(Kt. Bern,
Amtsbez. Büren).
455 m. Gem. und Dorf, am rechten Ufer der Aare und am N.-Fuss des Bucheggberges,
an der Strasse Büren-Solothurn. Station der Linie Solothurn-Lyss. Postablage, Telegraph, Telephon. 151 Häuser, 947 reform.
Ew. Kirchgemeinde Leuzigen-Arch. Der Gottesdienst wird abwechselnd an beiden Orten gehalten. Landwirtschaft. Knochenmühle,
Mühle, Likörfabrik, Zementröhrenfabrik. Hier stand einst ein Kluniazenserpriorat, das vielleicht im Guglerkrieg 1375 zerstört
worden ist. Die Kirche von Leuzigen hat sechs schöne Glasgemälde und gotische Fenster. Im Leuzigenwald
und gegenüber Jochertswil hat man keltische und römische Grabhügel aufgefunden; 1312 wird ein römischer Wachtturm erwähnt;
römische Altertümer auf den Thurnäckern, Buchlismatten und nahe der Mühle am Längenberg; im Thürner ein römischer Grabstein,
Fund einer römischen Priapusstatuette aus Bronze. Alemannengräber auf dem Längenberg und im Tuffsteinbruch.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Büren).
In der Nähe des Dorfes finden sich bedeutende Tufflager. In der Brunnadern (östl. Teil des
Dorfes) bedecken sie eine Fläche von 6 ha. Bis in jüngster Zeit haben die Tuffsteingruben von Leuzigen die umliegenden
Gebiete mit einem geschätzten Baustein versorgt. Der Tuff stammt aus einem mächtigen fluvioglazialen Feld, das in dieser
Gegend den Molasserücken des Bucheggberges bedeckt. Die Niederschläge über demselben sickern langsam bis auf die Molasse
und beladen sich auf ihrem Wege reichlich mit kohlensaurem Kalk. In der Brunnadern und im Bietwil sind
fluvioglaziales Feld und Molasse durch Erosion angeschnitten. Im Niveau der Sandsteine treten überall reichliche Quellen
zu Tage, die infolge der Abgabe von Kohlendioxyd den kohlensauren Kalk als Tuff ausscheiden.
Die Tufflager ruhen nicht direkt auf der Molasse, sondern auf lehmiger wasserundurchlässiger Grundmoräne der letzten Eiszeit.
Die Bildung der Tufflager hat somit erst nach der letzten Vergletscherung (postglazial) begonnen. Für
dieses Alter sprechen auch die organischen Einschlüsse, die aus Schneckenschalen jetzt lebender Arten und aus Blättern,
namentlich der Buche und des Blaugrases (Sesleria cœrulea) bestehen. Eine eigenartige Gesellschaft von Pflanzen bewohnt diese
Tufflager: das ächte Labkraut (Galium verum), der Hügelwaldmeister (Asperula cynanchica), die Zypressenwolfsmilch
(Euphorbia Cyparissias), das Studentenröschen (Parnassia palustris), der Natterkopf (Echium vulgare), der Thymian (Thymus
serpyllum), Frühlingsenzian (Gentiana verna), die dornige Haushechel (Ononis spinosa), die Sommerdrehblume im Bietwil (Spiranthes
æstivalis), Merminium monorchis, das Blaugras (Sesleria cœrulea). Interessant ist der Fund eines prächtigen Serpentin-Steinbeils
in den Tufflagern (1902). Das fluvioglaziale Feld besitzt trotz seiner Wasserdurchlässigkeit in einer
Höhe von 554 m ein kleines Hochmoor, das sogen. Egelmoos. Wenn auch infolge von Entsumpfungsarbeiten viele Torfmoorpflanzen
eingegangen sind, beherbergt es immerhin noch die folgenden interessanten Arten: Eriophorum vaginatum, Comarum palustre,
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Andromeda polifolia, Vaccinium uliginosum, Oxycoccos palustris, Scutellaria galericulata, Thysselinum palustre, Molinia cœrulea,
Sphagnum cymbifolium, Sphagnum acutifolium.
[Dr. E. Baumberger.]