Krankheiten
(bei verschiedenen
Menschenrassen).
[* 2] Während die Eingebornen der Tropenländer der
Malaria
(Sumpf- und
Wechselfieber)
und dem Gelbfieber eine größere Widerstandsfähigkeit entgegensetzen als die in den
Tropen lebenden
Europäer, werden erstere
von andern Krankheiten
, insbesondere von
Lungentuberkulose,
Blattern,
Masern und
Grippe, häufiger und in gefährlicherer
Weise heimgesucht als letztere. So sind z. B. auf den
Fidschi-Inseln innerhalb weniger
Monate
ca. 50,000 Eingeborne an
Masern
gestorben.
Die geringere Empfänglichkeit der Farbigen gegen Malaria und Sumpffieber ist nach Buchner eine Teilerscheinung der allgemeinen Anpassung der tropischen Bevölkerung [* 3] an ihr Klima; [* 4] Stockvis bringt dieselbe in Zusammenhang mit dem Umstand, daß im Gegensatz zu den in den Tropen lebenden Europäern die dortigen Eingebornen meistens keine Spirituosen genießen. Auch beweist die Mortalitätsstatistik der in Tropenländern stationierten englischen und holländischen Truppen, daß die Sterblichkeit unter denselben zwar anfangs eine beträchtliche ist, daß dieselbe jedoch Hand [* 5] in Hand gehend mit der Einführung von hygienischen Maßregeln (Beschaffung von gutem Trinkwasser, Herstellung gesunder Wohnungen, Trockenlegung von Sümpfen etc.) von Jahr zu Jahr abnimmt.
Bei der verschiedenen Widerstandsfähigkeit verschiedener
Völker kommt auch die
Ernährung in Betracht, wie denn z. B. in
Japan
[* 6] und
Ostindien
[* 7] die vorwiegend von
Vegetabilien lebenden Eingebornen von der
Beri-Beri weit häufiger und
heftiger befallen werden als die daselbst lebenden
Europäer, die viel
Fleisch essen. Daß die Widerstandsfähigkeit gegen
Krankheiten
, bez. die größere oder geringere
Sterblichkeit bis zu gewissem
Grade durch die
Rasse bedingt wird, dafür spricht der Umstand,
daß bei den in den
Vereinigten Staaten
[* 8]
Nordamerikas lebenden
Negern und Negermischlingen jährlich auf 1000
Personen
durchschnittlich 17,3 Sterbefälle, auf die daselbst lebenden
Indianer auf 1000
Personen sogar 23,6 Sterbefälle kommen, während
unter der weißen
Bevölkerung der
Vereinigten Staaten die jährliche Durchschnittssterblichkeit nur 14,7 auf 1000 beträgt.
Daß bei der weißen Rasse der brünette Typus (schwarzes Haar, [* 9] dunkle Augen und dunkler Teint) dem blonden Typus (blondes Haar, blaue Augen und heller Teint) in gesundheitlicher Hinsicht überlegen ist, folgert de Candolle aus den Ergebnissen der in Nordamerika [* 10] an 600,000 Konskriptionspflichtigen angestellten Untersuchungen. Es wurden bei dieser Gelegenheit von blonden Individuen durchschnittlich 385 auf 1000, von brünetten Personen nur 332 Personen auf 1000 wegen körperlicher Mängel oder Krankheit militäruntauglich befunden.
Bemerkenswert ist die Widerstandsfähigkeit der Naturvölker gegen Verletzungen, operative Eingriffe und dergleichen. Verwundungen, die das Leben des Europäers in Gefahr bringen, werden von der Mehrzahl der Farbigen verhältnismäßig leicht überstanden. Schon der vorgeschichtliche Mensch hat eine bedeutende Widerstandsfähigkeit gegen operative Eingriffe besessen, wie die von Broca und Prunières in vorgeschichtlichen Fundstätten Frankreichs aufgefundenen Schädel beweisen, welche erkennen lassen, daß an den betreffenden Individuen zu Lebzeiten die Trepanation des behaarten Kopfes ausgeführt wurde, und daß dieselben die Operation glücklich überstanden haben.
Vgl.
Buchner, Über die
Disposition verschiedener
Menschenrassen
gegenüber den Infektionskrankheiten
und über
Akklimatisation (Hamb. 1887), Stockvis, Vergleichende
Rassenpathologie
und die Widerstandsfähigkeit des Europäers in den
Tropen (Berl. 1890);
Heimann, Sterblichkeit der farbigen Bevölkerung im Verhältnis zur Sterblichkeit der weißen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten Nordamerikas (»Zeitschrift für Ethnologie«, 1888);
Bartels, Kulturelle und Rassenunterschiede in Bezug auf die Wundkrankheiten
(ebenda 1888).