Konrad
von
Würzburg,
[* 2] mittelhochd. Dichter des 13. Jahrh., war
bürgerlicher Abkunft. Aus der
Heimat vertrieben, durchzog Konrad von Würzburg
Deutschland
[* 3] als armer, wandernder
Sänger, lebte von
seiner
Kunst
und ließ sich zuletzt in Basel
[* 4] nieder.
Dort starb er und ward mit seiner
Frau und seinen Töchtern
an der
Apsis der Marien-Magdalenenkirche begraben. Konrad von Würzburg
ist wegen der sprachlichen Zierlichkeit und Reinheit
wie der außerordentlichen metrischen Korrektheit seiner
Dichtungen als der bedeutendste Vertreter der mittelhochdeutschen
Spätlingsdichtung zu betrachten. Er
war in der lyrischen, epischen und didaktischen
Dichtung thätig und
behandelte ebensowohl die heimisch-volkstümliche wie die ausländisch-ritterliche
Sage; weltliche, geistliche und ausschließlich
religiöse
Stoffe fesselten ihn abwechselnd.
Auch nach dem ältern größern Ritterepos griff er zurück, ohne die im Zeitgeschmack liegenden kleinern novellenartigen
Erzählungen zu vernachlässigen.
Sein größtes Werk (überhaupt die umfangreichste mittelhochdeutsche
Dichtung): »Der trojanische
Krieg«, mit der Fortsetzung etwa 60,000
Verse enthaltend, von
Konrad
von Würzburg
selbst mit dem »unendlichen
Meer« verglichen, ist unvollendet geblieben (hrsg. von
A. v.
Keller, Stuttg., Litterar.
Verein 1858; Anmerkungen von
Bartsch, das. 1877). Gleichfalls unvollendet ist die nach dem
Französischen
verfaßte
Erzählung »Partonopier und Meliur« (hrsg.
von
Bartsch,
Wien
[* 5] 1870),
eine mittelalterliche
Version der
Sage von
Amor und
Psyche. »Die goldene
Schmiede«,
eine Verherrlichung der
Jungfrau
Maria, ist dasjenige Werk
Konrads, in welchem er, wie nirgends anderswo, »den
Glanz seiner
Diktion,
die
Fülle seiner
Rede, den Schimmer seiner
Bilder« entfaltet hat (hrsg. von W.
Grimm, Berl. 1840). Von
Konrads
sonstigen Werken sind hervorzuheben: Legenden vom
»Papst
Silvester« (hrsg. von W.
Grimm,
Götting. 1841) und von dem
Römer
[* 6] »Alexius«
(hrsg. von
Maßmann, Quedlinb. 1843; besser von
Haupt in seiner
Zeitschrift, Bd. 3, 1845);
»Der Welt Lohn«, worin Wirnt von Gravenberg, der Dichter des »Wigalois«, über die Nichtigkeit der Welt durch die Erscheinung eines schönen Weibes, dessen Kehrseite voll Unflat ist, belehrt wird (hrsg. von Roth, Frankf. 1843; auch in v. d. Hagens »Gesamtabenteuern«, Bd. 3, Stuttg. 1850, und in Lambels »Erzählungen und Schwanken«, 2. Aufl., Leipz. 1883);
»Engelhart und Engeltrut«, vielleicht die schönste Erzählung Konrads (hrsg. von Haupt, das. 1844);
»Kaiser Otte« oder »Otto mit dem Barte« (hrsg. von Hahn, [* 7] Quedlinb. 1838; von Lambel in »Erzählungen und Schwänke«, 2. Aufl., Leipz. 1883);
»Klage der Kunst«, eine Allegorie (hrsg. von Joseph, Straßb. 1885) und »Der Schwanritter«, in welchem die Sage von Lohengrin aus dem Gebiet des Grals in das der Karlssage verlegt ist (hrsg. von W. Grimm in »Altdeutsche Wälder«, Bd. 3, Frankf. 1815; von Roth, das. 1861; auch in Müllenhoffs »Altdeutschen Sprachproben«, 2. Ausg., Berl. 1871).
Konrads
Lieder weltlicher und geistlicher Art, überreich an Reimspielereien, sind abgedruckt in
v. d.
Hagens Sammlung
der »Minnesinger« (kritisch hrsg. von
Bartsch in der
Ausgabe der »Partonopier«,
Wien 1870). Eine neudeutsche Übersetzung kleinerer
Dichtungen
von Konrad
von Würzburg
(Lieder,
Otte, der
Welt
Lohn u. a.) besorgte Pannier (Sondersh. 1879).
Vgl. Grimms Einleitung zur »Goldenen Schmiede«; F. Pfeiffer in der »Germania«, [* 8] Bd. 12 (1867).