Titel
Korund
,
[* 2]
Mineral aus der
Ordnung der
Anhydride, kristallisiert rhomboedrisch, findet sich eingewachsen oder lose, in kleinen
Geröllen und
Körnern, derb in individualisierten
Massen und in groß- bis feinkörnigen
Aggregaten. Er ist zuweilen farblos,
wasserhell oder weiß, doch meist gefärbt, zumal blau und rot, auch grau, gelb, braun und grün, glasglänzend,
durchsichtig bis fast undurchsichtig,
Härte 9 (also nächst dem
Diamant
[* 3] das härteste
Mineral), spez. Gew. 3,9-4, besteht aus
Thonerde Al2O3 und enthält als
Pigmente sehr geringe
Mengen
Chrom oder
Eisen.
[* 4] Korund
findet sich meist auf sekundärer
Lagerstätte lose im
Sand oder im Schuttland, auf ursprünglicher Lagerstätte eingewachsen in
Granit,
Syenit,
Basalt,
Gneis,
Talk- und Hornblendegesteinen auf
Lagern von
Eisenglanz und Magneteisenstein.
Man unterscheidet mineralogisch drei Varietäten:
1)
Edler Korund
ist farblos, gelb, blau
(Saphir), grün, rot
(Rubin). Die
Kristalle
[* 5] zeigen bisweilen verschiedene
Farben, doch kann
man weiße
Flecke des
Rubins durch vorsichtiges
Glühen beseitigen. Erhitzt man kleine Rubinkristalle zum
Glühen, so werden sie beim Erkalten farblos, dann grün, zuletzt aber wieder schön rot.
Blauer
Saphir kann durch
Hitze entfärbt
werden und steht dann im
Glanz dem
Diamant am nächsten. Bei beiden
Edelsteinen wird die
Farbe wohl durch
Chrom erzeugt,
wenigstens kann man aus reiner
Thonerde durch geringen Zusatz von
Chrom blaue und rote
Kristalle erhalten.
Die meisten und schönsten Rubine und Saphire liefern Birma, Ceylon, [* 6] Badachschan in der Tatarei; auch aus Südamerika, [* 7] Ballarat in Victoria, [* 8] den Hangingrockgraben in Neusüdwales, Böhmen [* 9] (Iserwiese, Podsedlitz und Triblitz) und von Expailly, unfern Le [* 10] Puy im Velay, kommen diese Edelsteine [* 11] in den Handel. Man findet sie ferner in Nordamerika, [* 12] in Siebenbürgen (Olahpian), der Lombardei (Brendola), in Sachsen [* 13] (Hohenstein), [* 14] im Basalt zu Unkel a. Rh., bei Niedermendig, Poppelsberg und Jungfernberg im Siebengebirge, am Laacher See in vulkanischen Auswürflingen etc. Man unterscheidet im Handel die intensiv gefärbten Steine als männliche von den heller gefärbten weiblichen.
Der dunkel karmesinrote ist der Rubin (orientalischer Rubin, Anthrax des Theophrast, indischer Carbunculus des Plinius), der dunkel- bis hellblaue der Saphir (orientalischer Saphir, nach der Insel Saphirine im Arabischen Meer, Cyanus des Plinius; Griechen und Römer [* 15] verstanden unter Saphir den Lasurstein);
sehr hellblauer Saphir heißt Wassersaphir, schwärzlich- oder grünlichblauer Katzen- oder Luchssaphir;
der hochgelbe bis bräunlich strohgelbe ist der orientalische Topas [* 16] (Topas-Saphir), der den eigentlichen Topas durch sein schönes Feuer weit übertrifft;
der grünlichblaue, ¶
mehr
undurchsichtige Korund
ist der orientalische Aquamarin, durch Glanz und Härte vor dem eigentlichen Aquamarin ausgezeichnet; der
grüne (gewöhnlich mit einem Stich ins Gelbe) ist der orientalische Smaragd,
[* 18] der seltenste aller Edelsteine, weniger schön
von Farbe als der eigentliche Smaragd, aber glänzender. Ebenso ist der gelblichgrüne Korund
(orientalischer Chrysolith) dem Chrysoberyll
in der Farbe sehr ähnlich, besitzt aber höhern Glanz. Morgenroter Korund
mit einem Stich ins Gelbliche oder Weißliche ist der
orientalische Hyacinth, schwach violblauer Korund
der orientalische.
Amethyst (Amethyst-Saphir, Violett-Rubin), durch Glanz und feines, feuriges Farbenspiel vor dem gewöhnlichen Amethyst ausgezeichnet. Weißer Saphir (Leukosaphir) ist wasserhell, durchsichtig, fast diamantartig glänzend. Manche durchscheinende Saphire zeigen, besonders wenn sie en cabochon geschliffen sind und die Hauptachse des Kristalls senkrecht auf der Grundfläche des geschnittenen Steins steht, bei auffallendem starken Licht [* 19] einen sechsstrahligen Lichtstern (Sternsaphir, Sternstein, opalisierender Saphir, Asterie und zwar Rubin-, Saphir-, Topasasterie, je nach der Grundfarbe).
Orientalischer Girasol (Saphir- oder Rubinkatzenauge, Sonnenstein) besitzt einen gelblichen, rötlichen oder bläulichen Lichtschimmer auf der konvexen Oberfläche. Diese verschiedenen Edelsteine werden nächst dem Diamant am höchsten geschätzt, und orientalische Rubine und Smaragde sind, wenn ihr Gewicht 3 Karat übersteigt, öfters teurer als Diamanten von gleichem Gewicht und derselben Qualität. Man hat Saphir auch zu Linsen für Mikroskope [* 20] geschliffen und benutzt Rubine zu Achsenlagern in Uhren [* 21] und zum Ziehen feiner Drähte. Bis in die neueste Zeit dienten Rubin und Smaragd als Arzneimittel; jener sollte Gegenliebe erzeugen, dieser dem Beherzten noch mehr Mut machen, vor Bezauberung schützen etc. Rubin und Saphir lassen sich auch künstlich darstellen.
2) Gemeiner Korund
findet sich in Kristallen mit meist rauhen Flächen und in individualisierten Massen, auch
derb, eingesprengt, in Geschieben und Körnern; er besitzt meist trübe Farben und ist nur durchscheinend. Die haarbraune Varietät
von China,
[* 22] welche oft schönen bläulichen Lichtschein zeigt, heißt Diamantspat. Der gemeine Korund
findet sich am St. Gotthard,
bei Krems, zu Biella in Italien,
[* 23] auf Naxos, bei Kuschwa und Barsowskoi im Ural, in Karnatik und Maissur, auf Ceylon, bei Kanton,
[* 24] auf
der Culsageegrube in Nordcarolina in über 150 kg schweren Kristallen. Er dient, wie auch die schlechten Stücke des Saphirs
und Abfälle von der Bearbeitung desselben, zum Schleifen und Polieren andrer Edelsteine, des Glases u. der
Metalle. Über die dritte Varietät des Korunds
, den Schmirgel, s. d.