Lesage
(spr. lössahsch), Alain René, franz. Dichter, geb. zu Sarzeau bei Vannes, kam 1692 nach Paris, [* 2] wurde Advokat, widmete sich aber bald ausschließlich der schriftstellerischen Thätigkeit. Es gelang ihm indessen erst spät und nach vielen fruchtlosen Versuchen auf verschiedenen Gebieten (worunter Übersetzungen aus dem Griechischen und dem Spanischen), sich einen Namen zu verschaffen; am meisten trug dazu das Wohlwollen seines Gönners, des Abbés Lyonne, bei.
Von seinen
Dramen, die er für die kleinern
Bühnen schrieb, fanden
»Crispin rival de son maître« und »Turcaret«, eine
Satire
gegen die
Financiers damaliger Zeit, lebhaften Beifall.
Noch größern
Ruhm erwarb er sich durch seine komischen
Romane, namentlich
»Le
[* 3] diable boiteux« (2. Aufl. 1707; deutsch
von Lesage
Schücking, Hildburgh. 1866),
nach einem spanischen Vorbild, was Titel, Umgebung und Personen betrifft, sonst durch und durch französisch und gegen die Frömmelei aus der Zeit des alternden Ludwig XIV. gerichtet, und »Gil Blas de Santillane« (1715-35, 4 Bde.; deutsch, Berl. 1856),
ebenfalls ganz französisch, obwohl seine Neider (Voltaire!) und spanische Patrioten es für die Kopie eines spanischen Originals ausgaben. »Gil Blas« stellt das menschliche Leben dar mit seinen Wunderlichkeiten und Abenteuern, mit seinem Schicksalswechsel und den verschiedenen Lagen, in die uns die Eigentümlichkeiten unsrer Launen, unsers Geschmacks und unsrer Fehler bringen. Es fehlt nur eine gewisse ideale und moralische Höhe, zu der die damalige Zeit sich nicht aufschwingen konnte.
Man hat »Gil Blas« mit Rabelais und Lafontaine verglichen; er ist wohl der Vorläufer Figaros. Von seinen übrigen Romanen sind hervorzuheben: »Les aventures de Guzman d'Alfarache« (1732, 2 Bde.);
»Histoire d'Estevanillo de Gonzalès« (1724, 2 Bde.) und »Le bachelier de Salamanque« (1738, 2 Bde.);
eine
Frucht seines
Alters und von Lesage
selbst sehr hoch geschätzt.
Die sonstigen Werke Lesages
bestanden in
Vaudevilles, komischen
Opern (101 an der Zahl),
Intermezzos,
Possen etc. Er starb in
Boulogne sur Mer, schon seit
Jahren fast ganz taub. Die
vollständigste
Ausgabe seiner Werke erschien zu
Paris 1828 in 12
Bänden;
eine Auswahl derselben zuletzt 1840 (hrsg. von Poitevin);
sein »Théâtre choisi« 1820, 2 Bde.;
sein »Théâtre de la foire« 1721-37, 10 Bde. Von seinen Hauptwerken gibt es unzählige Einzelausgaben.
Eine deutsche Übersetzung der Werke lieferte Wallroth (Stuttg. 1839-40, 12 Bde.).