Labadie
,
Jean de, Mystiker und Separatist, geb. zu Bourg in Guienne, war anfangs Jesuit, verließ aber 1639 den Orden [* 2] und trat zur reformierten Kirche über. Von Montauban, wo er 1652 Prediger geworden war, verbannt, übernahm er das gleiche Amt 1657 in Orange, 1659 in Genf [* 3] und 1666 zu Middelburg in Zeeland. Hier seines Amtes entsetzt, weil er eine Gemeinschaft Wiedergeborner herstellen wollte und Spaltungen erregte, wendete er sich 1669 nach Amsterdam, [* 4] von da nach Herford [* 5] und, als ihn 1672 ein Edikt des Reichskammergerichts auch von hier vertrieb, nach Bremen [* 6] und endlich nach Altona, [* 7] wo er starb.
Seine Anhänger, Labadisten, wichen zwar äußerlich kaum von der
Lehre
[* 8] der reformierten
Kirche ab, strebten aber einem katholisch-klösterlichen
Lebensideal nach und lebten in
Gütergemeinschaft von Händearbeit. Nach Labadies
Tod wandten sie sich nach Wieuwerd in Westfriesland,
fanden aber wenig Verbreitung (um 1680 etwa 400
Seelen) und erloschen 1744. Unter Labadies
Anhängern
zeichnete sich namentlich die gelehrte
Anna
Maria v.
Schürmann (s. d.) aus.
Vgl. Ritschl, Geschichte des Pietismus in der reformierten Kirche (Bonn [* 9] 1880).