Seit 383 in
Rom,
[* 3] seit 384 in
Mailand
[* 4]
Beredsamkeit lehrend, erfuhr
er an letzterm
Ort zu seinem
Heil den Einfluß
des
Ambrosius (s. d.), bekehrte sich und ward in der Osternacht 387 mit seinem
natürlichen Sohn Adeodatus von
Ambrosius getauft. Im folgenden Jahr kehrte er über
Rom in seine Vaterstadt zurück, wo er
als
Haupt eines asketischen
Vereins in strenger Abgeschiedenheit lebte, bis ihn 391
die
Gemeinde von
Hippo Regius
(Bone) wider seinen
Willen zum
Presbyter wählte.
Darum gilt er nicht bloß als
Vater der mittelalterlichen katholischen
Scholastik, auch
Luther und die
Reformatoren
haben sich zum Teil an ihm, jedenfalls an ihm am meisten unter allen
Kirchenvätern, gebildet. In seinem
Kampf gegen die
Extreme
des Manichäismus, des Pelagianismus und Donatismus suchte er die Mitte festzuhalten, indem er sich lediglich auf die beiden
Grundideen der Allwirksamkeit göttlicher
Gnade und der
Kirche als dem
Erde und
Himmel
[* 6] verbindenden
Reiche Gottes
stützte.
Seine Herleitung des
Staates aus der Macht der
Sünde und die daraus begründete
Forderung der Unterwerfung desselben unter
die
Kirche war maßgebend für die Auffassung des Verhältnisses beider
Institutionen im
Papsttum. Eine
Darstellung des eignen
Lebens mit Strenge und Selbstverleugnung gab in seinen oft herausgegebenen »Confessionum
libri XII« (hrsg. von K. v.
Raumer, 2. Aufl., Gütersl. 1876; deutsch von
Rapp: »Augustinus' Bekenntnisse«, 7. Aufl.,
Gotha
[* 7] 1878),
woran die »Retractationum libri II« als eine mildernde
Kritik der eignen Werke sich anschließen. Solcher zählt
er hier 93 in 232
Büchern auf, unter welchen
»De doctrina christiana libri IV«,
»De trinitate libri XV«
(hrsg. von
Hurter, Innsbr. 1881) und
»De civitate dei libri XXII« (hrsg. von Dombart, Leipz.
1877) die wichtigsten sein mögen. Brauchbare Gesamtausgaben seiner Werke erschienen in 8
Bänden (Par. 1679-1700, 11
Tle.)
und in 22
Bänden (das. 1836-40). Über Augustinus schrieben im
Altertum: Possidius,
Vita Augustini (in den meisten
Ausgaben der Werke), neuerdings unter andern:
Wiggers,
Versuch einer pragmatischen
Darstellung des Augustinismus und Pelagianismus
(Berl. 1821-33, 2 Bde.);
Bindemann, Der heil. Augustinus (das. 1844-69, 3 Bde.);
Gemahlin Bertha Zutritt sowie die Erlaubnis, im Lande das Evangelium zu predigen. Schon 597 empfing Ethelbert mit dem größten
Teil seines Volks die Taufe. Augustinus, im folgenden Jahr in Frankreich zum Erzbischof der Angelsachsen geweiht, nahm seinen Sitz in
Canterbury. Gehemmt wurde sein Erfolg durch die Beschränktheit und Schroffheit, womit er denBischöfen
der altbritischen Kirche die römischen Kultusformen aufzudringen suchte. Er starb um 605.
Aurelius, der Heilige, christl. Kirchenlehrer, geb. 13. Nov. 353 zu Tagaste in Afrika,
[* 16] erhielt
den ersten Unterricht durch seine christlich gesinnte Mutter Monica, deren Einwirkung jedoch der heidn. Vater Patricius abschwächte.
Zur Vollendung seiner Studien nach Madaura und Karthago geschickt, ergab sich der lebenslustige Jüngling den Freuden der Welt,
bis ihn Ciceros «Hortensius» auf das Studium der Philosophie leitete. Doch diese konnte ihn nicht lange
fesseln; er trat seit etwa 374 zur Sekte der Manichäer; als er aber auch bei ihr nicht wahre Befriedigung fand, glaubte er
an der Wahrheit verzweifeln zu müssen, bis ihm die platonische und neuplatonische Philosophie neue Anregung gewärte. Er
wandte sich 383 nach Rom und von da 384 nach Mailand, um hier Lehrer der Beredsamkeit zu werden. Der Einfluß
des dortigen BischofsAmbrosius (s. d.) brachte eine völlige Lebens- und Sinnesänderung in ihm
hervor, welcher
¶
mehr
Begebenheit die kath. Kirche ein eigenes Fest (3. Mai) gewidmet hat. Er begab sich hierauf einige Zeit in die Einsamkeit und
empfing in der Osternacht 387 mit seinem Sohne Adeodat die Taufe durch Ambrosius. Hierauf verkaufte er seine Güter, schenkte
den Erlös den Armen, kehrte nach Afrika zurück und lebte nun als Haupt eines ascetischen Vereins (s. Augustiner)
in strenger Abgeschiedenheit, bis er 391 in den geistlichen Stand trat und, zum Presbyter geweiht, dem BischofValerius von
Hippo (jetzt Bona) beigegeben wurde. Augustinus predigte mit großem Erfolg und ward 395 Mitbischof zu Hippo. Er starb daselbst 28. Aug. 430 während
der Belagerung durch die Vandalen. Die Gebeine des Augustinus wurden nach Sardinien
[* 18] gebracht, kamen später nach
Padua und wurden dort in der Peterskirche aufbewahrt, bis sie im Okt. 1842 neben dem auf den Ruinen von Hippo errichteten Denkmale
des Augustinus niedergelegt wurden.
Die kirchlichen und dogmatischen Geschicke Afrikas leitete Augustinus mit fast beispiellosem Einflüsse und bestimmte
den Geist der afrik. Kirche, ja des Occidents überhaupt auf viele Jahrhunderte. Sein Scharfsinn, die Tiefe seines Gemüts und
die Energie seiner Spekulation, die dämonische Kraft
[* 19] seines gewonnenen Glaubens sowie seine feurige Phantasie spiegeln sich
in seinen zahlreichen Schriften wider, die unermeßlichen Einfluß ausgeübt und ihn ebenso sehr zum eigentlichen
Heiligen der kath. Kirche und Förderer der mittelalterlichen Scholastik, wie andererseits zu einem der geistigen Väter derReformation gemacht haben. Im Kampfe gegen die Pelagianer stellte er die Lehre
[* 20] auf, daß durch AdamsSünde die Sünde über alle
Menschen gekommen sei und sich beständig fortpflanze (Erbsünde), daß dem Menschen seitdem aller freie
Wille und alle Kraft zum Guten fehle, und er nur durch Gottes freie Gnade gerettet werden könne, woraus Augustinus im spätern Leben
selber die Konsequenz der Prädestinationslehre zog. Gegen die Donatisten begründete er den kath.
Kirchen- und Priesterbegriff.
Die Schriften des Augustinus erschienen zu Paris
[* 21] (11 Tle. in 8 Bdn., 1679-1700), zu Antwerpen
[* 22] (12 Tle. in 9 Bdn.,
1700-3) und von neuem durch die Benediktiner (11 Bde., Par. 1835-40).
Eine neue Ausgabe ist in dem «Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum» begonnen
(Wien
[* 23] 1887 fg.),
eine Auswahl bei Hurter, «Sanctorum patrum opuscula selecta» (Innsbr. 1870 fg.).
Unter den Schriften zeichnen sich besonders aus: das Werk «De civitate Dei libri XXII», von Strange (2 Bde., Köln
[* 24] 1850-51)
und Dombart (2 Bde., Lpz. 1877) herausgegeben,
von Sildert (2 Bde., Wien 1826) übersetzt, und die " Confessionum libri XII», eine Selbstbiographie,
die in neuerer Zeit an Neander (Berl. 1823),
Bruder (Lpz. 1837 u. 1869) und Karl von Räumer (2. Aufl.,
Gütersl. 1876) Herausgeber und an Gröninger (4. Aufl., Münst.
1859),
Silbert (5. Aufl., Wien 1860), Rapp (8. Aufl., Brem. 1889) und Bornemann (12. Bd. der «Bibliothek theol. Klassiker», Gotha
1888) Übersetzer gefunden hat.
Sonst sind noch zu nennen die «Meditationes» und «Soliloquia» (zusammen hg. von Westhof,
Münst.
1854; deutsch von Dreier, Steyl 1886),
das «Enchiridion» oder «Manuale» (hg. von Krabinqer, Tüb.
1861),
die «Retractiones», eine mildernde Kritik seiner eigenen Werke, «De doctrina christiani libri IV», «Detrinitate libri
XXII» (hg. von Hurter in «Sanctorum patrum opuscula»,
Innsbr. 1881) und seine Predigten (in Auswahl deutsch
von Leonhardi im 5. Bde.
von «Die Predigt der Kirche», Lpz. 1889). Eine Übersetzung «Ausgewählter Schriften» des Augustinus erschien in der «Bibliothek der
Kirchenväter» (8 Bde., Kempten
[* 26] 1871-79). Neuerdings fand man in der Bibliothek zu Greifswald
[* 27] zwei bis
jetzt noch nicht herausgegebene kleinere Schriften Augustinus («Tractatus de persecutione malorum in bonos viros
et sanctos» und «Tractatus de omnibus virtutubis»).
Vgl. Possidius (Schüler des Augustinus), Vita Augustini (in den meisten Ausgaben der Werke Augustinus');
der Apostel der Angelsachsen, ein Benediktiner, wurde, als Ethelbert, König von Kent, sich mit einer fränk.-christl.
Fürstin Bertha vermählte, von Papst Gregor I. 594 mit 40 Genossen nach Britannien gesandt, um dort das
Evangelium zu verkündigen.
Der König wurde getauft, Augustinus 598 zum Erzbischof von Canterbury eingesetzt, die heidn.
Angelsachsen
mittels starker Anbequemung an alte Gebräuche allmählich für das Christentum gewonnen. Augustinus starb 604.
(in den meisten Ausgaben der Werke), neuerdings unter andern: Wiggers, Versuch einer pragmatischen Darstellung des Augustinismus und Pelagianismus (Berl. 1821-33, 2 Bde.)