Ktesĭas,
aus Knidos in Karien, Geschichtschreiber, Zeitgenosse Xenophons, hielt sich 17 Jahre (Anfangs- und Endpunkt dieses Aufenthalts ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen) am Hof [* 3] des Perserkönigs Artaxerxes Mnemon auf, dessen in der Schlacht bei Kunaxa empfangene Wunde er heilte. Er erwarb sich hier eine umfassende Kenntnis der Verhältnisse des persischen Reichs und seiner Geschichte und schrieb unter Benutzung der persischen Geschichtsbücher und Archive und auf Grund der einheimischen Sagen, nachdem er in seine Heimat zurückgekehrt war, in ionischem Dialekt in 23 Büchern seine »Persica«, worin er in den sechs ersten Büchern die Geschichte der assyrisch-babylonischen Reiche bis zur Gründung des persischen, in den sieben folgenden die Geschichte dieses letztern bis zum Ende der Regierung des Xerxes, in den übrigen die Geschichte der folgenden persischen Könige bis zum Jahr 398 v. Chr. behandelte.
Wir besitzen von dem Werk, dessen Glaubwürdigkeit übrigens von den Alten mehrfach angegriffen wird, nur einen dürftigen
Auszug in der
Bibliothek des Photius und einige ausführlichere
Fragmente bei Diodor,
Athenäos, Plutarch
(»Artaxerxes«) u. a. Das zweite
Buch Diodors, dem wir das meiste, was wir außer den
Monumenten und ihren
Inschriften über die
assyrisch-babylonischen
Monarchien wissen, verdanken, ist fast ganz aus Ktesias
genommen. Auch über
Indien schrieb Ktesias
eine kleinere
Schrift, wovon sich ebenfalls bei Photius ein dürrer
Auszug vorfindet. Außerdem werden noch einige geographische
Schriften von Ktesias
angeführt, von denen gar nichts auf uns gekommen ist. Gesammelt wurden die
Fragmente von
Bekker in der
Ausgabe
des Photius (Berl. 1824), von
Lion
(Götting. 1823), von
Bähr (Frankf. 1824) und von
Müller (im Anhang zur
Ausgabe des Herodot,
Par. 1858).
Vgl.
Blum, Herodot und Ktesias
(Heidelb. 1836);
Rüter, De Ctesiae Cnidii fide et auctoritate (Bielef. 1877).