Kupfervitriol
(schwefelsaures Kupferoxyd, Kupfersulfat, Kuprisulfat, blauer, cyprischer Vitriol, blauer Galitzenstein) CuSO4 findet sich in der Natur (Chalkanthit) als Zersetzungsprodukt von Kupfererzen, meist in stalaktitischen oder nierenförmigen Aggregaten, als Überzug und Beschlag, auch gelöst in Grubenwassern (Zementwassern) und wird erhalten, indem man Kupferoxyd (Kupferhammerschlag) in verdünnter Schwefelsäure [* 2] oder metallisches Kupfer [* 3] in heißer konzentrierter Schwefelsäure löst (bei der letzten Operation entweicht schweflige Säure, und etwas Schwefelkupfer scheidet sich ab).
Man erhält auch Kupfervitriol
, wenn man das
Kupfer mit verdünnter
Schwefelsäure bei Luftzutritt oder mit verdünnter salpetersäurehaltiger
Schwefelsäure behandelt. Zur
Darstellung im großen verdampft man Zementwasser zur
Kristallisation, oder
man erhitzt
Kupfer im Flammofen mit
Schwefel, röstet das gebildete
Schwefelkupfer und laugt das
Produkt mit
Wasser und
Schwefelsäure
aus, um das neben Kupfervitriol
gebildete
Kupferoxyd ebenfalls zu lösen. Man röstet auch Konzentrationsstein
(Spurstein), der aus
Schwefelkupfer
und
Schwefeleisen besteht, laugt mit
Wasser aus und bringt die
Lauge zur
Kristallisation.
Aus der Mutterlauge, welche reich an Eisenvitriol ist, fällt man das Kupfer durch Eisen. [* 4] Man löst ferner geröstetes Schwarzkupfer, Kupferhammerschlag, Malachit (kohlensaures Kupferoxyd) in Schwefelsäure und läßt über Kupfergranalien, Kupferabfälle etc. wiederholt warme verdünnte Schwefelsäure fließen, oder man röstet kupferhaltige Eisenkiese, laugt mit Wasser aus, fällt mit Schwefelwasserstoff Schwefelkupfer und röstet dies. Beim Affinieren, bei der Silbergewinnung [* 5] nach Ziervogel und bei der Verarbeitung von Kupferjodür auf Jod entsteht als Nebenprodukt.
Zur
Reinigung von rohem Kupfervitriol
kristallisiert man ihn um, oxydiert aber vorher darin enthaltenen
Eisenvitriol durch Erhitzen im
Flammofen, wobei unlösliches
Eisenoxyd entsteht, oder fällt das
Eisen durch kohlensaures
Kupferoxyd. Über
den eisenhaltigen Kupfervitriol
des
Handels s.
Eisenvitriol.
Schwefelsaures
Kupferoxyd bildet lasurblaue
Kristalle
[* 6] mit 5
Molekülen
Kristallwasser,
vom spez. Gew. 2,28, besteht in 100 Teilen aus 31,85
Kupferoxyd, 32,07
Schwefelsäure und 36,08
Wasser, schmeckt herb, widrig metallisch, reagiert sauer, und 100 Teile
Wasser
lösen bei 10°: 36,9, bei 20°: 42,3, bei 40°: 56,9,
bei 80°: 118, bei 100°: 203,3 Teile Kupfervitriol.
Den
Gehalt der
Lösungen von verschiedenen spezifischen
Gewichten (15°) an kristallisiertem
Kupfervitriol
zeigt folgende
Tabelle:
In
Alkohol ist Kupfervitriol
unlöslich. Er verwittert in trockner
Luft oberflächlich, wird bei 200° wasserfrei
und weiß und zerfällt erst in starker Glühhitze in
¶
mehr
Kupferoxyd, Sauerstoff und schweflige Säure. Das wasserfreie Salz
[* 8] ist sehr hygroskopisch und dient zum Entwässern des Alkohols.
Man benutzt in der Färberei und Zeugdruckerei, zur Darstellung von Kupferfarben, in der Galvanoplastik,
[* 9] zum Konservieren des
Holzes und der Tierbälge, zum Brünieren des Eisens, zum Färben des Goldes, zum Präparieren der Thonmasse
im Draconschen Chlorbereitungsprozeß, zum Beizen des Saatgetreides, zum Ausbringen des Silbers aus seinen Erzen, als Brechmittel
bei narkotischen Vergiftungen, Krupp, Diphtheritis, bei Phosphorvergiftung, Diabetes, auch äußerlich als Ätzmittel etc. Bei
Einwirkung von Kupferoxyd, kohlensaurem Kupferoxyd, ätzenden oder kohlensauren Alkalien auf Kupfervitriol
entstehen basische Salze, welche
sich zum Teil in der Natur in mehreren Mineralien
[* 10] finden, auch in der Farbentechnik benutzt werden.
Mit überschüssigem Ammoniak gibt Kupfervitriol
eine tief lasurblaue Lösung, aus welcher nach vorsichtigem Übergießen mit Alkohol schwefelsaures
Kupferoxydammoniak (Kupfersalmiak) CuSO4 + 4NH3 + H2O kristallisiert. Diese großen, tief
dunkelblauen Kristalle riechen schwach ammoniakalisch, schmecken ekelhaft metallisch-ammoniakalisch, verlieren an der Luft
Wasser und Ammoniak und lösen sich in 1,5 Teilen Wasser. Man benutzt das Salz in der Feuerwerkerei und als
Arzneimittel. Kupfervitriol
war schon den Alchimisten bekannt, welche oft von eisenhaltigem Kupfervitriol (Verbindung von Venus und Mars)
[* 11] ausgingen,
um den Stein der Weisen zu finden. Van Helmont erhielt 1644 Kupfervitriol
durch Erhitzen von Kupfer mit Schwefel an der
Luft und Glauber 1648 aus Kupfer und Schwefelsäure.