Kruzifix
(eigentlich der Kruzifix
, vom lat. crucifixus, »der
Gekreuzigte«),
das
Bild
Christi am
Kreuz,
[* 2] in
Holz,
[* 3]
Metall,
Elfenbein etc. ausgeführt. Dasselbe trat erst seit
dem 5. Jahrh. an
Stelle des
Kreuzes, welches bis dahin das
Symbol
Christi gewesen war. Bis zum Ende des 9. Jahrh. wurde der Gekreuzigte
lebend dargestellt. Man findet ihn sowohl mit einem schmalen
Schurz als auch mit einem langen Gewand oder
mit einer von den
Hüften bis auf die
Füße reichenden
Tunika bekleidet. Im
Mittelalter kommt nur der schmale
Schurz vor. Auf
den ältesten noch vorhandenen Kruzifixen
(in einer syrischen Evangelienhandschrift vom
Mönch Rabula und dem zu
Monza aus
dem 6. und Anfang des 7. Jahrh.) ist
Christus mit vier
Nägeln an
Händen und
Füßen dargestellt.
Die byzantinischen Kruzifixe
[* 4] sind besonders an der starken Ausbiegung des
Körpers kenntlich, die in
geringerm
Maß auch von
deutschen und italienischen Künstlern nachgeahmt worden ist. Gegen das Ende des
Mittelalters gewann die
Kreuzigung mit gekreuzten
Füßen (also im ganzen mit drei
Nägeln) immer mehr Verbreitung. Man unterschied Altarkreuze und Vortragkreuze.
Erstere waren mit einem
Fuß, letztere unten mit einer eisernen
Spitze versehen, um auf
Stangen gesteckt zu werden, da sie bei
den
Prozessionen voraufgetragen wurden (s. Abbildungen 1-3). Bisweilen wurden zu den Vortragkreuzen
Füße gearbeitet, so daß sie auch als Altarkreuze verwendet werden konnten (s.
Tafel
»Goldschmiedekunst«,
[* 5] Fig. 10). Als vornehmster Altarschmuck erhielt das Kruzifix
frühzeitig
eine kostbare
Ausstattung.
Wenn es aus
Metall
(Gold,
[* 6]
Silber,
Bronze,
[* 7]
Kupfer)
[* 8] gefertigt war, wurde es mit
Email, mit (meist antiken)
Gemmen,
[* 9]
Kameen,
Edelsteinen,
Bergkristallen,
Filigran etc. verziert. Die künstlerisch bedeutendsten Kruzifixe
gehören der
romanischen und gotischen
Epoche an. Der gotische
Stil erhielt sich für Kruzifixe
noch in der Renaissancezeit (s. Tafel
»Goldschmiedekunst«,
Fig. 6). Die spätere
Kunst legte ein Hauptgewicht auf die naturalistische Durchbildung des
Leichnams
Christi.
Vgl. E.
Dobbert,
Zur Entstehungsgeschichte des Kruzifix
(im »Jahrbuch der königlich preußischen
Kunstsammlungen«, Bd. 1, Berl.
1880), und die Litteratur bei
Kreuz.
^[Abb.: Fig. 1. Vortragkreuz im Germanischen Museum zu Nürnberg. [* 10] Fig. 3. Emailliertes Vortragkreuz (Museum zu Stockholm). [* 11] Fig. 2 befindet sich auf der vorangehenden Seite.]