Teiles der Diözese Konstanz;
Joseph Stalder
(† 1833), Verfasser des Schweizerischen Idiotikon und anderer gelehrter Werke.
Die zu Ende des 10. Jahrhunderts erbaute Stiftskirche war eine dreischiffige romanische Säulenbasilika. Da sie viermal den
Flammen überliefert wurde, sind von diesem ersten Bau nur noch die Aussenmauern und die den Chor gegen die Seitenschiffe
abschliessenden zwei Säulenreihen erhalten geblieben. Beim Neubau von 1386 brachte man gotische Fensteröffnungen
an, und 1601-1608 restaurierte man den ganzen Bau im Renaissancestil. Die geschnitzten Chorstühle stammen aus 1608 und sind
bemerkenswerte Kunstarbeiten der Brüder Fischer aus Laufenburg. 1774 und 1775 wurde das Innere der Kirche vollständig im
Rococostil umgewandelt und reich mit Stukkaturen geschmückt.
Die Restauration von 1900 und 1901 hat daran nichts geändert. Der Kirchenschatz ist trotz der Plünderung
von 1798 noch ein reicher. Die Stiftsbibliothek enthält alte Urkunden und Inkunabeln. Von bemerkenswerten Gebäuden in Münster
sind ferner zu nennen die aus dem Ende des 18. Jahrhunderts stammende Propstei, das vom Buchdrucker Elias Heliae bewohnte
«Schloss» und der 1581 erbaute Gasthof zum Hirschen. Hervorragende Bürger von Münster sind: Pfarrer Bernhard
Häfliger (1750-1837), bekannt als Verfasser von Dichtungen in Mundart;
der Arzt und Philosoph Dr. Paul Ignaz Vital Troxler
(1780-1866);
der Philolog Chorherr Renward Brandstetter (1782-1831);
der Philolog und Historiker
Prof. Eutych Kopp (1793-1866);
Ulrich Gering von Münster (1472), der erste Buchdrucker von Paris.
(Kt. Wallis,
Bez. Goms).
1356 m. Grosses und schönes Pfarrdorf, auf dem Schuttkegel des Münsterbaches und neben einem vom Münstergalen
abgebrochenen grossen Sturzschutthaufen, auf dem der WeilerLauenen steht. Mitten im obern Gomserthal, am linken Ufer der Rhone
und rings von Wiesen und Weiden umgeben. 34 nö. der Station Brig der Simplonbahn. Postwagen BrigFurka-Göschenen.
Postbureau, Telegraph. 73 Häuser, 417 kathol. Ew. Das fast ganz aus Holzhäusern bestehende Dorf wird vom Münsterbach in zwei
nahezu gleiche Hälften geteilt. Die alte Thalstrasse durchzieht das Dorf als malerische Gasse, während die neue Strasse dem
Unterdorf ausweicht, um das Oberdorf zu gewinnen, wo die Post, das Gemeindehaus, der einzige Gasthof im
Ort und die schöne Pfarrkirche stehen. Münster war einst die einzige Pfarrei im obern Goms, wie Aernen die einzige im untern
Goms. Beide Orte haben sich seit alter Zeit in die Rolle als Hauptort des Zehnten Goms geteilt. Heute hat
das von der neuen Strasse beiseite gelassene Aernen seinen Rang endgiltig an Münster abgetreten, wie es auch im untern Goms
selbst von Fiesch an Bedeutung überflügelt worden ist. Das Dorf Münster vereinigt sämtliche Einwohner der Gemeinde in sich.
Die Gemeinde Münster umfasst beide Rhoneufer: im N. zieht sie sich mit dem Münsterthal bis zum Löffelhorn
(3098 m) hinauf, das zusammen mit den Rossenhörnern sich über dem grossen Oberaargletscher erhebt und den kleinen Münstergletscher
trägt, dem der Münsterbach entspringt; im S. steigt sie mit dem Merzenbachthal bis zu dem über dem Griesgletscher stehenden
Kamm der Ritzenhörner auf.
Sie grenzt im W. an die Gemeinde Reckingen und im O. an die Gemeinde Gesehenen. Hauptbeschäftigung der
Bewohner ist Viehzucht und Milchwirtschaft. An den am besten zur Sonne ausgesetzten Hängen werden noch Roggen und Gerste gebaut,
die aber erst Ende August oder im September zur Reife kommen. Der Name des Ortes deutet auf das Vorhandensein
eines ehemaligen Klosters (monasterium) hin, das zuerst der Abtei Interlaken unterstand und dann im 13. Jahrhundert zusammen
mit dem Majorat Aernen zur bischöflichen Tafel in Sitten gehörte. 1344 erhielt Münster einen eigenen Richter.
Fortan wechselte es mit Aernen als Hauptort des obersten Zehnten ab. Das aus Holz erbaute bischöfliche
Amtshaus in Münster war 1361 der Schauplatz eines tragischen Ereignisses, indem hier der mit den Grafen von Savoyen im Bunde
stehende und von den Gomsern in Aernen gefangen genommene Bischof Tavelli elf Wochen lang (wovon acht Wochen gebunden und in
Eisen) eingeschlossen gehalten wurde. Von allen Seiten verlassen, schloss er dann am mit den
Abgeordneten
¶
[* 2] *, Stadt in Westfalen, Sitz einer königl. preuß.
Eisenbahndirektion, des Stabes der 7. Gendarmeriebrigade und zweier Bezirkskommandos, hat (1895) 57135 E.,
darunter 47120 Katholiken, 9517 Evangelische, 31 andere Christen und 467 Israeliten, ferner 4925 bewohnte Wohnhäuser,
[* 41] 10974 Haushaltungen
und 79 Anstalten, d. i. eine Zunahme seit 1890 um 7795 Personen oder 15,79 Proz. Die Zahl der Geburten betrug 1896:1763, der
Eheschließungen 439, der Sterbefälle (einschließlich 42 Totgeburten) 1205. Das Denkmal der Dichterin
Annette von
Droste-Hülshoff wurde enthüllt; die Errichtung eines solchen für Immermann ist geplant.
Einwohnerzahl des Regierungsbezirks und seiner Kreise:
[* 42]
"Polit. Skizzen über die Lage Europas vom Wiener Kongreß bis zur Gegenwart, 1815–67. Nebst den Depeschen des Grafen E. F. H. zu Münster über den Wiener Kongreß"
545 m. Kirche COMBE DU PONT, 1000-510 m. Malmmulde FIN DE CHALIÈRE, 550 m. 68 Ew. FOULE, Klus JOUX, 1110 m. 7 Ew. MONTAGNE DE MOUTIER, 1128 m. 110 Ew. MÜNSTER, 1248 m. 599 Ew. MÜNSTER, 656 m. 973 Ew. PENNES, 510 m. Brücke VERRERIE, 552 m. 58 Ew. CHALIÈRE,
(siehe) PRÉ GOBAT, 560 m. 37 Ew. RIVE, 528 m. 63 Ew.