Titel
Arion,
1) in der griech. Mythologie ein Roß, der arkadischen Sage nach von Poseidon in Gestalt eines Hengstes mit der in eine Stute verwandelten Demeter (Erinys) gezeugt, nach andrer Sage entstanden, als Poseidon mit dem Dreizack den Fels spaltete, dann Ahn aller schnellen Rosse. Es sollte von Poseidon dem böotischen König Kopreus, von diesem dem Herakles geschenkt sein, dem es in seinem Elischen Krieg wie im Kampf mit Kyknos ein treuer Freund war. Auch Adrastos wäre, wie es heißt, ohne den den ihn verfolgenden Thebanern nicht entkommen.
2) Griech. Sänger und Zitherspieler aus Methymna auf Lesbos, lebte um 600 v. Chr. Nach der zuerst bei Herodot sich findenden, auch von den Romantikern (Schlegel) mehrfach bearbeiteten Sage ward von Periander, dem Herrscher von Korinth, nach Sizilien und Italien gesandt und gewann zu Tarent den Preis in einem musikalischen und dichterischen Wettstreit. Als er aber mit reichen Schätzen auf einem korinthischen Schiff zu seinem Freund Periander zurückkehren wollte, beschlossen die habsüchtigen Schiffer, ihn zu ermorden. Im Traum offenbarte ihm Apollon die Gefahr. Arion bat, noch einmal singen zu dürfen.
Als ihm dies zugestanden worden, trat er im vollen Sängerornat, das Saitenspiel in der Hand, auf das Verdeck, sang ein Lied an die Götter und stürzte sich in die Wogen. Delphine hatten sich, seinen Tönen lauschend, um das Schiff versammelt. Einer derselben nahm den Sänger auf den Rücken und trug ihn unverletzt bei dem Tänarischen Vorgebirge ans Land, von wo er wohlbehalten nach Korinth zurückkehrte. Als später die Schiffer ankamen und, von dem König nach Arion befragt, versicherten, derselbe sei in Tarent zurückgeblieben, trat Arion hervor, und die verwirrten Räuber konnten nicht mehr leugnen; sie wurden gekreuzigt.
Zum Andenken an diese Begebenheit wurde auf Tänaron, wo Arion ans Land gekommen war, beim Tempel Poseidons ein Denkmal errichtet, das den Arion auf dem Delphin darstellte. Arions Leier und der Delphin wurden an den Himmel versetzt. Künstler der neuern Zeit (z. B. Poussin, Rubens, Albrecht Dürer) haben diesen Mythus dargestellt. Von Arions Gedichten hat sich nur das Fragment eines Hymnus auf Poseidon (in den »Poetae lyrici« von Bergk herausgegeben) erhalten, doch ist auch dessen Echtheit bestritten. Wichtig ist die Nachricht, daß den Dithyrambos (das dionysische Festlied) zuerst kunstvoll ausbildete und ihn durch Chöre vortragen ließ. Man hat hier den Keim der griechischen Tragödie erkennen wollen.