Lenbach
,
Franz,
Maler, geb. zu
Schrobenhausen
(Oberbayern), lernte anfangs das Maurerhandwerk, wandte sich
dann auf Anregung des Tiermalers Hofner der
Kunst zu und erhielt den ersten
Unterricht hierin vom
Professor
Geyer in
Augsburg;
[* 2] dann besuchte er kurze Zeit die
Münchener
Akademie, lernte hierauf bei
Gräfle die
Technik des
Malens, verließ
aber auch diesen schon nach zwei
Jahren. Vom Jahr 1855 bis zum
Herbst 1857 lebte Lenbach
wieder ganz ohne
Verkehr mit
Künstlern in
Schrobenhausen und malte
Porträte,
[* 3]
Landschaften und
Tiere. Im
Herbst 1857 ward er von
Piloty als
Schüler aufgenommen
und ging mit ihm nach
Rom,
[* 4] wo er sich dem
Studium der alten
Meister widmete und unter anderm eine
Ansicht des
Forum
[* 5] Romanum malte,
welche wegen energischer Auffassung und kräftiger Färbung großen Beifall fand.
Nach seiner Rückkehr malte er einige Porträte, die sich an die Venezianer und an Rembrandt anschlossen. 1860 erhielt er einen Ruf an die Kunstschule in Weimar, [* 6] war aber nur kurze Zeit daselbst als Lehrer thätig. Nach München [* 7] zurückgekehrt, zog er die Aufmerksamkeit des Freiherrn v. Schack auf sich, der ihn 1863 nach Italien [* 8] und 1867 nach Spanien [* 9] schickte, um hervorragende ältere Werke, namentlich von Giorgione, Velasquez, Tizian und Rubens, für seine Galerie zu kopieren.
Diese
Kopien, welche die koloristischen Eigentümlichkeiten der verschiedenen
Künstler meisterhaft wiedergeben, wurden für
Lenbach
die
Schule für seine eigne
Kunst. Er widmete sich nunmehr ganz der Porträtmalerei und bildete sich
aus
Tizian,
Rembrandt und Velasquez einen eignen koloristischen
Stil. Wenn seine
Zeichnung auch oft flüchtig und inkorrekt ist,
so sind seine Bildnisse doch meist von großer plastischer
Wirkung und von geistreicher Auffassung, welche den
Charakter der
Dargestellten mit psychologischer
Schärfe und genialer
Intuition wiedergibt.
Seine Hauptwerke sind die
Porträte
Paul
Heyses und seiner
Frau,
Franz
Lachners,
Gladstones, der Gräfin
Lori
Wittgenstein, des
Herrn
v. Liphardt,
Döllingers, der
Frau
Minghetti-Acton,
Richard
Wagners und
Franz
Liszts, des deutschen
Kaisers, des
Kaisers von
Österreich,
[* 10] des
Papstes
Leo XIII.,
Bismarcks und
Moltkes
(Berliner
[* 11] Nationalgalerie).
Kein andrer
Maler hat die Persönlichkeit
des deutschen
Reichskanzlers mit so überzeugender
Wahrheit und so genialer Kühnheit erfaßt wie Lenbach.
Er hat auch zahlreiche
Pastellbildnisse gemalt. ist königlich bayrischer
Professor.