La
Vallée. Bezirk im westl. Abschnitt des Kantons Waadt.
16340 ha
^[Supplement: 16650 ha] gross und 6307 Ew., also 38,6 Ew. auf
einen km2. Gehört ganz dem Juragebirge an und ist neben dem Bezirk des Pays d'Enhaut
der einzige rein dem Bergland
angehörende Bezirk
des Kantons. Grenzt im NO. an den Bezirk Orbe,
im SO. an die Bezirke
Cossonay und
Aubonne, im SW. an den Bezirk
Nyon
und an Frankreich und im NW. ebenfalls an Frankreich. 21 km lang
und 8-10 km breit. Er umfasst ausschliesslich die
Vallée de Joux
oder das Jouxthal, das im NW. von der Kette des
Mont Risoux (La
ndesgrenze gegen Frankreich) und im SO.
von derjenigen des
Mont Tendre begleitet wird.
Der einförmige Kamm des Mont Risoux weist keine besonders hervortretenden Gipfelformen auf und hält sich zwischen 1088 m (N.-Ende des Bezirkes) und 1421 m (Le Grand Crêt, nw. von Le Lieu); seine schweizerischen Hänge sind zum grössten Teil mit der ausgedehnten Forêt du Risoux bestanden. Ueber den Mont Risoux führt die Strasse Les Charbonnières-Mouthe (Département du Doubs). ^[Supplement: Die Strasse über den Molendruz liegt in 1184 m, die Höhe des Passes, der Haut de Molendruz, in 1442 m.] Abwechslungsreicher ist die den Bezirk im SO. begrenzende Kette mit der Dent de Vaulion (1487 m), dem Haut ¶
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de Molendruz (1442 m), dem nicht mehr zum Bezirk gehörenden Mont Tendre (1683 m; dem höchsten Gipfel des schweizerischen
Jura), dem Mont de Bière (1528 m) und dem Crêt de la Neuve (1498 m), von wo aus sich der Kamm auf Boden der Bezirke Aubonne
und Nyon fortsetzt. Diese Kette wird von den beiden Fahrstrassen über den Molendruz (1442 m) und den Marchairuz
(1450 m) überschritten. Zwischen dem Kamm des Mont Tendre und der Sohle des Jouxthales tritt im s. Abschnitt des Bezirkes noch
eine Zwischenkette auf, die an der Grenze (beim Chalet à Roch Dessus) 1498 m erreicht, den Noirmont und
Mont Sallaz trägt und sich gegen SW. weiterzieht. Der Bezirk wird der Länge nach von der Orbe durchflosssen, die von Les
Rousses herabkommt, stark gewunden ist und nach 17 km langem
Lauf in den Lac de Joux (mit seinem Anhängsel, dem Lac Brenet, 10 km
lang) mündet. Von ihren nur wenig bedeutenden Zuflüssen seien hier der Biblanc oder Beyblanc, Brassus
und die Lyonne (alle von rechts) genannt.
Der Bezirk umfasst die beiden Kreise Le Chenit im S. (mit der Gemeinde Le Chenit) und Le Pont im NO. (mit den Gemeinden Le Lieu und L'Abbaye). Bezirkshauptort ist Le Sentier. Die Gemeinden des Jouxthales setzen sich aus zahlreichen Dörfern und Weilern zusammen, die meist in der Thalsohle stehen. Die Gemeinde Le Chenit zerfällt in zwei Pfarreien, deren Kirchen in den beiden grossen Siedelungen Le Sentier und Le Brassus stehen. Die Gemeinde Le Lieu umfasst die Dörfer Le Lieu, Le Séchey und Les Charbonniöres, die Gemeinde L'Abbaye die Dörfer L'Abbaye und Le Pont. Diese beiden Gemeinden bilden zugleich je eine Pfarrei. Zu den eben genannten Siedelungsgruppen gesellt sich noch eine Anzahl von einzelnen Häusern, die in der Thalsohle und an den Gehängen bis auf 1200 m Höhe zerstreut sind. 1900: 971 Häuser, 1576 Haushaltungen, 6307 Ew. 38,6 Ew. auf einen km2;
wenn man nur die etwa 82 km2 umfassende besiedelte Zone berücksichtigt, 76,9 Ew. auf einen km2. 5898 Ew. französischer, 211 deutscher und 183 italienischer Zunge;
5902 Reformierte und 391 Katholiken.
Der Bezirk zählte 1850: 4783 und 1888: 5527 Ew. Der Bevölkerungszuwachs beträgt für den Zeitraum 1850-1888 pro Jahr 0,41%, für 1888-1900 pro Jahr 1,18%. Schwache Zuwanderung. Die Bewohner der Vallée beschäftigen sich meist mit Industrie, weniger mit Landwirtschaft. In der Zone zwischen 1008 und 1680 m besteht die Landwirtschaft hauptsächlich in Holzschlag, Weide- und Milchwirtschaft; daneben finden sich in kleinerem Umfang auch Aecker. Die industrielle Tätigkeit blüht besonders in der Gemeinde Le Chenit. In erster Linie steht die Uhrenmacherei mit ihren verschiedenen Zweigen (Rohteile, Uhrwerke, Steinschleiferei).
Einige Fabriken in Le Sentier, L'Orient und Le Brassus stellen fertige Uhren her, besonders Chronometer und komplizierte Werke. Neue Uhrenfabriken sind vor Kurzem auch in Le Lieu und Les Bioux entstanden. Herstellung von Messerschmiedewaren und Rasiermessern in Les Bioux und Le Sentier, Küblerei in Le Lieu, Sägen und Feilenfabrik in L'Abbaye, Glanzhutmacherei in Le Pont. Auf den Seen wird Eis gewonnen, das zur Ausfuhr gelangt. An mehreren Orten (Le Pont, L'Orient, Le Sentier, Le Brassus) ist auch die Fremdenindustrie seit einigen Jahren von Bedeutung.
Die Bodenfläche verteilt sich wie folgt:
ha | |
---|---|
Gärten | 20 |
Wiesen und Baumgärten | 1374 |
Aecker | 802 |
Wald | 5791 |
Sennberge | 8201 |
Gebäude, Strassen etc. | 152 |
Zusammen | 16340 |
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 2965 | 2521 | 2274 |
Pferde | 239 | 214 | 199 |
Schweine | 111 | 280 | 255 |
Schafe | 4 | 7 | 1 |
Ziegen | 213 | 195 | 99 |
Bienenstöcke | 152 | 210 | 235 |
1901 hat sich eine Aktiengesellschaft konstituiert, die den dreifachen Zweck verfolgt, den Wasserstand der Seen im Jouxthal zu regulieren und damit den Ueberschwemmungen zu steuern, die Wasserkraft des Lac de Joux und ¶
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Lac de Brenet, sowie der Orbe und ihrer Nebenflüsse auszubeuten und drittens vermittels eines Elektrizitätswerkes Kraft und Licht an Interessenten abzugeben. Die Gesellschaft verfügt über ein Aktienkapital von 2 Millionen Franken, die zu einem Vierteil vom Staat Waadt übernommen worden sind, und über ein Obligationenkapital von ebenfalls 2 Millionen Franken. Der Sitz der Gesellschaft ist in Lausanne. Die von ihr ausgeführten Regulierungsarbeiten, an die der Bund eine Summe von 350000 Fr. beigesteuert hat, umfassen 1. die Umdämmung, Vergitterung und Zudeckung der 12 Abflusstrichter (entonnoirs) der Seen, wodurch der Wasserspiegel in einer beständigen Höhe von 1008,50 m gehalten werden kann; 2. Die Erstellung einer mit Reguliervorrichtung und Gitter versehenen Wasserfassung bei La Tornaz (am NO.-Ende des Lac de Brenet); 3. die Erbauung eines 2573 m langen, verkleideten Tunnelstollens von 7 m2 Durchmesser und 3‰ Fall, eines am Crêt des Alouettes in 900 m Höhe in den Fels gehauenen Stauweiers und des bei Vallorbe 240 m tiefer unten stehenden Wasser- und Elektrizitätswerkes von Ladernier (vergl. den Art. Vallorbe). Dieses ganze grossartige Unternehmen, dessen Hauptförderer der Professor A. Palaz in Lausanne gewesen, ist 1903 vollendet worden.
Der Bezirk wird von einer ziemlichen Anzahl von Strassen durchzogen. Von Le Pont führt längs jedem der
beiden Seeufer je eine Strasse nach Le Brassus, wo sie sich zur Strasse nach Les Rousses vereinigen. Dazu kommen die Strassen
Le Pont-Vallorbe-Vaulion-Orbe, Le Pont-Le Molendruz (Wirtshaus)-L'Isle-Lausanne, Le Brassus-Col du Marchairuz (Wirtshaus)-Gimel-Aubonne-Rolle
und nach Nyon, Les Charhonnières-Mouthe. Eine bei Vallorbe von der Linie Lausanne-Pontarlier abzweigende Eisenbahn führt über
Le Pont und längs dem W.-Ufer des Lac de Joux bis Le Sentier und Le Brassus. Postwagenverbindungen: Le Pont-L'Abbaye-Le
Sentier und Le Brassus-La Cure (Nyon). Im Sommer verkehrt auf dem See ein Dampfer. Die sehr interessante Flora des Thales ist von
Dr. Sam. Aubert in seiner Arbeit La Flore de la Vallée
de Joux (Bull. de la Soc. Vaud. des sc. nat. Vol.
36, 1901) ausführlich untersucht und beschrieben worden. Vergl. ferner: Dombréa, Roger. La Vallée
de Joux. Neuchâtel. -
La Harpe, E. de. Le Jura Vaudois. Neuchâtel 1903. - Reymond, L. La Vallée
de Joux. Lausanne 1887.