Kreide
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Kreide
Kreide
(weiße Kreide
), weißer, feinerdiger, lockerer und deshalb abfärbender
Kalkstein, aus sehr
kleinen Kalkscheibchen (sogen.
Kokkolithen, deren organische Abstammung zweifelhaft ist) und Foraminiferenschalen bestehend,
daneben
Bryozoen,
[* 2]
Fragmente von
Mollusken- und Krebsschalen (vgl. Abbildung). Diese gewöhnliche weiße Kreide
ist
ein wichtiges und in
England,
Frankreich,
Rügen etc. sehr mächtiges
Glied der
[* 3] (obern)
Kreideformation,
[* 4] welche ihr
den
Namen verdankt.
Sogenannte Kreide
aus andern
Systemen ist meist der wahren Kreide
nur oberflächlich ähnlich und bei näherer
Prüfung von derselben
petrographisch und genetisch verschieden. Eine besondere
Abart bildet die mit
Glaukonit (nicht
Chlorit) gemengte glaukonitische
Kreide
(fälschlich chloritische Kreide
genannt), eine weitere der sogen.
Kreidetuff von
Maastricht,
[* 5] aus fein geriebenen
Korallen-,
Bryozoen-,
Foraminiferen- und andern Resten bestehend.
An sich ist die Kreide
nur undeutlich geschichtet, wohl aber sind
die ihr oft eingelagerten Feuersteinknollen lagenweise verteilt.
In den
Handel kommt das rohe
Gestein und wird namentlich in
Soda- und Chlorkalkfabriken sowie in
Glashütten und chemischen
Fabriken
benutzt, auch zu
Mörtel gebrannt.
An sich unreine, namentlich häufig Quarzbeimengungen führende Kreide
gesteine
werden geschlämmt und liefern dann die
Schlämmkreide. Die durch
Handscheidung von den Beimengungen getrennte und durch ein
Räderwerk von den gröbsten
Steinen befreite Kreide
fällt, auf einer schiefen
Ebene hinabrollend, in einen Schlämmbottich, in
welchem sie durch eine mit eisernen
Kratzen versehene rotierende
Welle mit seitlich zufließendem
Wasser
gemischt wird.
Die abfließende Kreide
milch, welche die feinsten Kreideteilchen suspendiert enthält, gelangt in tiefer stehende Sammelbottiche
und wird von dort durch eine
Pumpe
[* 6] nach dem viel höher stehenden Trockenhaus gefördert. Hier wird die
Milch in Absatzbottichen
aufgefangen, das klare
Wasser abgelassen und die abgesetzte Kreide
nach einigem Abtrocknen in
Ziegel gestrichen
und in
Schuppen getrocknet. Die geschlämmte Kreide
dient als
Wasserfarbe,
Untergrund
von Vergoldungen, zum
Putzen und
Polieren von
Metallen, zur
Entwickelung von
Kohlensäure, zum
Neutralisieren von
Säuren, z. B. bei der
Zitronensäure- und Weinsäurefabrikation,
bei der Bereitung von
Stärkezucker mit
Schwefelsäure,
[* 7] ferner in der Krappfärberei, als Zusatz zu
Kitten,
als Verdickungsmittel mehrerer
Farbstoffe, zur
Entfernung von
Flecken etc.
Geschnittene Kreide
zum Schreiben besteht aus vorzüglich
reiner und weißer
Masse, welche in stängelig-viereckige, cylindrische oder konische
Formen geschnitten und mit
Papier beklebt
wird.
Spanischweiß (Wiener Weiß, Dänischweiß, Marmorweiß, Blanc de Meudon, Blanc de Troyes, Bologneser, Champagner Kreide) ist feinste geschlämmte Kreide, die als Malerfarbe und zum Putzen dient. Sehr schön ist die Kreide von Möen, Köln [* 8] und Bologna. Die Kreide von Rügen heißt auch Breslauer Kreide. Legt man in Wasserglas (kieselsaures Natron), so findet Zersetzung statt; die Kreide überzieht sich infolge davon mit einer Kruste von kieselsaurem Kalk, erlangt dadurch eine sehr große Härte und kann poliert werden. Braune Kreide ist s. v. w. Umbra, Kesselbraun, Kölnische Erde;
Briançoner Kreide, spanische Kreide, venezianische Kreide, s. v. w. Speckstein;
schwarze Kreide, s. Thonschiefer;
rote Kreide, s. Rötel.
Vgl. Zittel, Die Kreide (Berl. 1876).
[* 1] ^[Abb.: Mikroskopische Ansicht der weißen Schreibkreide. Foraminiferen, b Bryozoen, c Kokkolithen.]