Lemercier
Louis Jean Népomucène, franz. Dichter, geb. zu Paris, [* 2] machte sich, nach mehreren vergeblichen Versuchen, 1797 mit der klassischen Tragödie »Agamemnon« einen berühmten Namen. In den feinen Zirkeln glänzte er durch Geist und Witz und war ein gern gesehener Gast beim Ersten Konsul, bis sein rücksichtsloser Freimut dies Verhältnis trübte und zwar bis zu dem Grade, daß Napoleon alles that, um dem Dichter und seinen Stücken Schwierigkeiten in den Weg zu legen.
Durch Eleganz der Verse, Anmut des Stils und Kühnheit der Phantasie zeichnen sich aus: »Quatre métamorphoses« (1800),
eine geistreiche Beschreibung der cynischen Bilder aus dem Museum von Neapel, [* 3] und »Pinto« (1801),
eine Mischung von Tragödie und Komödie, voll Neuerungen in Inhalt und Form, womit er die »Hochzeit des Figaro« übertrumpfen wollte. Das merkwürdigste seiner Gedichte ist die philosophische Satire »La Panhypocrisiade, ou la Comédie infernale du XVI. siècle« (1819, in 16 Gesängen),
welches
Victor
Hugo eine litterarische
Schimäre nennt, ein Gemisch von
Epos,
Posse und
Satire. Seine übrigen
zahlreichen Werke fanden wenig Beachtung, mit Ausnahme der
Tragödie »Frédégonde et Brunehaut« (1821), die zwar auch keinen
dauernden Erfolg errang, jedoch dazu beitrug, daß man Lemercier
den
Vater des Romantizismus nannte, wogegen er immer
protestiert
hat. Seit 1810 Mitglied der
Akademie, starb er