1)
KarlLudwig,
Komponist und Bühnendichter, geb. 1786 zu
Berlin,
[* 2] trat zuerst 1805 als
Schauspieler bei
QuandtsGesellschaft
amRhein auf, kam dann als
Sänger nach
Königsberg,
[* 3] wo er unter
Hillers Leitung
Komposition studierte, und
kehrte 1810 nach
Berlin zurück, wo seine erste
Oper: »Claudine von
VillaBella«, mit Beifall aufgeführt wurde, brachte 1817 in
Wien
[* 4] die
Oper »Das Rosenhütchen« zur Ausführung, die 39mal hintereinander
gegeben wurde, und erhielt 1820, nach
Berlin zurückgekehrt, die
Stelle als Hofkomponist am königlichen
Theater.
[* 5] Er verweilte darauf zwei Jahre in
Paris,
[* 6] um das dortige Bühnenwesen zu studieren, und führte nach seiner Rückkehr
mehrere Jahre lang teils die
Regie der königlichen
Oper, teils die
Direktion des Königsstädter
Theaters. Er starb Blum war
ein äußerliches, aber heiteres und fruchtbares
Talent, und seine Übersetzungen und Bearbeitungen fremder
Stücke sowie seine
dramatischen Originalprodukte und musikalischen
Kompositionen¶
»Die Mineralien nach dem Kristallsystem geordnet« (Leipz. 1866).
4) Robert, deutscher Schriftsteller und politischer Agitator, geb. zu Köln
[* 16] in sehr dürftigen
Verhältnissen, kam zu einem Goldarbeiter, dann zu einem Gelbgießer in die Lehre
[* 17] und fand später in einer Laternenfabrik
ein Unterkommen, arbeitete hier auf dem Kontor und siedelte mit seinem Prinzipal nach Berlin über. Durch seine Militärpflichtigkeit
im April 1830 erwerbslos geworden, trat er bei dem Theaterdirektor Ringelhardt zu Köln in Dienst und folgte
demselben als Theatersekretär und Kassierer (1831) nach Leipzig.
[* 18] In dieser Stellung fand er Muße und Gelegenheit zu seiner
Fortbildung
und zu litterarischer Thätigkeit.
mit Steger den »Verfassungsfreund« und das Taschenbuch »Vorwärts«
und war Hauptmitarbeiter an den »Sächsischen Vaterlandsblättern«. Er war bei der Stiftung des Schiller-Vereins 1840 beteiligt,
schloß sich mit großem Eifer der deutschkatholischen Bewegung an und trat 1845 an die Spitze der neugestifteten
Gemeinde in Leipzig. Bei dem blutigen Konflikt zu Leipzig hielt er die aufgeregte Menge von Gewaltthaten zurück. Im
J. 1847 gab er seine Stelle als Theaterkassierer auf und begründete eine Buchhandlung, in der außer andern Werken die
von ihm selbst geschriebenen: »Ein Weihnachtsbaum«, Lebensbeschreibungen freisinniger Deutschen enthaltend, und ein »Staatslexikon
für das deutsche Volk« erschienen.
Als Redner zeichnete er sich durch Gewandtheit, Schlagfertigkeit und Pathos aus, ließ aber bei allem Talent tiefere staatsmännische
Bildung oft vermissen. Daher wurde auch seine Stellung in Frankfurt
[* 20] mehr und mehr unhaltbar, und bereitwillig ließ er sich deshalb
nebst JuliusFröbel von der Linken des Parlaments zum Abgesandten an das aufständische Wien ernennen. Dort
ward die Deputation17. Okt. von den leitenden Korporationen aufs ehrenvolle empfangen. Am 26. trat Blum selbst in die Reihen der
Kämpfer und befehligte auf einer Barrikade.
Nach der Erstürmung Wiens ward er 4. Nov. in seinem Gasthof mit Fröbel verhaftet. Obwohl er sich auf seine
Unverletzlichkeit als Reichstagsabgeordneter berief, wurde er 8. Nov.,weil er die Waffen
[* 21] gegen die kaiserlichen Truppen geführt,
vom Kriegsgericht zum Strang verurteilt. Das Urteil ward in Tod durch Pulver und Blei
[* 22] verwandelt und 9. Nov. morgens in der Brigittenau
vollzogen. Dieser AusgangBlums erregte in ganz Deutschland, namentlich aber in Leipzig, die lebhafteste
Teilnahme. In der Reichsversammlung erhob sich 14. Nov. ein großer Sturm. Die für Blums Hinterbliebene eröffnete Nationalsubskription
ergab an 120,000 Mk.
Vgl. »RobertBlum. Ein Zeit- und Charakterbild für das deutsche Volk von (seinem Sohn) HansBlum« (Leipz. 1878).
6)
Ernest, franz. Bühnendichter und Journalist,
geb. 1836 zu Paris, seit 1869 ständiger Mitarbeiter des »Rappel«. Als der Sohn
eines Schauspielers widmete er sich früh der Theaterlitteratur, abwechselnd der ausgelassen lustigen und der rührseligen
oder schauerlichen, und bat seit 1854 bis auf den heutigen Tag allein und mit andern, so mit Lambert Thiboust (»La petit Pologne«,
1861),
Clairville und Siraudin (»Le
[* 26] revenue 5. ètage«, 1863),
eine erstaunliche Reihe von Bühnenarbeiten der verschiedensten Gattungen geliefert, darunter das fünfaktige Drama »RoseMichel«, das seinen Namen berühmt machte und 1875 mit Madame Fargueil in der Titelrolle einen Riesenerfolg hatte, sowie der
ebenfalls fünfaktige »Espion du roi«, 1876). Seit 1879 sind die Namen Ernest und Raoul Toché fast immer vereint auf den Theaterzetteln
zu lesen (»La revue des variètés«, 1878; »Belle Lurette«, 1880; »La noce D'Amboise«,
1881; »Le chàteau de Tivelarigot«, 1885; »Le
petit chapeau rouge«, 1885; »Adam et Eve«, 1886; »Le coup de foudre«, 1887; »Les femmes nerveuse«, »Le
Parfum«, 1888).
Ernest, franz. Bühnenschriftsteller, geb. zu
Paris, trat mit «Une femme qui mord» 1854 hervor und lieferte seitdem
für PariserBühnen, wie das Gaité-, Variété-, Ambigu-, Châtelettheater, teilweise mitL. Thiboust («La petite Pologne»,
1860),
seit 1879 regelmäßig
mit Raoul Toché eine Fülle von ausgelassenen Possen, Feen- und Zauberstücken («La
Laterne magique», «Cendrillon», 1865) und mit Rühr- und Schauereffekten
wirkenden Dramen. Berühmt machte Blum das Drama«RoseMichel» (1877),
dessen Erfolg durch Mad. Fargueil, die Darstellerin der
Titelrolle, glänzend wurde. Auch das Drama «L’ espion du roi» (1876)
fand beifällige Aufnahme. Unter B.s letzten Stücken sind zu nennen: «Belle Lurette» (1880),
die ausgelassenste Posse. Blum arbeitet am «Charivari» (daraus «EntreBicêtre et Charenton», 1866) und «Rappel»
(«Bulletin des Coulisses») mit. Das in Paris 1890 mit gewaltigem Erfolg oft wiederholte Zeitstück «Paris.
Fin de siècle» fiel (verdeutscht u. d. T. «Auf
der Höhe des Jahrhunderts») in Berlin durch.
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