Bockkäfer
(Holzböcke, Longicornia Latr., Cerambycidae Leach), Käferfamilie aus der Abteilung der Kryptopentameren, Käfer [* 2] mit in die Länge gezogenem Körper, hervorgestrecktem Kopf, borsten- und fadenförmigen, gewöhnlich elfgliederigen Fühlern, welche oft den Körper an Länge weit übertreffen, und deren zweites Glied [* 3] sehr kurz ist. Die Kinnbacken laufen meist in Einen scharfen Zahn aus, die ziemlich kurzen Taster in ein beil- und spindelförmiges Glied; die Schienen aller Beine tragen Endsporen.
Die
Familie umfaßt über 7500 meist große und farbenprächtige
Arten, welche am redlichsten in den
Tropen
vertreten und häufig mit Haarbüscheln, Zahnfortsätzen etc. geschmückt sind. Oft besitzen
die Männchen stark verlängerte Oberkiefer, längere, gekämmte, gesägte oder gewedelte
Fühler und abweichende Färbung.
Bei der Berührung erzeugen die meisten
Arten durch Reiben des
Kopfes und Prothorax ein deutlich vernehmbares
Geräusch
(Geigen). Die Bockkäfer
, namentlich die lebhaft gefärbten
Arten, sind im allgemeinen bewegliche
Tiere, welche an warmen
Tagen
Blumen, saftspendende
Stellen an Baumstämmen und in Wäldern aufgespeichertes Klafterholz aufsuchen.
Manche düster, schwarz oder braun gefärbte
Arten verlassen dagegen erst bei der
Dämmerung ihre Schlupfwinkel.
Die
Larven sind langgestreckt, niedergedrückt, nach vorn verbreitert, weichhäutig, mit undeutlichen oder fehlenden
Augen
und sehr kleinen, dreigliederigen
Fühlern;
Kopf und Rückenplatte des Prothorax sind hornig, die folgenden
Ringe meist mit
rauher
Platte auf der Mitte, die
Beine fehlen oder sind äußerst klein; sie leben meist in angegangenem
Holz,
[* 4] die
kleinern auch in
Stengeln und
Wurzelstöcken krautartiger
Gewächse, und können in einzelnen
Fällen den
Kulturpflanzen schädlich
werden. Zu der ersten
Gruppe, den plumpern, breitern, mehr kurzbeinigen, dickschenkeligen und breitschienigen
Prioniden (Prionidae
Leach), gehört der auf
Eichen und
Buchen lebende, 3-4
cm lange, oberseits pechbraune, dicht gerunzelte, unterseits gelb, filzig
behaarte
Gerber (Prionus coriarius L.), mit mehr als elfgliederigen, weniger als körperlangen, geschuppten
Fühlern und seitlich gedorntem Halsschild; seine
Larve lebt mehrere Jahre in mulmigem
Holz; zu den
Cerambyciden
(Cerambycidae
Leach) der schönste von allen, der glänzend schwarze
Spießbock (Eichenbockkäfer
, Cerambyx
Heros
L., s. Tafel
»Waldverderber
[* 5] I«),
fast 5 cm lang, mit mehr als körperlangen, vom dritten bis fünften Glied stark kolbig verdickten Fühlern, sehr grob, höckerig gerunzeltem, vorn und hinten eingeschnürtem Thorax, glänzend schwarz, unterseits, an Beinen und Fühlern sein seidenhaarig, auf den Flügeldecken pechbraun, mit rotbrauner, kurzgezahnter Spitze. Er ist überall in Europa [* 6] häufig, seine Larve lebt 3-4 Jahre im Holz alter Eichen und frißt in denselben sehr weite Gänge, der Käfer kommt nur nach Sonnenuntergang aus dem Holz hervor und schwärmt sehr kurze Zeit.
Der Weidenbock (Moschusbock, Aromia moschata L.), 2,6-3 cm lang, mit sehr höckerigem Halsschild, verbreitet einen sehr intensiven, moschusartig aromatischen Geruch; seine Larve lebt in Weiden. Zu den Lamiarien (Lamiariae Leach), deren Stirn senkrecht abfällt, und deren Taster in ein zugespitztes Endglied auslaufen, gehört der rötlich aschgraue, 1,7 cm lange Zimmerbock (Astynomus aedilis L.), mit 8 cm langen, dunkel geringelten Fühlern und querem Halsschild mit Seitendornen und vier gelben Punkten, welcher sich im Frühjahr an frisch gefällten Kiefernstämmen zeigt und häufig in die Häuser verschleppt wird.
Seine Larve lebt hinter der Rinde abgestandener Kiefern. Der Pappelbock (Saperda carcharias L., s. Tafel »Käfer«),
3 cm lang, mit walzigem, querem Halsschild ohne Buckel und Dornen, graugelb, filzig behaart, legt seine Eier [* 7] in Rindenrisse von Pappeln und Weiden; seine Larve durchwühlt das Holz bis auf den Kern, und wird oft sehr schädlich. Der bedeutend kleinere, grünlich- oder gelblichgrau, filzig behaarte, auf dem Halsschild mit drei gelben Längslinien gezeichnete, auf den Flügeln gelb gefleckte, an den Fühlern dunkel geringelte Espenbock (S. populnea L.) lebt als Larve im Holz der Zitterpappel; die Gänge der Larven werden schwarz und markieren sich durch knotige Anschwellungen, die nach dem Ausschlüpfen des Käfers ein schwarzes Flugloch zeigen.