[* 2]
(AstacusL.), Krustaceengattung aus der Unterordnung der Dekapoden, der
Horde der Langschwänze und
der
Familie der
Krebse (Astacina),
Meer- und Süßwasserbewohner mit krustiger Körperbedeckung, seitlich zusammengedrücktem
Cephalothorax, abgeflachtem Nachleib und zwei nebeneinander eingelenkten Fühlerpaaren, von denen die äußern am
Schaft mit
einer kleinen oder ganz verkümmerten
Schuppe versehen sind. Das erste Beinpaar ist stets in große
Scheren
[* 3] verwandelt, die
beiden folgenden sind zuweilen ebenfalls scherenförmig, aber klein.
Die Jugendformen der über alle
Erdteile verbreiteten
Gattung unterscheiden sich vom ausgebildeten
Tier nur wenig; der dem
Ei
[* 4] entschlüpfende Flußkrebs entbehrt nur einer ausgebildeten Schwanzflosse. Der gemeine Flußkrebs (A. fluviatilisRond., s.
Tafel
»Krebstiere«,
[* 5] Fig. 1 u. 2), 15
cm lang und 120-140 g schwer, grünlichbraun, über fast ganz
Europa
[* 6] verbreitet, lebt in fließenden Gewässern und in
Seen, am liebsten an Steilufern, wo er bei
Tage zwischen
Wurzeln und in Löchern
sich verkriecht, aber auch an Flachufern unter
Steinen und nährt sich von
Aas,
Schnecken,
[* 7]
Würmern, Insektenlarven etc., welche
er nachts erbeutet.
In denWintermonaten verläßt er kaum sein
Loch. Er häutet sich im Juni, frißt den
abgeworfenen
Panzer, wartet die Erhärtung des neuen
Panzers in einem Schlupfwinkel ab und begattet sich im
Oktober, worauf
sich das Weibchen in ein Erdloch
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zurückzieht und hier verweilt, bis die am Bauch
[* 9] angeklebten 200-400 großen, anfangs blauschwarzen, später roten und gelben
Eier
[* 10] gezeitigt sind. Die 15 mm langen Jungen schlüpfen im Mai aus und werden im fünften oder sechsten Jahr fortpflanzungsfähig.
Die großen, über 100 g schweren Krebse sind über 20 Jahre alt. Im Magen
[* 11] der Krebse bilden sich die sogen.
Krebsaugen (s. d.), welche nach der Häutung verdaut werden, um zur Bildung des neuen Panzers verwendet zu werden.
Mit Vorteil hat man den Krebs für den Markt gemästet (Clairfontaine bei Rambouillet). Den bedeutendsten Krebshandel hat Berlin,
[* 12] welches sich aus der Mark, Pommern,
[* 13] Ost- und Westpreußen
[* 14] versorgt und diese allgemein unter dem Namen Oderkrebse
gehenden Krebse nach Sachsen,
[* 15] Hannover,
[* 16] der Rheinprovinz,
[* 17] besonders nach Frankreich liefert. Auch England bezieht jährlich mehr
als 15,000 Schock Krebsschwänze. Man fängt den in Reusen und Fangkasten und bewahrt ihn für den Winter in großen, von Quellwasser
durchströmten Behältern. 8-14 Tage lassen sich gut abgetrocknete Krebse in einem kühlen Keller lebend
erhalten, wenn man sie in einem Korb oder Netz aufhängt.
Früher waren die Gewässer ungemein reich an Krebsen, und noch im 17. Jahrh. bezog Küstrin
[* 18] große Einnahmen aus dem Handel
mit den Warthekrebsen, deren in einem Jahr an 32,5 Mill. Schock über Küstrin versandt wurden. Die Oder
ist seit Regulierung des Oderbruchs arm an Krebsen, in vielen Gewässern ist der Krebs durch andre Verhältnisse zurückgedrängt
worden, und in neuester Zeit hat die Krebspest (s. d.) große Verwüstungen angerichtet. Krebszucht ist wegen
des langsamen Wachstums nicht rentabel; mit Erfolg hat man aber in Elsaß-Lothringen,
[* 19] Bayern,
[* 20] Thüringen
und in der Oder alte Krebse ausgesetzt, um Nachkommenschaft zu erzielen.
Bachkrebse sind schmackhafter als Flußkrebse; letztere sind dunkelbraun und in der Qualität fast gleich, während Seekrebse
in Qualität und Färbung mannigfach abweichen. Kalmusreiche Gewässer liefern bittere Krebse. Am schmackhaftesten sind die
Krebse nach der ersten Häutung, die in Flüssen und Bächen im Juni, in Seen im Juli erfolgt. Sehr fett ist
der Krebs auch noch bis Oktober. Sein schmackhaftes Fleisch ist schwer verdaulich. Das Rotwerden der Krebse beim Kochen beruht auf
der Zerstörung eines bläulichen Farbstoffs, welcher im Leben den roten Farbstoff verdeckt.
(Carcinoma), in der Medizin ein eigentümliches, durch Wucherung normaler Gewebselemente entstehendes Gewächs,
das stetig weiter um sich greift und dabei in seinen ältern Partien gewöhnlich geschwürig zerfällt oder schrumpft, das
sich ferner auf die Lymphdrüsen weiter verbreitet und endlich auf andere, namentlich
innere Organe übertragen
werden kann (Krebsmetastasen). Nach Konsistenz der Krebsformen unterscheidet man Scirrhus, Faserkrebs und Markschwamm (Fungus
medullaris, Encephaloid, Galactomyctis).
Der Krebs geht stets von den Zellüberzügen (Epithelien) der Organe aus, indem diese wuchern und sich in die unter
ihnen liegenden Schichten einsenken. Er kommt deshalb ursprünglich (primär) nur an und in solchen Organen
vor, welche Epithelien tragen. Diese sind die äußere Haut
[* 24] und alle auf der äußern Haut sich öffnenden Drüsen, ferner alle
Schleimhäute und die mit diesen zusammenhängenden oder von ihnen abstammenden Drüsen. BeimManne kommt der Krebs am häufigsten
in der Unterlippe, beim Weibe in der Brustdrüse (s. Brustkrebs) zur Beobachtung, aber auch an andern Teilen
des Körpers ist er bei beiden Geschlechtern nicht selten, so in der Gesichtshaut, an den Geschlechtsteilen (beim Weibe namentlich
an der Gebärmutter),
[* 25] im Magen, im Mastdarm, an der Zunge, im Kehlkopf
[* 26] u. s. w. Anfangs stellt sich der Krebs meist als eine knotige,
nicht ganz scharf begrenzte Verhärtung dar.
Diesen Charakter kann er auch bei weiterm Wachstum bewahren, gewöhnlich geht er aber in ein um sich fressendes Geschwür
über, seltener in eine pilzartig hervorwuchernde Geschwulst. Nach einigen Monaten erkranken die Lymphdrüsen und bilden neue
(sekundäre) Krebsgeschwülste, welche immer weiter um sich greifen, auch immer weitere Drüsen befallen.
Von den Lymphdrüsen wird der Krebs schließlich oft noch auf andere Organe übertragen, namentlich auf die Knochen,
[* 27] die Leber,
die Lungen.
Die Beschwerden, welche durch den Krebs hervorgerufen werden, sind hauptsächlich von seinem Sitz abhängig. Er zerstört
die von ihm befallenen Organe und macht dieselben funktionsuntüchtig. In Hohlorganen, wie dem Magen,
dem Mastdarm, der Speiseröhre, führt er zur Verengerung. In den meisten Fällen ist das Übel, wenigstens in den spätern
Stadien, auch mit heftigen Schmerzen verbunden. Da die Krankheit immer weiter fortschreitet, führt sie, wenn nicht andere
Leiden
[* 28] früher dem Leben ein Ende machen, nach einigen Jahren zum Tode. Die weichern Krebsformen verlaufen
im allgemeinen schneller als die härtern, schrumpfenden. Krebs lebenswichtiger Organe, z. B.
des Magens, machen selbstverständlich frühzeitiger bedeutende Störungen wie die der äußern Haut. Die Ursache des Krebs ist
unbekannt; ansteckend ist das Übel nicht, wahrscheinlich auch nicht erblich. Bei jüngern Personen kommt der Krebs fast
nie vor; erst nach dem 40. Lebensjahre pflegt er zu entstehen. Begünstigt wird das Entstehen des Krebs besonders
durch chronische Entzündungen und Traumen (Stoß, Schlag u. s. w. mit entsprechender Gewebsquetschung).
Die einzige wirksame Behandlung des Krebs besteht in der radikalen Ausrottung des Gewächses. Diese kann in der Regel
nicht mit einem Ätzmittel, sondern nur durch sorgfältige Auslösung mit dem Messer
[* 29] (Exstirpation) geschehen.
Wird der Krebs sehr frühzeitig ausgerottet, so kann man fast sicher auf vollständige Heilung rechnen. Wird die Operation jedoch
erst vorgenommen, nachdem das Gewächs größer geworden, so ist sie oft nur von vorübergehendem Nutzen; die Geschwulst tritt
nach einiger Zeit wieder auf. Die Heilung hängt beim Krebs also
Krebs (Krankheit der P
* 30 Seite 60.704.
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
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mehr
von frühzeitiger operativer Behandlung ab. Über weitere bösartige Geschwulstformen s. Sarkom.
Vgl. Lebert, Traité des maladies cancéreuses (Par. 1851);
Thiersch, Der Epithelialkrebs, namentlich der Haut (Lpz. 1865);
ein Teil der Rüstung,
[* 33] bezeichnet bisweilen den ganzen, aus beweglichen Schienen zusammengesetzten, der Hülle
des Krebs ähnlichen Harnisch.
Gewöhnlich versteht man unter Krebs nur die Schirmdecken des Oberschenkels,
die mit Riemen an dem Vorderschurz befestigt waren. - Krebs, Kriegsmaschine, s. Mauerbohrer.
nördl. Sternbild in der Ekliptik und zugleich viertes Zeichen des Tierkreises ( ^[img]), wahrscheinlich im Altertum
deshalb so benannt, weil in ihm die Sonne
[* 34] ihren höchsten Stand im Sommer erreichte, wonach sie umkehrte und
sich wieder nach dem Äquator hinwandte.
Das Sternbild ist arm an hellern Sternen, zwischen den beiden Sternen 4. Größe gamma
und delta, dem sogenannten nördl. und südl. Esel, befindet sich
ein als Krippe (Praesepe) bekannter, dem bloßen Auge
[* 35] sichtbarer Sternhaufen.
[* 2] Karl, Musiker, geb. zu Nürnberg,
[* 36] hieß eigentlich Miedcke, nahm jedoch den Familiennamen
seines Adoptivvaters, des Opernsängers J. B. Krebs, an, dem er den ersten musikalischen Unterricht verdankte. Seit 1826 wirkte
Krebs als Dirigent in Wien, dann von 1827 an sehr verdienstvoll in Hamburg.
[* 37] 1850 wurde er Hofkapellmeister in Dresden,
[* 38] wo er starb.
Seine Kompositionen bestehen in zahlreichen Klavierstücken, Liedern, Messen und mehrern Opern («Silva»
1830, «AgnesBernauer» 1835). - Seine Gattin, Aloisia Krebs-Michalesi, geb. in Prag,
[* 39] war eine bekannte Opernsängerin.
- Ihre Tochter, Mary Krebs, geb. in Dresden, ist eine vorzügliche Pianistin.