Seit 1780 unternahm Lamarck mehrere botanische
Reisen. Von Pancouckes »Encyclopédie méthodique« übernahm
er den botanischen Teil,
schrieb aber nur die beiden ersten
Bände; den 3. und 4.
Band
[* 2] ließ er meist von jüngern
Freunden ausarbeiten
und überließ hierauf die Fortsetzung des Werkes Poiret, der auch zu Lamarcks
»Tableau encyclopédique et méthodique de
la botanique« (Par. 1791-1823) den 3.
Bandhinzufügte.Mirbel setzte die
»Histoire naturelle des végétaux« (Par. 1803 ff., 17 Bde.)
fort, von welcher Lamarck nur 2
Bände geliefert hatte. 1792 ward LamarckProfessor der
Naturgeschichte der niedern
Tiere am
Jardin des plantes und warf sich nun auf die
Zoologie, in welcher er sich durch sein
»Système des animaux sans vertèbres«
(Par. 1809) und
sein Hauptwerk, die
»Histoire des animaux sans vertèbres« (das. 1815-22, 7 Bde.; 2. Aufl.
von Deshaye und
Milne Edwards, das. 1835-45, 11 Bde.),
als bedeutender Formenkenner eine rühmliche
Stellung erarbeitet hat.
Indem er zuerst die Wirbellosen den
Wirbeltieren gegenüberstellte und die
Strahltiere von den
Polypen schied, gab er Veranlassung
zu schärferer Hervorhebung des Typischen der Tierklassen. Von seinen theoretischen
Schriften sind hervorzuheben:
»Philosophie zoologique« (Par. 1809, 2 Bde.;
neue Ausg. 1873; deutsch mit biographischer
Einleitung,
Jena
[* 3] 1875);
»Recherches sur les causes des principaux faits physiques«
(Par. 1794, 2 Bde.) und
»Réfutations de la théorie pneumatique« (das. 1796).
Lamarck war der erste, welcher mit dem alten Artbegriff
brach und die Unveränderlichkeit der
Arten geradezu verneinte, indem er die Umwandlung der
Formen und
die allmähliche
Entwickelung des
Tierreichs mit
Hilfe wenn nicht bekannter, doch zugänglicher
Erscheinungen zu erklären suchte.
Er kann als Begründer der
Deszendenztheorie betrachtet werden und hat jedenfalls das
Verdienst, derselben zuerst einen wissenschaftlichen
Boden bereitet zu haben. Zur Bekanntmachung seiner Witterungsbeobachtungen stiftete er 1799 das »Annuaire
météorologique«, das 1810 einging. Er starb erblindet in
Paris.
[* 4]
In der konstituierenden
Nationalversammlung 1789 gehörte er zu den gemäßigten Mitgliedern der Hofpartei und suchte im
Interesse
der
Erhaltung derMonarchie sich mit
Mirabeau zu befreunden. Er gewann das Vertrauen desselben, unterstützte
ihn mit nicht unbedeutenden
Summen, und nach wiederholten vergeblichen
Versuchen gelang es ihm (freilich erst kurz vor
MirabeausTode), den berühmten Mann mit dem
Hof in
Verkehr zu bringen. Nach dem
Sturz des
Königtums verließ La Marck
Frankreich und ging erst
nach den
Niederlanden, dann nach
Wien.
[* 8] Nach dem
SturzNapoleons kehrte er in sein eigentliches Vaterland
zurück, indem er als
General in die niederländische
Armee eintrat. Seit 1830 lebte er als Privatmann in
Brüssel, wo er starb.
Er hat eine wertvolle Gemäldesammlung hinterlassen.
Sein interessanter Briefwechsel mit
Mirabeau und seine geistvollen
Memoiren wurden von Bacourt herausgegeben (»Correspondance entre
le comte de
Mirabeau et
le comte de La Marck«, Par. 1851, 3 Bde.).
Jean Bapt. Ant. Pierre Monet, Chevalier de, franz. Naturforscher, geb. zu
Barentin in der Picardie, trat 1760 in Kriegsdienste, die er aber bald mit dem Studium der Medizin und Naturwissenschaften
vertauschte. Nachdem er sich längere Zeit mit Meteorologie (in dieser Hinsicht ist zu nennen sein «Annuaire météorologique»,
welches er in 11 Bdn., Par. 1800‒10,
herausgab) beschäftigt hatte, wendete er sich der Botanik zu und ersann eine neue Methode, Pflanzen zu
klassifizieren, die er die analytische nannte, die aber keinen Beifall erhielt, obgleich er sie in seiner «Flore
française» (3 Bde., Par. 1778; 2. Aufl.
1793) befolgte, welche nachmals DeCandolle (6 Bde., ebd. 1805‒15) ganz umarbeitete.
Nachdem er zur botan. Abteilung von Panckouckes «Encyclopédie méthodique» die beiden ersten
Bände geliefert hatte, wandte er sich der Zoologie zu, wurde 1792 Professor der Naturgeschichte am Jardin des Plantes
und starb nachdem er die letzten 17 Jahre seines Lebens infolge einer Pockenkrankheit erblindet zugebracht hatte.
Seine zoolog. Schriften sind als systematische Aufzählung zahlreicher zum Teil wenig bekannter Arten wertvoll;
insbesondere ist seine «Histoire naturelle des animaux sans vertèbres» (7 Bde., Par.
1815‒22; 2. Aufl., von Deshayes und Milne-Edwards, 11 Bde.,
ebd. 1836‒45) wichtig. Weniger Wert legten L.s Zeitgenossen auf den spekulativen Teil dieser Schriften. Indes hat
Lamarck, der als einer der wichtigsten Vorgänger Darwins zu betrachten ist, in seiner «Philosophie zoologique» (2 Bde., Par.
1809; neue Ausg., von Martius, 1873; deutsch von Lang, Jena 1876) ein vollständiges System der Transmutationstheorie aufgestellt.
(S.
¶
mehr
Darwinismus.) –
Vgl. Claus, Lamarck als Begründer der Descendenzlehre (Wien 1888).